Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
Frucht: Sie beginnt, unangenehm zu riechen, die Schale verfärbt sich, und das Fruchtfleisch verdirbt. Daher bat ich um meine Ablösung.“ 33
IN DEM MOMENT, als O’Neill aus dem FBI ausschied, verbesserte sich seine Stimmung. Den Personen in seiner Umgebung fiel auf, dass er zum ersten Mal seit mehreren Monaten und vielleicht seit Jahren beschwingt wirkte. Er sprach davon, seinen alternden Buick durch einen neuen Mercedes zu ersetzen. Er sagte zu Anna DiBattista, jetzt könnten sie sich endlich eine Heirat leisten. Am Abend des 8. September, es war ein Samstag, nahm er in Begleitung von Valerie James an einer Hochzeit im Plaza Hotel teil, und die beiden ließen kaum einen Tanz aus. „Ich fühle mich, als wäre eine riesige Last von meinen Schultern genommen worden“, erzählte er seinem früheren Vorgesetzten Lewis Schiliro, der ebenfalls unter den Hochzeitsgästen war. Zu einem anderen Freund sagte er in Vals Hörweite: „Ich werde ihr einen Ring besorgen.“ 34
Am folgenden Tag, dem 9. September, erklärte sich Ahmed Schah Massud bereit, zwei arabische Fernsehreporter zu empfangen, die seit neun Tagen in seinem Lager auf die Gelegenheit warteten, ihn zu interviewen. 35 Massud war zweifellos der Bedeutendste der afghanischen Kommandeure. Er hatte 25 Jahre des Kampfes gegen die Sowjets, die afghanischen Kommunisten, rivalisierende Mudschahidin und nun die Koalition von Taliban und al-Qaida überstanden. Massuds Überlebenskunst hatte wesentlich zur Legendenbildung beigetragen. Er war die größte Hoffnung Afghanistans auf eine gemäßigte islamistische Alternative zu den Taliban.
Doch nun hatte Sawahiri mit seinem gefälschten Brief die beiden falschen Journalisten in Massuds Lager geschleust. Das Batteriefach der Kamera war mit Sprengstoff gefüllt. Die Bombe zerriss die beiden Mörder und einen Dolmetscher und jagte zwei Metallsplitter in Massouds Herz.
Als Ali Soufan die Nachricht im Jemen hörte, sagte er zu einem anderen Agenten: „Bin Laden beruhigt die Taliban. Jetzt kommt der große Schlag.“
An diesem Tag nahmen Bin Laden und Sawahiri an der Totenwache für den Vater des früheren Innenministers der Taliban teil. Zwei saudische Mitglieder von al-Qaida traten an den stellvertretenden Innenminister Mullah Mohammed Chaksar heran und teilten ihm mit, dass Massud tot sei. Die Nordallianz hatte erklärt, er sei lediglich verwundet. „Nein, glaubt mir, er ist hinüber“, informierten die Saudis den Minister. Sie prahlten damit, dass der Befehl zur Ermordung Massuds von Bin Laden gekommen sei. 36 Nun war die Nordallianz führerlos. Bin Laden hatte den Taliban einen großen Gefallen getan, indem er das letzte Hindernis für ihre uneingeschränkte Herrschaft über Afghanistan beseitigt hatte.
Am Montag, dem 10. September, rief O’Neill seinen Freund Robert Tucker an, der eine Spitzenposition in einem Sicherheitsunternehmen bekleidete. Die beiden verabredeten sich für den Abend im World Trade Center zu einem Gespräch über Sicherheitsfragen. Tucker traf O’Neill in der Lobby des Nordturms, und die beiden Männer fuhren in den 34. Stock hinauf, wo sich O’Neills neues Büro befand. O’Neill war stolz auf sein neues Herrschaftsgebiet: sieben Gebäude auf knapp drei Hektar Land, die mehr als 800 000 Quadratmeter an Büroräumen beherbergten. Sie fuhren ins Restaurant Windows on the World hinauf, um etwas zu trinken, und anschließend wieder hinunter, um sich im Elaine’s mit einem weiteren Freund namens Jerome Hauer zum Essen zu treffen. O’Neill aß ein Steak und Pasta. Elaine Kaufman, die Doyenne des Lokals, erinnert sich daran, dass er sich lange an einem Eiskaffee und einem Dessert festhielt. „Er war kein Alkoholiker wie viele von denen“, sagt sie. Etwa um Mitternacht wechselten die drei Männer in den China Club, ein Nachtlokal im Zentrum. O’Neill sagte seinen Freunden, dass etwas Schlimmes geschehen werde. „Wir sind überfällig.“ 37
Valerie James war an diesem Abend mit Klienten unterwegs gewesen. Es fand gerade die New Yorker Modewoche statt, und als Vertriebsleiterin einer großen Modefirma kam sie nicht zur Ruhe. O’Neill hatte sie am frühen Abend im Büro angerufen und ihr versprochen, spätestens um halb elf zu Hause zu sein. Eine Stunde später ging sie zu Bett. Um halb zwei in der Nacht wachte sie auf und stellte fest, dass er immer noch nicht heimgekehrt war. Verärgert setzte sie sich an den Computer und begann ein Spiel zu spielen. John kam etwa um vier Uhr nach
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