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Der Tod wirft lange Schatten

Der Tod wirft lange Schatten

Titel: Der Tod wirft lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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steht das Material bereit?«
    Calisto zuckte mit den Achseln. »Bald«, sagte er. »Heute abend schon, falls sie es eilig haben. Ich muß vorher telefonieren. Wie ich sagte, verkaufe ich nur Informationen. Gegenstände interessieren mich nicht.«
    »Wo?«
    »In einem Außenbezirk.«
    Der Blonde schüttelte den Kopf und hatte schon wieder ein tiefrotes Gesicht. »Bei dem Preis will ich die Ware gleich.«
    Calisto musterte seinen Kunden ein paar Sekunden, bevor er antwortete. »Sie sollten auf Ihren Blutdruck achten. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Im Hinausgehen hielt er schon das Mobiltelefon am Ohr. Der Deutsche winkte dem Kellner und verlangte die Rechnung. Er war schlecht gelaunt. Die Sache zog sich länger hin, als ihm lieb war. Als er sich mit Calisto verabredet hatte, hatte er doch deutlich darauf bestanden, die beiden Raketenwerfer gleich mitnehmen zu können. Es war nicht das erste Mal, daß der andere ihn versetzte, doch er hatte verdammt gute Stücke, die seine Sammlung aufs beste ergänzten.
    »Nicht vor zwanzig Uhr«, sagte Calisto, als er zum Tisch zurückkam. »Und nicht in Triest.« Er tat so, als bedauerte er die Nachricht.
    »Wo dann?« zischte der Blonde so laut, daß die Arbeiter am Nebentisch zu ihm herüberblickten. Einer tippte sich an die Stirn, die anderen lachten.
    »Sprechen Sie gefälligst leise. Wir sind nicht alleine hier.« L’Orecchione warf einen raschen Blick zu Sgubin und 007 hinüber. »Auf dem Parkplatz der ›Wärtsila – Grandi Motori‹ bei Dolina.« Calisto lächelte und stützte sein Gesicht in die Handflächen. »Das ist bequemer für Sie. Sie sind von dort rasch auf der Autobahn. Ich beschreibe Ihnen den Weg zum Treffpunkt.«
    Der Deutsche war verärgert, hatte aber keine Wahl. Er schwor sich, in Zukunft keine Geschäfte mehr mit dieser Type zu machen, doch das hatte er sich schon öfter vorgenommen. Als Calisto verlangte, daß er jetzt gleich bezahlen sollte, seufzte er nur tief. Dann folgte er ihm hinaus. Sgubin und Bondi 007 schauten ihnen träge nach. Sie hatten Mittagspause und ihre Neugier auch.
    Die Sache war schnell erledigt. Sie setzten sich in den blauen Audi mit Salzburger Kennzeichen. Sein Kunde zählte ihm die Scheine vor. Er schlug die ausgestreckte Hand Calistos aus, als dieser das Geschäft besiegeln wollte, und gab sie ihm auch zum Abschied nicht.
    »Ach, kennen Sie übrigens den Kosenamen, den die Nazis dieser Waffe gegeben haben? Panzerschreck! Schön, nicht? Sie ist auf hundert Meter zielsicher.« Calisto warf die Autotür so nachlässig zu, daß sein Fahrer aussteigen mußte, um sie richtig zu schließen. Er warf L’Orecchione einen gehässigen Blick hinterher, als dieser in die Pizzeria zurückging, die Gesäßtasche seiner Jeans ausgebeult vom Geld.
    Calisto bestellte am Tresen einen Kaffee und war kurz darauf in ein Gespräch mit dem Wirt verwickelt.
    »Gutes Geschäft gemacht?« fragte der Mann hinter dem Tresen.
    »Und wie! So ein Arschloch von Nazi, der zuviel Geld hat. Man muß den Leuten helfen, es loszuwerden.« L’Orecchione grinste.
    »Allerdings, wir leben schließlich in einem Sozialstaat.«
    Calisto warf zwei Münzen auf den Tresen. »Und die Saison wird wieder einmal teuer. An den Stränden und vor den Bars warten viele Verpflichtungen mit schönen Beinen.« Er befühlte unauffällig das Bündel Geldscheine in seiner Jeans. Er war mit dem Geschäft mehr als zufrieden. Für ihn waren diese Waffensammler Idioten, und es war eine Frage der Ehre, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Blonde gehörte seit einiger Zeit zu seinen Kunden. Ein Deutscher, der nach Salzburg emigriert war, wegen der Steuern. Soviel hatte Calisto herausgehört. Ein fanatischer Sammler alter und neuer Waffen, vom Bajonett bis zur Panzerfaust.
    Calisto handelte mit allem, was ihm in die Finger kam. Er verstand seine Tätigkeit als Hilfe. Er vermittelte nur zwischen jemandem, der etwas verkaufen wollte, und einem anderen, der etwas suchte. Als die Notarin ihm den Auftrag gegeben hatte, die Unterlagen für den Besuch der jungen Australierin vorzubereiten, war er auch auf die Lagerhalle gestoßen. Er hatte sich Zugang über das Grundstück der Karosseriewerkstatt verschafft und sah bereits das Geschäft seines Lebens vor sich. Doch dann war die Quelle schneller versiegt, als er es sich hatte ausmalen können. Außer den beiden Raketenwerfern, die der Blonde gekauft hatte, konnte er nichts zur Seite schaffen. Wer hatte schon ahnen können, daß Mia bereits am

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