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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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waren. Und genauso hat das Schicksal sie dann auch ereilt.
    Der distinguierte Werbemanager (der sein Leben damit zubrachte, mit Bankern zu reden und nicht mit Plakatmalern) hatte sein Büro vollgehangen mit Reproduktionen von Miró – denn Miró ist ein fröhlicher Maler – und mit Originalen naiver Malerei, denn die ist billiger als die von Miró und enthält außerdem Spuren einer universellen Unschuld, die wir nie ganz verlieren, da sie alle vier Jahre durch die Wähler erneuert wird. Der Manager verwaltete ein Klima, in dem alles fröhlich und hoffnungsfroh war, denn die Politik eines Landes lebt von der Hoffnung.
    Die Sekretärin deutete auf das Telefon und sagte:
    »Señor Leónidas.«
    Die Sekretärin mit ihren zweiundzwanzig Jahren voller Glauben an die Zukunft, löste verschiedene Probleme, nicht nur die am Telefon. Mit ihr hatte der Manager eine höchst private Atmosphäre geschaffen, die mit Kultur und Geld verbunden war. Es war nicht leicht, eine höchst private Atmosphäre zu schaffen – das hatte Leónidas einmal zu ihm gesagt –, denn dafür musst du das Niveau der Straße, wo die Regeln gemacht werden, weit unter dir lassen. Das Volk, so begierig nach Gerechtigkeit und Freiheit, ist Fleisch gewordenes Regelwerk, denn mit Regeln verhindert man, dass irgendetwas sie stören könnte.
    Du hast die Freiheit, und wenn du willst, teilst du sie – hatte er einmal zu seiner Sekretärin gesagt – in der privaten Atmosphäre, die nur wenigen vorbehalten ist.
    Dem distinguierten Werbemanager – der sich diese private Atmosphäre mit viel Anstrengung und Mühe geschaffen hatte – war Leónidas unangenehm. Und dabei wusste er nichts über ihn, außer dass er schlau war und sensibel genug, sein Fähnchen jederzeit nach dem Wind zu hängen. Der überaus wichtige Werbemanager gestaltete seine Kampagnen immer so authentisch wie möglich, wohl wissend, dass die Werbung das nie ist.
    »Hallo, Señor Cots.«
    Leónidas’ Stimme war sanft und suggestiv. Señor Cots störte sogar die Stimme, denn immer wenn Leónidas so sanft mit ihm sprach, wurde er das Gefühl nicht los, dass er ihm am Ende eine Fellatio vorschlagen würde. Aber er ertrug ihn, weil Männer wie Leónidas in den Kloaken der Macht notwendig waren. Ihn, Cots, brauchte man für die großen Versammlungen, die Parteibankette, die Massen in der Stierkampfarena, wo der kämpfende Meister nicht fehlen durfte. Man brauchte ihn für die Sätze mit Ewigkeitsanspruch, die Effekthaschereien, die Plakate und die Fernsehspots, die dem Volk ein für alle Mal klarmachten, was sein Schicksal war. Leónidas hingegen brauchte man für die Kloaken.
    »Der Erlös aus den Immobilien ist schon weitergeleitet«, informierte ihn Leónidas. »Es befindet sich in Genf und kann abgerufen werden, wenn es für den Wahlkampf benötigt wird, aber ich hoffe, mein lieber Freund, dass das nicht so bald der Fall sein wird. Ich hoffe, es gibt keine vorgezogenen Wahlen. Sie auch? Bei den Kosten stünden wir mit blankem Arsch da.«
    Dem wichtigen Herrn Cots gefielen manche dieser Worte überhaupt nicht – er hätte sie nicht einmal einem Pförtner zugestanden –, aber er versuchte, sie zu überhören.
    »Nein, es wird keine vorgezogenen Wahlen geben, also steht auch keine Kampagne ins Haus. Warum erwähnen Sie das?«
    »Das Geld ist für sechs Monate festgelegt. Da ist der Zinssatz höher.«
    »Aha.«
    »Ich habe hohe Unkosten. Ich muss die Strohmänner bezahlen, um ihre Namen verwenden zu dürfen, und ich zahle für den Transfer. Im Vergleich dazu ist mein Gewinn sehr bescheiden.«
    »Niemand spricht im Moment von Gewinnen, mein Freund. Ich betrachte das Gespräch hiermit als beendet.«
    »Selbstverständlich, Señor Cots. Wie Sie sehen, halte ich mich an Ihre Anordnung, Sie nicht aufzusuchen.«
    »Und das ist auch gut so. Sie rufen mich von einer öffentlichen Zelle aus an, vermute ich.«
    »Natürlich.«
    »Ich rufe Sie auf dem Handy an, wenn es eine Neuigkeit oder einen Zahlungseingang gibt. Das kann schon bald sein. Aber speichern Sie keinen Anruf.«
    »Natürlich nicht. Es wundert mich, dass Sie an meinem gesunden Menschenverstand zweifeln, Señor Cots.«
    »Sie wissen besser als ich, dass alles immer unsicherer wird. Sie haben bestimmt schon von der letzten Debatte zur Parteienfinanzierung gehört, und dass es im Parlament eine formelle Anfrage gab. Natürlich werden meine Kunden dieses indiskrete Verhalten nicht unterstützen, um Druck auszuüben.«
    Der wichtige Señor Cots

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