Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod wirft lange Schatten

Der Tod wirft lange Schatten

Titel: Der Tod wirft lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
Einbruch in der Stadt, der zu dieser Serie gehörte, ausgerechnet in die Villa einer Freundin des Polizeipräsidenten, hatte sich für die Bande als fatal herausgestellt. Kurz darauf setzte man sie fest, doch verweigerten sie bis heute jede Aussage. Ein harter Weg, der zwar die Anklage verhinderte, aber nicht aus dem Knast hinausführte. Und dann war da noch die Geschichte mit der Lagerhalle im Industriegebiet. Eine seltsame Angelegenheit. Ein vergessenes, unkrautüberwuchertes Gelände und ein Depot alter Waffen und Dokumente, die für eine Vielzahl von Mutmaßungen sorgten. Eine Australierin namens Mia, die die Erbschaft von Triestiner Verwandten klären sollte, war darauf gestoßen. Ihr gehörte das Lager. Laurenti hatte die junge Frau auf der Superstrada aufgelesen, nachdem sie den Fundort verlassen hatte, als zuviel Hektik durch die alarmierten Sicherheitskräfte und herbeieilenden Journalisten aufgekommen war. Es hatte seine Zeit gebraucht, bis Mia Vertrauen faßte. Sie war von der Komplexität der Angelegenheit überfordert, kam mit den bürokratischen Maßnahmen nicht zurecht und war trotz ihrer Intelligenz auch merkwürdig naiv. Laurenti und sein Kollege von den Carabinieri hatten sich ihrer angenommen. Seither meldete sie sich ständig bei ihm. Es war ein Waffenlager, über dessen Ursprung niemand etwas wußte. Die Journalisten spekulierten, es handle sich um den Nachlaß von Diego de Henriquez, einem Exzentriker, der 1974 ermordet wurde. Der Fall war nie aufgeklärt worden. Und ausgerechnet die australische Mia, steckte nun mitten in dieser Angelegenheit. Die Halle war vorübergehend beschlagnahmt worden und wurde derzeit inventarisiert. Laurenti hatte der schönen Mia gesagt, sie müsse viel Geduld aufbringen, aber wenigstens mußte sie nicht für die Kosten der Bewachung aufkommen.
    »Und bevor du wie jeden Morgen danach fragst«, sagte Marietta schnippisch, »es gibt immer noch nichts Neues über den Fund im Industriegebiet. Deine australische Freundin wird ohnehin gleich anrufen.«
    »Zu gütig«, sagte Laurenti. »Geduld ist wirklich angesagt.« Er zeigte auf den Computer. »Wenn du mehr schlafen würdest, wärst du schneller.«
    »Sehr witzig«, sagte Marietta gereizt und zog endlich ein Blatt Papier aus dem Drucker. Er las es schweigend. Der Wagen war auf einen Zahnarzt in Rom zugelassen, dessen Name Laurenti nichts sagte.
    »Die schlechte Nachricht zum Schluß!« Marietta griff nach einem Schreiben, das ganz oben auf dem Stapel mit der Tagespost lag. »Es ist besser, du setzt dich.«
    »Was ist los?«
    »Sgubin wird versetzt.«
    »Das weiß ich bereits«, sagte Laurenti ungerührt. »Nur der Zeitpunkt war noch offen. Gib her.«
    »Und so etwas sagst du mir nicht?« Marietta war beleidigt, doch ihre Neugier war größer als ihr Stolz. »Seit wann weißt du es?«
    »Seit Sgubin mir gesagt hat, daß er Karriere machen will. Du wirst es kaum glauben, aber ich habe ihn dabei unterstützt. Auch wenn wir in Triest sind, muß nicht immer alles bleiben, wie es war.«
    Dem Schreiben entnahm er, daß seinem langjährigen Assistenten noch zwei Wochen blieben, sich auf seine neue Aufgabe einzustellen. Sgubin war zuverlässig, aber keine Leuchte. Laurenti hatte seine Kontakte spielen lassen, als Sgubin ihm eines Tages mitteilte, daß er gerne beruflich weiterkommen wollte. Manchmal waren Veränderungen von Vorteil. Endlich käme frischer Wind in die Bude.
    »Karriere nennst du das?« empörte sich Marietta. »Nach Gorizia als Streifenchef! Daß ich nicht lache.«
    »Die Einen gehen eben im Sommer jeden Tag vom Büro aus direkt nach Barcola oder an die Ginestre, um wie die Brathähnchen gegrillt zu werden, und die Anderen entwickeln befremdlicherweise doch noch Ehrgeiz, obwohl es keiner mehr von ihnen erwartet hätte. Sgubin ist Mitte Dreißig und Gorizia wird nur eine Zwischenstation für ihn. Du wirst sehen, er hat, wenn auch spät, einen steilen Aufstieg vor sich. Und Gehaltsverbesserungen in schwindelnde Höhen.«
    »Er hat es nicht verdient, daß du dich über ihn lustig machst«, protestierte Marietta.
    »Was ist denn jetzt auf einmal mit dir los?« Laurenti konnte sein Grinsen nicht verbergen. »Als er dir den Hof machte, hast du ihn schnöde abfahren lassen. Und seit du dich in diese neue stürmische Leidenschaft gestürzt hast, fehlt dir Sgubin schon, bevor er weg ist. Willst du deinem neuen Liebhaber etwa jetzt schon Hörner aufsetzen? Der arme Kerl, ich muß ihn warnen, denn ich sehe dich am Tag des

Weitere Kostenlose Bücher