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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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ihn an den Strand rollen. Er war zerstört.
    Dann öffnete einer der Männer die Luke. Der Stauraum war mit seltsamen Ziegeln gefüllt. Er dachte, dass es sich möglicherweise um Haschisch handle, aber die Ziegel waren mit einer Batterie verdrahtet. Die Männer zogen einen der Ziegel heraus und schnupperten daran. Er hatte einen eigenartigen, öligen Geruch. Dies war kein Rauschgift. Die Männer gelangten zu dem Schluss, diese Ziegel müssten wertvoll sein; also bildeten sie eine Kette vom Boot bis zum Strand und begannen, einander die Pakete zuzuwerfen.
    In diesem Augenblick raste ein SUV heran. Einige al-Qaida-Männer sprangen aus dem Fahrzeug und riefen den Plünderern zu, was sie bei ihrem Boot verloren hätten. Als sie sahen, dass die Jemeniten einen Teil der Ziegel aus dem Stauraum geholt und auf den Strand geworfen hatten, wichen sie erschrocken zurück.
    Später fanden amerikanische Ermittler heraus, dass al-Qaida das Boot für einen Selbstmordanschlag auf den amerikanischen Zerstörer USS The Sullivans hatte verwenden wollen, der gerade im Hafen von Aden aufgetankt wurde. Die Terroristen, die das Boot bis zum Rand mit C-4-Sprengstoff beladen hatten, hatten die Schwimmer des Gefährts entfernt, weshalb es im weichen Sand versunken war, als sie es vom Anhänger ins Wasser gelassen hatten. Schließlich gelang es ihnen, das Boot mit einem Kran freizubekommen, und bald stand es für eine weitere Operation zur Verfügung.

18 AL-QAIDAS BLÜTEZEIT
    Die Männer, die in den neunziger Jahren nach Afghanistan kamen, um sich von al-Qaida ausbilden zu lassen, waren keine Gescheiterten, und sie gehörten keinen gesellschaftlichen Randgruppen an. Als Gruppe entsprachen sie dem Modell der „beispielhaften jungen Ägypter“, die in den frühen achtziger Jahren die von dem Soziologen Saad Eddin Ibrahim untersuchten terroristischen Gruppen gebildet hatten. Die al-Qaida-Rekruten gehörten mehrheitlich der Mittel- und Oberschicht an und stammten aus intakten Familien. 1 Die meisten von ihnen hatten eine Hochschulbildung genossen, und auffällig viele von ihnen hatten Naturwissenschaften und Technik studiert. Die wenigsten hatten religiöse Schulen besucht - tatsächlich waren viele in Europa oder in den Vereinigten Staaten ausgebildet worden und sprachen fünf oder sechs Sprachen. Bei den meisten von ihnen gab es keine Hinweise auf psychische Störungen. 2 Viele dieser jungen Männer waren nicht einmal besonders religiös gewesen, als sie sich dem Dschihad angeschlossen hatten.
    Ihre persönlichen Geschichten waren komplexer und vielgestaltiger als jene der Vorgängergeneration, die gegen die Sowjets gekämpft hatte. Unter den früheren Mudschahidin waren viele Fachkräfte aus dem Mittelstand gewesen - Ärzte, Lehrer, Buchhalter, Imame -, die in Begleitung ihrer Familien nach Afghanistan aufgebrochen waren. 3 Bei den Dschihadis der neuen Generation handelte es sich eher um allein stehende junge Männer, unter denen auch Kriminelle waren, deren Kenntnisse in Fachgebieten wie Urkundenfälschung, Kreditkartenbetrug und Drogenhandel von Nutzen für die Organisation waren. 4 Die erste Generation stammte überwiegend aus Saudi-Arabien und Ägypten, während viele Rekruten der neuen Generation aus Europa und Algerien kamen. Es gab praktisch keine Mitglieder aus dem Sudan, Indien, der Türkei oder Bangladesch, ja nicht einmal aus Afghanistan oder Pakistan. Am Dschihad gegen die Sowjets hatten sich auch einige Schiiten beteiligt, und es hatte sogar ein schiitisches Lager in bin Ladens Außenposten Masada gegeben. 5 Doch bei den neuen Dschihadis handelte es sich ausschließlich um Sunniten. Ihr unmittelbares Ziel war, sich auf den Kampf in Bosnien oder Tschetschenien vorzubereiten. Später wollten sie in ihre Heimatländer zurückkehren und dort islamistische Regierungen errichten. Zwischen 10 000 und 20 000 Dschihadisten wurden zwischen 1996 und 2001, als die afghanischen Lager zerstört wurden, durch diese Ausbildungszentren geschleust. 6
    Die Rekruten wurden zu ihrem persönlichen Hintergrund und ihren besonderen Fähigkeiten befragt. Die Informationen wurden verwendet, um passende Aufgaben für sie zu finden. Beispielsweise berichtete ein junger Saudi namens Hani Hanjour, dass er in den Vereinigten Staaten Flugstunden genommen habe. Er nahm später an den Anschlägen vom 11. September teil.
    Neben dem anstrengenden körperlichen Training wurden die neuen Rekruten auch mit der Weltsicht al-Qaidas indoktriniert. Die Notizen, die sich

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