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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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und unterband deren Arbeit mit der Behauptung, die Saudis seien Ungläubige. 56
    Nachdem Bin Laden nun Emir der Araber war, hielt er sich aus dem ruppigen Wettbewerb der rivalisierenden islamischen Gruppen um neue Rekruten heraus, die am Flughafen miteinander rangelten, wenn sie die Neuankömmlinge in ihre Busse verfrachteten. Diese Auseinandersetzungen waren unter den Ägyptern besonders erbittert. Die beiden wichtigsten ägyptischen Organisationen - die Islamische Vereinigung unter Führung von Scheich Omar Abdul Rahman und Sawahiris al-Dschihad - richteten konkurrierende Gästehäuser ein und begannen Zeitschriften und Pamphlete herauszubringen, deren Zweck allein darin bestand, die andere Seite zu verunglimpfen. So beschuldigte die Islamische Vereinigung Sawahiri unter anderem, er habe Waffen gegen Gold verkauft, das er auf einer Schweizer Bank deponiert habe 57 , und er sei ein amerikanischer Agent - der universell einsetzbare Verratsvorwurf. Im Gegenzug verfasste Sawahiri einen Artikel gegen Scheich Omar mit dem Titel „Der blinde Führer“, in dem er auf ihre Zeit im Gefängnis und ihre Kämpfe um die Führung der radikalen islamischen Bewegung einging. 58 Hinter diesen Verleumdungskampagnen steckte das unausgesprochene Bestreben, Bin Laden, den saudischen Goldesel, unter die eigene Kontrolle zu bekommen. Bin Laden ließ seine Präferenz erkennen, indem er al-Dschihad 100 000 Dollar spendete, damit sie mit ihren Einsätzen beginnen konnten. 59
    Unterdessen begann in Dschalalabad, dem strategisch bedeutsamen Eingang zum Khyber-Pass, wo alle Täler, Straßen und Wege zusammenlaufen, ein neuer Kampf. 60 Der Gegner war jetzt nicht mehr die sowjetische Supermacht. Nun ging es gegen die afghanische Regierung, die nicht so schnell zusammenbrechen wollte, wie viele vorhergesagt hatten. (Zu den hässlichen Besonderheiten des Kampfes der arabischen Afghanen gehört, dass er weitgehend von Muslimen geführt wurde, die ins Land gekommen waren, um gegen andere Muslime zu kämpfen, nicht gegen die sowjetischen Eindringlinge.) Durch die Belagerung Dschalalabads sollte der kommunistischen Herrschaft in Afghanistan endgültig ein Ende bereitet werden. Ermutigt durch den Rückzug der Sowjets, hatten sich die Mudschahidin zu einem Frontalangriff auf die Stellungen der afghanischen Regierungstruppen entschlossen. Die Stadt, die hinter einem Fluss und einem breiten verminten Korridor lag, wurde von Tausenden Regierungssoldaten verteidigt, die demoralisiert waren durch die Artikel in der pakistanischen Presse über einen bevorstehenden Angriff der Mudschahidin und deren unausweichlichem schnellen Sieg.
    Der Angriff begann im März 1989 mit fünf- bis siebentausend afghanischen Mudschahidin, die über die Autobahn Nr. 1 vorstießen. 61 Acht verschiedene Kommandeure befehligten die Männer, dazu kamen die Araber, die von Bin Laden geführt wurden. Nachdem sie den Flughafen vor der Stadt überrannt hatten, wurden die Glaubenskrieger durch einen heftigen Gegenangriff zurückgeworfen; dann kam es unerwarteter Weise zu einem Stellungskrieg, wobei sich die an der Belagerung beteiligten Mudschahidin-Kommandeure weigerten, ihre Aktivitäten miteinander zu koordinieren.
    Bin Laden und sein militärischer Stab hatten sich in einer kleinen Berghöhle vier Kilometer oberhalb der Stadt eingerichtet. 62 Er hatte kaum 200 Männer unter seinem Befehl. Und wieder einmal war er krank. 63
    In dieser Situation tauchte sein Biograf Essam Deras auf und brachte Vitaminpillen und zwölf Schachteln Arcalion mit, ein Medikament, nach dem Bin Laden immer wieder verlangte. Er erklärte Deras, es helfe ihm dabei, sich zu konzentrieren. Arcalion wird gewöhnlich bei einem ausgeprägten Verlust an Muskelkraft oder bei chronischer Müdigkeit verschrieben, verursacht unter anderem durch Vitaminmangel oder eine Bleivergiftung. Während Bin Laden als Wüstenjunge noch über eine so robuste Gesundheit verfügt hatte, machten ihm im unwirtlichen Gebirgsklima schwere gesundheitliche Probleme zu schaffen. Wie viele seiner Männer hatte er sich mit Malaria angesteckt; im strengen Winter 1988/89 wäre er beinahe an Lungenentzündung gestorben, als er infolge starker Schneefälle zusammen mit mehreren Männern tagelang in einem Auto eingeschlossen war. 64 Die unerwartet lange Belagerung Dschalalabads setzte seiner geschwächten Konstitution weiter zu, und er litt zunehmend unter Rückenschmerzen und lähmender Müdigkeit.
    Sawahiri, der sich unter den arabischen Kämpfern

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