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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Terrororganisation kurdischer Fundamentalisten namens Ansar al-Islam. Diese Annahme beruht auf Aussagen des früheren interimistischen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi, der behauptet, die Information in den Archiven des irakischen Geheimdienstes gefunden zu haben. Sarkawi wurde nach der amerikanischen Invasion im Jahr 2003 der Führer des irakischen Zweigs von al-Qaida.
     
    O’NEILL HEGTE die Sorge, dass al-Qaida angesichts des nahenden Jahrtausendwechsels die Gunst der Stunde nutzen würde, um ihrem Krieg gegen Amerika einen dramatischen Anstrich zu geben. Er war davon überzeugt, dass die islamistischen Terrorgruppen einen Brückenkopf in den Vereinigten Staaten errichtet hatten. Doch seine Vorgesetzten waren anderer Meinung. Direktor Freeh erklärte in Sitzungen im Weißen Haus wiederholt, dass al-Qaida keine Bedrohung für das amerikanische Territorium darstelle. Bis Juni 1999 schaffte es Bin Laden nicht einmal auf die FBI-Liste der meistgesuchten Verbrecher.
    O’Neill sah eine Eskalation in den Attacken von al-Qaida, und er war, wie er Freunden gegenüber bekundete, davon überzeugt, dass die USA bald an der Reihe seien. Dieser Eindruck verstärkte sich in der zweiten Hälfte des Jahres 1999. O’Neill wusste, welche Bedeutung die Wahl des Zeitpunkts und die Symbolik für Bin Laden hatten, und die Jahrtausendwende stellte eine unvergleichliche Gelegenheit dar, einen spektakulären Effekt zu erzielen. O’Neill war der Meinung, das Ziel der Terroristen werde ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur sein: die Wasserversorgung, das Stromnetz, vielleicht das Verkehrssystem. 24 Doch zu seiner Frustration gab es keinerlei geheimdienstliche Erkenntnisse, mit denen er seine Hypothese hätte stützen können.
    Im Dezember 1999 verhafteten die jordanischen Behörden 16 Terrorverdächtige, die offenbar Bombenanschläge auf das Radisson-Hotel in Amman und eine Reihe von Tourismuszielen geplant hatten. Zu den Verschwörern gehörte wohl auch al-Sarkawi, der allerdings nicht gefasst werden konnte. Die Jordanier entdeckten auch ein sechsbändiges Trainingshandbuch von al-Qaida auf CD-ROM. Der jordanischen Zelle gehörten mehrere arabischstämmige Amerikaner an.
    Die CIA warnte vor Anschlägen auf amerikanischem Boden, konnte jedoch keine detaillierten Informationen liefern. 25 Die Luftfahrtbehörde FAA, der Grenzschutz, die Nationalgarde, der Secret Service und sämtliche Sheriffbüros und Polizeidienststellen im Land wurden in Alarmbereitschaft versetzt, aber es gab keinen konkreten Hinweis auf eine bevorstehende Attacke. Die Furcht vor einem Terroranschlag floss in die allgemeine Jahr-2000-Hysterie ein, denn es wurden große Probleme mit der Umstellung der Computer auf den Jahrtausendwechsel erwartet, manche Experten hielten sogar einen Zusammenbruch der technologischen Welt für möglich.
    Am 14. Dezember hielt eine Grenzpolizistin in Port Angeles im Bundesstaat Washington einen Algerier namens Ahmed Ressam an, dessen offenkundige Nervosität ihren Verdacht geweckt hatte. Sie forderte ihn auf, aus dem Auto auszusteigen. Ein weiterer Grenzschützer öffnete den Kofferraum und sagte: „Hey, hier ist etwas.“Ein dritter Kollege packte Ressam am Mantelkragen und führte ihn zum Kofferraum seines Wagens. Dort lagen vier Zeitzünder, mehr als 50 Kilo Karbamid und sieben Kilo Sulfat - alles was man brauchte, um eine Bombe wie jene von Oklahoma City zu bauen. 26
    Ressam rannte los und ließ nur seinen Mantel im Griff des Grenzschützers zurück, aber seine Flucht endete vier Straßen weiter, wo er gestellt wurde, als er versuchte, ein an einer roten Ampel haltendes Auto in seine Gewalt zu bringen.
    Es stellte sich heraus, dass Ressams Ziel der internationale Flughafen von Los Angeles gewesen war. Alle Vorsichtsmaßnahmen hätten nicht verhindern können, dass das neue Jahrtausend mit einer Katastrophe begann, wäre jene Grenzpolizistin nicht auf Ressams Nervosität aufmerksam geworden. Aber das Glück hatte anders entschieden.
    Ressam war kein Mitglied von al-Qaida, obwohl er das Bombenbauen in einem von Bin Ladens Lagern in Afghanistan erlernt hatte. Er war ein sozusagen „freischaffender“Terrorist, der unter dem Banner von al-Qaida segelte, ein Typus des Terroristen, der nach dem 11. September rasche Verbreitung fand. Er war ein kleiner Gauner, der kaum als strenggläubiger Muslim bezeichnet werden konnte. Er lässt sich als eine Art Vorbote sehen. Von al-Qaida ausgebildet und gefördert, hatte er eine

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