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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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den Ruf eines Wunderdoktors erworben hatte, kam zwei- oder dreimal in der Woche von Peschawar herüber, um Verwundete zu behandeln. 65 Doch sein Hauptpatient war Bin Laden, der intravenöse Glukosegaben benötigte, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Bin Laden lag manchmal stundenlang auf dem Boden der Höhle, unter Schmerzen und unfähig, sich zu bewegen. Die Diagnose lautete auf niedrigen Blutdruck, der jedoch gewöhnlich ein Symptom für eine andere Erkrankung ist. 3 Doch unabhängig davon, worunter Bin Laden litt, die Freundschaft zwischen den beiden Männern wurde dadurch belastet, dass der eine sein Leben in die Hand des anderen gab.
    Die afghanischen Bomber flogen pro Tag 20 Einsätze und zermürbten die Infanterie der Mudschahidin mit Streubomben. 66 Bin Laden und seine Männer hockten in einem Graben zwischen zwei Bergstellungen. Einmal sollte Bin Laden eine Glukose-Infusion durch Sawahiri erhalten. Der stellte einen Metallständer auf, befestigte daran den Behälter mit der Flüssigkeit und schob die Infusionskanüle in die Flasche. Bin Laden hatte den Ärmel hochgekrempelt und wartete darauf, dass sein Arzt die Kanüle in die Vene einführte. In diesem Augenblick tauchte ein Bomber in niedriger Höhe über ihnen auf, dann folgten ohrenbetäubende Explosionen, unter denen die Berge erzitterten. Rauch und Staub legten sich über die Mudschahidin, die aus dem Graben krochen, um zu sehen, was getroffen worden war. Wie sich herausstellte, waren die Bomben auf dem Berggipfel über ihnen eingeschlagen, und der Steinhagel hatte den Glukose-Ständer umgerissen.
    Ruhig stellte Sawahiri den Ständer wieder auf und nahm die Kanüle ab. Dann zog er eine neue sterile Kanüle heraus, aber gerade als Bin Laden den Arm ausstreckte, deckte abermals eine Serie von Explosionen die Männer mit herabprasselnden Felsbrocken ein und ließ einige der Holzpfähle bersten, die die Wand des Grabens abstützten. Die Bomben detonierten unmittelbar über ihnen. Die Männer warfen sich zu Boden und warteten, bis die Flugzeuge verschwanden. Dann holte Sawahiri den Ständer und die Glukoseflasche, die diesmal durch den Graben geschleudert worden war. Mittlerweile waren die Männer so sehr auf diese Flasche fixiert, als handele es sich „um ein lebendes Wesen, das ein Geheimnis barg“, erinnerte sich Deras. 67
    Einer der Männer rief Sawahiri zu: „Siehst du’s denn nicht? Jedes Mal wenn du diese Flasche am Ständer befestigst, werden wir bombardiert! “
    Sawahiri lachte, weigerte sich aber, eine neue Flasche zu nehmen. „Das ist reiner Zufall“, meinte er. Doch als er sich anschickte, die Nadel einzuführen, erschütterte eine weitere Welle von Explosionen die Landschaft. Die Männer warfen sich abermals zu Boden, schrien durcheinander und murmelten Verse aus dem Koran. Die Holzpfähle, auf denen die Abdeckung ruhte, wurden weggerissen, sodass der Graben nun unter freiem Himmel lag. Da schrie jemand, dass sie mit Giftgas angegriffen würden. Schnell setzten die Männer ihre Gasmasken auf. Inmitten des Durcheinanders richtete Sawahiri unverdrossen den Metallständer wieder auf und griff nach dem Glukosebehälter.
    Alle im Graben riefen: „Wirf die Flasche raus! Rühr sie nicht an!“Bin Laden versuchte die Männer daran zu erinnern, dass böse Omen im Islam verpönt seien, doch als Sawahiri abermals die Kanüle anbringen wollte, stand einer der Saudis auf, nahm Sawahiri wortlos den Glukosebehälter aus der Hand und schleuderte ihn aus dem Graben. Alle lachten, sogar Bin Laden, aber alle waren froh, dass diese Flasche endlich weg war.
     
    WÄHREND der Belagerung von Dschalalabad kämpfte ein junger Mann namens Schafik an der Seite von Bin Laden. 69 Der nur etwa 1,50 Meter große und gut 40 Kilo schwere Mann war einer der wenigen Saudis, die trotz der ägyptischen Entourage, die den Führer umgab, loyal zu Bin Laden standen. Dschamal Chalifa, sein Lehrer in Medina, beschrieb Schafik als einen höflichen, gepflegten jungen Mann, der mit 16 Jahren die Schule verließ, um sich dem Dschihad anzuschließen. Sein Vater war kurz darauf nach Afghanistan gekommen, um ihn nach Hause zu holen. Chalifa war entsetzt, als er seinen ehemaligen Schüler in Saudi-Arabien wiedersah. Seine Haare waren verfilzt und hingen auf die Schultern herab, er trug schmutzige Schuhe und afghanische Beinkleider. Aus dem Schuljungen war ein gestählter Krieger geworden, der es kaum erwarten konnte, wieder in den Kampf zu ziehen. Es dauerte nur wenige Wochen, bis Schafik

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