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Der Tod wirft lange Schatten

Der Tod wirft lange Schatten

Titel: Der Tod wirft lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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vorbei mit dem Inkognito. Laurenti erklärte Živa den Weg. In einer Viertelstunde wollten sie sich dort treffen. Er ließ Galvano in seinem Büro zurück und machte sich auf den Weg. In der Eingangshalle der Questura lief ihm Staatsanwalt Scoglio über den Weg und erkundigte sich nach dem Stand der Erkenntnisse. Scoglio erzählte vom Verhör der drei Skinheads, die die Gepäckaufbewahrung im Bahnhof überfallen hatten, und sprach von den üblichen Verdächtigen und ihren Hintermännern. Über das Motiv des Überfalls war nichts aus ihnen herauszubringen. Als Laurenti berichtete, daß auch Galvano in alten Fällen wühlte und im Moment die Akte Henriquez einsah, horchte Scoglio auf. »Es kommt Bewegung in die Sache«, sagte er, »mal sehen, in welche Richtung es läuft!«
    Živa lag auf dem Bett, als er ins Zimmer trat, und blätterte in Unterlagen. »Wir haben nur eine Stunde, hast du gesagt?«
    »Die Familie Laurenti hat heute abend Gäste. Wußtest du nicht früher, daß du kommst?«
    Živa schüttelte den Kopf. »Manchmal ist es besser, wenn man nichts plant. Ich habe zu viel um die Ohren, und wenn ich meine Rendezvous’ mit dir auch noch in den Terminkalender schreiben muß, verliere ich die Lust.«
    »Ich dachte schon, du willst mich loswerden. Die Politik, die Arbeit, der neue Geliebte und dann noch ein italienischer Polizist«, brummte Laurenti.
    »Welcher Geliebte?« Sie fuhr ihm durchs Haar und zog ihn zu sich herab.
    »Vermutlich unser Staatsanwalt mit seinem grauen Gesicht oder einer der Mailänder Kollegen. Es ist besser, du sagst es mir nicht, sonst ersticke ich an Eifersucht.«
    »Keiner von denen. Rate weiter.« Živa lachte hell, als sie Laurentis in Falten gelegte Stirn sah.
    »Ist er wenigstens reich und großzügig? Etwa Ecclestone? Du hast doch in der letzten Zeit mit ihm zu tun.«
    »Also bitte, ich bin doch mindestens einen Kopf größer als der.«
    »Seine Frau auch.«
    »Ach, Proteo«, seufzte Živa. »Ich bleibe ganz in der Nähe. Es ist Galvano.«
    *
    »Er ist ein alter Egoist und damit basta«, sagte Marco und verdrehte die Augen.
    »Ich mag ihn«, meinte Livia, die älteste und schönste der drei Geschwister, die vor ein paar Jahren bei den Wahlen zur Miss Triest teilgenommen hatte. »Er hat zwar seine Macken, aber er ist trotzdem süß.«
    »Komm, er ist ein alter Sack, der sich alle Mühe gibt, seine netten Seiten zu verbergen«, sagte Patrizia.
    Alle drei schauten die Gegenstände an, die ihnen Galvano als Gastgeschenk mitgebracht hatte, als wären sie im Vorschulalter. Schlüsselanhänger: Der für Marco hatte einen Minifußball am Kettchen, Patrizia bekam ein rosarotes Kätzchen und Livia einen Pandabären.
    Galvano hatte sich eilig einen Platz in der Nähe der Weißwein-Gallonen und unweit des Buffets gesucht. Der schwarze Hund lag unter dem Tisch zu seinen Füßen. »Wo ist Laurenti?« fragte er Laura.
    »Noch unterwegs. Er kommt etwas später. Irgend etwas ist dazwischengekommen. Sie wissen doch, wie das bei der Polizei ist. Hauptsache Sie sind hier, Doktor.«
    »Der hat sicher eine Geliebte.«
    »Was?« Lauras Lachen glich dem hellen Klang der Glocken von Santa Croce, die bei günstigem Wind bis zum Meer hinab zu hören waren.
    »Das sagt man doch so, wenn einer nie zu Hause ist.« Galvano schaute sie mit kaltem Blick an.
    Endlich kam Laurenti außer Atem die Treppen heruntergelaufen und entschuldigte sich für seine Verspätung. Seine Frau begrüßte ihn mit einem flüchtigen Kuß. »Wie war es mit deiner Geliebten?« fragte sie.
    Laurenti erschrak. »Mit wem?«
    »Ich hab’s doch gesagt.« Galvano zeigte kichernd auf Laurenti. »Ich hatte den richtigen Riecher. Ihr habt alle zu wenig Lebenserfahrung.«
    »Laßt doch den armen Mann in Ruhe«, sagte eine von Lauras Freundinnen. »Der hat doch vor lauter Arbeit keine Zeit für eine Geliebte.«
    »Als hätte die Polizei in Triest viel zu tun.« Galvano ließ nicht locker.
    »Ich gebe alles zu.« Laurenti breitete die Arme aus. »Aber wißt ihr eigentlich, was Galvano so treibt? Er vergnügt sich in letzter Zeit mit jungen taubstummen Damen, denen er für viel Geld Schlüsselanhänger abkauft!«
    »Hör auf mit dem Blödsinn«, antwortete Galvano beleidigt. »Was gibt’s zu essen?«
    Das war das Stichwort. Marco hatte seinen ersten großen Auftritt und bat einen Augenblick um Ruhe, damit er seine Speisen vorstellen konnte. »Wir beginnen mit einem mediterranen Sushi.«
    Nicht alle von Lauras Freundinnen schienen begeistert, manch

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