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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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an dem Anschlag auf die Cole eine „Gefahr für die nationale Sicherheit“darstelle. Die Anweisung an die Einheit lautete, sie solle „al-Mihdhar aufspüren und feststellen, wer seine Kontaktleute sind und aus welchem Grund er sich in den Vereinigten Staaten aufhält“. Doch Corsi schrieb, es dürften keine Strafverfolgungsbeamten in die Suche einbezogen werden. Wie sich herausstellte, gab es in der Einheit nur einen einzigen Nachrichtendienstexperten, und dieser war gerade erst zur I-49 gestoßen.
    Jack Cloonan war der zwischenzeitliche Abteilungsleiter. Er verlangte, die Untersuchung den Kriminalisten zu übertragen. Da es eine Anklage gegen Bin Laden gab, würden sie sehr viel mehr Spielraum und Mittel für die Suche nach Personen haben, die mit al-Qaida in Verbindung standen. Corsi schickte eine weitere E-Mail. „Wenn al-Mihdhar lokalisiert wird, muss die Befragung von einem Nachrichtendienstler vorgenommen werden. Es darf KEIN Kriminalist bei der Befragung anwesend sein... Wenn dabei Informationen gewonnen werden, die auf einen gravierenden Verstoß gegen die Bundesgesetze hindeuten, werden diese Informationen entsprechend den geeigneten Verfahren über die Mauer geworfen und für eine nachfassende Untersuchung zur Verfügung gestellt werden.“
    Doch Corsis ursprüngliche E-Mail war versehentlich auch an einen Ermittlungsbeamten in der Einheit weitergeleitet worden, nämlich an Steve Bongardt, einen aggressiven Ermittler, der ein hochdekorierter Kampfflieger bei der Navy gewesen war. Er beklagte sich seit mehr als einem Jahr über die zunehmende Behinderung der strafrechtlichen Ermittlungen durch die wachsende „Mauer“. „Zeigen Sie mir, wo geschrieben steht, dass wir die geheimdienstlichen Informationen nicht erhalten dürfen“, hielt er bei mehreren Gelegenheiten der Zentrale entgegen, aber das war selbstverständlich unmöglich, da die „Mauer“in erster Linie Auslegungssache war. Seit der Sitzung am 11. Juni drängte Bongardt Corsi, die Männer auf den Fotos zu identifizieren, darunter Chaled al-Mihdhar. Nachdem Corsis E-Mail in seiner Mailbox gelandet war, rief Bongardt sie an: „Dina, wollen Sie mich verarschen!“, rief er. „Mihdhar ist im Land?“
    „Steve, Sie werden die Mail löschen müssen“, antwortete sie. Er habe kein Recht, diese Information zu verwenden. „Morgen findet eine Telefonkonferenz dazu statt.“
    Am folgenden Tag rief Corsi über die sichere Leitung an. Ein CIA-Abteilungsleiter aus der Alec Station nahm ebenfalls an dem Gespräch teil. Die beiden sagten Bongardt, er werde sich aus der Suche nach Mihdhar „heraushalten“müssen. Sie erklärten, die „Mauer“hindere sie an der Offenlegung weiterer Informationen. Bongardt wiederholte seine Klage, die „Mauer“sei lediglich eine bürokratische Einbildung und hindere die Agenten daran, ihre Arbeit zu tun. „Wenn dieser Kerl im Land ist, dann sicher nicht, um Disneyland zu besuchen!“, hielt er ihnen entgegen. Doch Corsi und ihr Vorgesetzer im FBI ermahnten ihn erneut, sich herauszuhalten.
    Am nächsten Tag schickte Bongardt eine wütende E-Mail an Corsi: „Was immer hier geschehen ist, irgendwann wird jemand sterben - und Mauer hin oder her, die Öffentlichkeit wird nicht verstehen, warum wir nicht besser gearbeitet und alle verfügbaren Mittel eingesetzt haben, um bestimmte ¸Probleme‘zu lösen.“
    Der gerade erst in die Einheit eingetretene Nachrichtendienstler Rob Fuller erhielt die Aufgabe, Mihdhar sowie Hasmi aufzuspüren, dessen Name auf der Beobachtungsliste mit dem Mihdhars verbunden war. Mihdhar hatte bei der Ankunft vor einem Monat als Unterkunft das „New York Marriott“angegeben. Also machte sich der Agent Fuller ganz allein daran, die beiden Mitglieder von al-Qaida in den neun Hotels der Marriott-Kette in der Stadt ausfindig zu machen. Sie waren vor langer Zeit ausgezogen.
     
    AM 30. AUGUST 2001, acht Tage nach O’Neills Ausscheiden, gab Prinz Turki seinen Posten als Leiter des saudischen Geheimdienstes auf. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten war ein Prinz aus einer Spitzenposition im saudischen Staatsapparat verdrängt worden. Der Grund war angeblich, dass Kronprinz Abdullah die Geduld mit Turki verloren hatte, weil es diesem nicht gelungen war, Bin Laden dingfest zu machen.
    Turki erklärte, er sei nicht abgesetzt worden. „Ich schied aus, weil ich müde war“, erklärte er. 32 „Ich dachte, dass möglicherweise frisches Blut benötigt würde.“Er verglich sich mit einer „überreifen

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