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Der Tod wirft lange Schatten

Der Tod wirft lange Schatten

Titel: Der Tod wirft lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Zigarette zwischen den Lippen, und grinste dämlich. Er hatte das Hemd weit aufgeknöpft und ließ lässig einen Arm über die Lehne hängen. Der Kerl verbrachte offensichtlich mehr Zeit am Strand als im Büro. Braungebrannt wie Marietta war er, als gingen sie gemeinsam zum Grillen.
    Calisto scherte sich wenig um die Fragen, die Sgubin ihm in einem überheblichen Tonfall stellte. Laurenti schaute sich die Szene durch den Türspalt an.
    »Warum machst du es dir und mir so schwer?« Sgubin reckte das Kinn. »Die Vorwürfe gegen dich sind niederschmetternd. Ich habe viel Zeit, und wenn du willst, fangen wir einfach nochmal von vorne an: Die ganze Welt weiß, daß du Krach mit Angelo hattest. Er hat dich sogar niedergeschlagen und dir in die Eier getreten. Das wäre auch ohne speziellen Grund eine gute Idee. Der Mann ist mir sympathisch. Sogar deinen Motorroller hat er in einen Schrotthaufen verwandelt. Und du behauptest immer noch, daß ihr gute Freunde wart?«
    Calisto grinste. »Sag mal, warum bist du nur Polizist geworden? Als Wahrsager hättest du eine riesige Karriere gemacht.« Er drückte die Zigarette aus.
    »Es gibt Menschen da draußen«, Sgubin fuchtelte mit dem Finger Richtung Fenster, »die behaupten, daß du Angelo aus Rache umgebracht hast. Ich will wissen, warum ihr Krach gehabt habt. Denk dran, daß zwischen Totschlag im Affekt und einem kaltblütigen Mord ein Unterschied besteht. Ich könnte dir helfen.«
    »Mach’s dir selbst, dann macht’s dir Gott.« Calisto tippte sich an die Stirn.
    »Es steht einiges für dich auf dem Spiel.«
    »Wenn ich meine Arbeit bei der Notarin verliere, ist das deine Schuld. Und dann gnade dir Gott!«
    Sgubin raste auf ihn zu und packte ihn am Hemd. Calisto streckte demonstrativ die Arme nach hinten, um zu zeigen, daß er sich nicht wehren würde.
    »Also, weshalb?« brüllte Sgubin.
    Zwischen ihre Köpfe paßte nicht einmal mehr der Schriftsatz einer Strafanzeige. Es war Zeit, einzuschreiten.
    »Nicht so leidenschaftlich, meine Herrn. Sonst beißt ihr euch beim Knutschen noch in die Zungen«, sagte Laurenti und zog Sgubin an der Schulter von Calisto weg. »Mach weiter, aber ganz ruhig.«
    »Wo warst du vorgestern nachmittag?«
    »Im Büro. Ich habe die Notarin befriedigt. Frag sie.«
    »Wie lange?«
    »Sie ist unersättlich.«
    »Wie lange warst du im Büro?«
    »Warum hast du so einen roten Kopf. Du solltest auf deinen Blutdruck achten.«
    »Ich kann dich ohne weiteres bis morgen einsperren, und wenn du dann wieder rauskommst und in der Bar einen Espresso trinken willst, bist du eine Berühmtheit. Alle Welt kennt dann dein Konterfei und deinen Namen aus der Zeitung. Zum letzten Mal: Wie lange warst du im Büro?«
    Laurenti lehnte an der Wand und konnte sein Grinsen kaum unterdrücken. Soviel Raffinesse hätte er Sgubin gar nicht zugetraut.
    »Bis 18 Uhr.« Es schien, als gäbe Calisto nach.
    »Und dann?«
    »Dann war ich nicht mehr im Büro.«
    »Ich will wissen, was du dann getan hast!«
    »Aperitif, Abendessen, Bar, Bett.«
    »Zeugen?«
    »Viele. Keine. Wie es dir beliebt.«
    »Wann hast du Angelo zuletzt gesehen?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ein paar Tage zuvor. Weshalb?«
    »Junge, du stehst unter Mordverdacht.«
    »Es reicht!« Calisto sprang auf. »Vor einer Stunde schleppt mich eine Streife in Handschellen aus dem Büro hierher und du erzählst mir, daß Angelo tot ist. Er war mein Freund, seit wir klein waren. Ich wußte nicht einmal, daß man ihn umgebracht hat, und muß mich hier verhören lassen, als wäre ich ein Mörder. Du spinnst, Sgubin. Mach deine Arbeit, aber laß unschuldige Menschen gefälligst in Frieden.«
    »Du bist Angelo gefolgt. Ins Val Rosandra. Du hast ihm aufgelauert und ihn dann umgebracht.«
    »Witzbold.«
    »Wir haben Spuren. Die DNA wird’s beweisen. Was hat er dir getan?«
    »Ich hab besseres zu tun, als bei der Hitze auf Berge zu klettern.«
    Laurenti beschloß, der Sache ein Ende zu machen. Einen Moment lang war Sgubin in Form gewesen, doch jetzt hatte er verspielt. Wie konnte man nur so dumme Fragen stellen? »Zeig ihm den Slip«, sagte Laurenti zu Sgubin, der ihn begriffsstutzig anglotzte. »Frag ihn, welche Unterhosen er trägt. Vielleicht die Marke ›Toute de suite‹?«
    »Keine«, feixte Calisto, stand auf und nestelte an seinem Gürtel. »Willst du’s sehen?«
    »Schluß jetzt.« Laurenti stellte sich zwischen die beiden. »Vattene! Und sei auf der Hut. Wir haben dich im Visier. Wenn wir dich damit nicht kriegen, dann

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