Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman
die Natur gehen kann, weil er keine Zeit hat, kauft sich einen Geländewagen und denkt sich, dass er es irgendwann doch tut. Sie können sich nicht vorstellen, wie ökologisch ein Geländewagen ist, der im Paseo de Gracia im Stau steht, und welch ein Gefühl von Freiheit er vermittelt. Nun, so sind die Landgasthöfe in Mode gekommen. Vor vielen Jahren, als ich noch ein Niemand war, mussten die Leute, die ihre Ferien auf dem Land verbrachten, mehr oder weniger im Pferdestall schlafen. Aber seitdem hat sich da viel getan. Es gibt jetzt keine Pferde mehr, denn die Bauern haben Traktoren mit Klimaanlage und Radio. Und das führt dazu, dass die Leute aus der Stadt (die mit dem Geländewagen) dafür zahlen, ein Pferd sehen und ihm übers Maul streicheln zu dürfen, und darauf hoffen, es einmal ihren Kindern erzählen zu können. Die Landgasthöfe sind heutzutage mit mehr Schnickschnack ausgestattet als das Ritz, und außerdem siehst du durchs Fenster einen echten Vogel. Manchmal habe ich mich gefragt, ob die Vögel vom Besitzer gemietet werden.«
»Jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie wären von einem Landgasthof zum nächsten gezogen, Erasmus.«
»Doch natürlich, die einzige Vorsichtsmaßnahme war, dass ich jedes Mal den Wagen gewechselt und ihn immer auf den Namen meiner Begleiterin gemietet habe. Es hat sich einiges getan auf der Welt. Heutzutage haben die Mädchen, die vögeln, einen gültigen Führerschein. Das Problem war nur, dass sie sich langweilten. Nachdem sie zwei Tage dieselbe Kuh und denselben Vogel gesehen hatten, wollten sie nur ihr Geld und verschwinden. Aber es war kein Problem, Ersatz zu finden, denn auch an den Kreuzungen der Nebenstraßen hat sich einiges getan. Sie sind voller Clubs mit ausländischen Mädchen, die einst eine Fahne und sogar einen mit Orden dekorierten Vater hatten, die aber jetzt nur noch ihre Haut haben, und die wird gut gehandelt im kapitalstarken Europa. Nun, je nach Staat. Sie sind ein Mann der engen Perspektiven, Sie können sich nicht vorstellen, welch soziale Verbesserung das mit sich bringt, wenn Märkte erschlossen werden, die es vorher nicht gab. Nun, ich will mich darüber nicht länger verbreiten, ich habe Ihnen gesagt, dass ich mich in einigen abgelegenen, in gewisser Weise unterhaltsamen Landgasthöfen aufgehalten habe. Das ist natürlich Geschmackssache, es soll Leute geben, die statt eines Mädchens ein Buch mit auf Reisen nehmen.«
»Wie entsetzlich!«, sagte Escolano.
»Nun, mein Freund, ich habe bereits alle Fragen beantwortet, die ein guter Anwalt stellen sollte. Gute Anwälte wie Sie wundern sich, dass Ihre Mandanten noch nicht von der Polizei geschnappt wurden, ist es nicht so? Und Sie sollten sich bereithalten, falls ich befragt werde, denn in dem Fall würde ich vielleicht tatsächlich Ihre Dienste benötigen. Jetzt möchte ich etwas Einfacheres.«
»Was?«
»Sehen Sie sich diesen Vertrag an. Es ist ein Vordruck, einer von der Sorte, entweder du akzeptierst oder du lässt es bleiben. Wie die der großen öffentlichen Dienstleister eben. In diesem Fall, Sie werden es sehen, handelt es sich um den Vertrag einer Personenschutz-Agentur, und ich muss wissen, ob es in Ihren Augen ein seriöser Vertrag ist.«
Escolano las ihn. Ein Vordruck, lediglich mit dem Namen der Gesellschaft versehen, die ihn verfasst hatte, und er hatte den Eindruck, dass es sich um eine für diesen speziellen Fall durchaus gängige Vereinbarung handelte. Dennoch konnte er eine gewisse Verwunderung nicht verbergen:
»Wollen Sie um Personenschutz bitten, Erasmus?«
»Nein … Ach was! Aber eine Dame, mit der ich Geschäfte gemacht habe, wird mit einem Satz Juwelen aus Rom kommen, und ich soll ihr helfen, sie in Barcelona zu verkaufen. Das ist eines der ausstehenden Geschäfte, und deshalb bin ich noch hier. Ich fürchte, man könnte die Dame überfallen, um sie zu berauben.«
»Versichern Sie die Juwelen.«
»Die Juwelen zu versichern heißt nicht, dass das Leben der Dame sicher ist. Bringen Sie die Dinge nicht durcheinander, mein Freund. Außerdem glaube ich kaum, dass man so feine, persönliche und zerbrechliche Objekte versichern kann.«
Rechtsanwalt Escolano blieb die Spucke weg.
»Das heißt, die Juwelen sind gestohlen«, murmelte er.
»Nun ja … Sagen wir, es geht kein Finanzministerium etwas an, zu welchem Preis sie verkauft werden. Die Gewinne sind völlig inakzeptablen Steuern unterworfen.«
»Sie brauchen mir keine Lektionen zu erteilen, Erasmus. Die Juwelen werden in
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