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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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Méndez.«
    »Bei mir geht schon lange nichts mehr hoch.«
    »Ich weiß nicht, wie zum Teufel man mich dazu bringen könnte, die Aufklärung eines Verbrechens einzustellen.«
    »Nun, sicherlich wird man das in den letzten Jahren schon hin und wieder getan haben. Man bringt einfach ein Rechtsmittel zum Einsatz, durch das jahrelang alles blockiert wird. Oder unser mutiger Leónidas begibt sich an irgendeinen Ort in Europa, der nicht Spanien ist, und schon sind die internationalen Verträge ausgehebelt. Und sollten die europäischen Verträge doch einmal funktionieren, braucht er nur nach Nordafrika, zum Beispiel Tanger, zu gehen, und die Welt wird vergessen, dass ein Leónidas überhaupt existiert hat. Was will ich mit meiner brillanten Rede sagen? Dass ich ihn fassen muss, bevor er seine Geschäfte hier abgeschlossen hat oder bevor ich meinen Dienst quittieren muss. Das Blöde ist, ich habe keine Ahnung, wo der Kerl sein könnte.«
    Méndez sagte es, wie es war.
    Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, wo sich ein Millionär namens Leónidas Pérez versteckt hielt.
    Die Antwort lag in einer Rechtsanwaltskanzlei, in der kaum Mandanten vorbeikamen, und wenn, dann nur um zu fragen, wie sie sich um die Mietzahlung drücken könnten.
    Das Telefon klingelte, und als abgehoben wurde, fragte eine Stimme:
    »Spreche ich mit Herrn Ramírez oder Herrn Escolano?«

28
    Escolano ging der Satz immer wieder durch den Kopf: Ein Rechtsanwalt wird durch seine Mandanten versaut, nach fünf Minuten ist es um dich geschehen. Er hörte jetzt schon zwanzig Minuten zu.
    Aber dank Erasmus hatte er einen Großteil seiner Schulden bezahlen können, im Grunde alles nur kleine Beträge. Darunter der Mitgliedsbeitrag für die Anwaltskammer. Und zwei noch ausstehende Unterhaltsraten für seine Frau, die auch klein war – nur nicht im Bett.
    Erasmus sagte:
    »Ein angenehmer Ort. Und er hat Klasse. Hier Mitglied zu sein kostet bestimmt eine ordentliche Stange Geld.«
    Nein. Die Mitgliedschaft im Círculo Ecuestre war nicht teuer, hatte man erst einmal den üppigen Aufnahmebeitrag bezahlt. Aber darum hatte sich Escolanos Vater gekümmert, der alte Anwalt, der eines Tages Fortüne hatte und dort viele Mandanten aus den traditionellen Familien an Land zog. Der Sohn zog gar nichts mehr an Land.
    Aber sein Status als Erbmitglied erlaubte es ihm, dort Besucher zu empfangen anstatt in seinem verlassenen Büro. Und warum sollte er nicht ein wenig träumen dürfen. Der große Salon, der so manchen englischen Club neidisch machen würde, das ovale Fenster, einzigartig in Barcelona, von wo aus man den edelsten Teil der Diagonal überblicken konnte. Die imposante steinerne Treppe, die in das obere Stockwerk, zum Geld, führte oder zumindest zu der Vorstellung, die Escolano von Geld hatte. Das leise Raunen der Stimmen, das dem Geräusch raschelnder Banknoten so ähnlich war, das Escolano nur dort zu hören glaubte. Dort fühlte er sich groß, ohne zu merken, dass sein einziger Schatz, die Träume, ihn noch kleiner machten.
    »Bedaure, Erasmus, Sie würden hier nicht als Mitglied zugelassen.«
    »Das beabsichtige ich auch nicht.«
    »Wissen Sie, dass die Polizei Sie sucht?«
    »Hier wohl kaum. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal darüber nachgedacht haben, Señor Ramírez y Escolano, aber Sie sollten wissen, dass edle Hölzer, große Namen, antike Sessel und der Geruch besten kubanischen Tabaks mit der Polizei unvereinbar sind. Man würde mich überall suchen, aber nicht hier. Oben bist du geschützt. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal darüber nachgedacht haben – ein guter Anwalt sollte das getan haben –, aber die Polizei traut sich hier nicht her.«
    »Wie dem auch sei, bleiben Sie nicht allzu lange in diesem Sessel sitzen.«
    »Das habe ich nicht vor.«
    »Wo haben Sie seit Ihrem letzten Verschwinden gewohnt? Haben Sie sich eine andere Frau gesucht?«
    Erasmus’ verschlagen blitzende Augen schlossen sich, und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen.
    »Ich höre da eine gewisse Geringschätzung in Ihrer Stimme, Señor Ramírez y Escolano«, sagte er leise, »aber ich sehe darüber hinweg. Es ist bestimmt eine Haltung des verstorbenen Señor Ramírez, nicht die Ihre. Und jetzt antworte ich Ihnen. Ich war an verschiedenen Orten, sie wären überrascht, weil sie so ungewöhnlich sind. Die Polizei würde natürlich nie darauf kommen. Die Leute sind des Asphalts und der Abgase überdrüssig. Sie suchen das bisschen Natur, das noch zu finden ist. Und wer nicht in

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