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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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wollte auflegen. Er hatte mit Leónidas – schließlich nur ein Bote aus dem Untergrund – nie mehr als zehn Worte gewechselt, und dieses Gespräch dauerte schon zu lange. Telefone sind indiskret, Sekretärinnen können indiskret sein, auch wenn sie dabei ihre Zukunft aufs Spiel setzen. Und zwischen Menschen, die das Leben kennen, ja dafür arbeiten, dass auch die anderen einen Teil davon zu sehen bekommen, nur einen Teil natürlich, bedarf es nicht vieler Worte.
    Und die einschmeichelnde Stimme bat:
    »Señor Cots … Ich muss Sie um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Gut, wenn es nicht um Geld geht und es niemandem schadet.«
    »Nein … Es handelt sich nur um eine Empfehlung. Sie haben doch schon Personenschutz benötigt und viele Ihrer Kunden ebenfalls.«
    »Hin und wieder ja. Es sind rosige Zeiten, um seine Haut zu Markte zu tragen, vor allem während des Wahlkampfs. Aber ich brauche ihn nicht immer. Warum?«
    »Ach, nichts, nichts. Es ist ein unbedeutender Gefallen, den Sie mir tun können und der vielleicht das Leben einer anderen Person rettet. Soweit ich weiß, beauftragen Sie immer dieselbe Agentur. Die unter der Leitung von Rodrigo Albalate.«
    »Sicher. Es ist die diskreteste und die angesehenste.«
    »Dort gibt es einen sehr guten Personenschützer namens David Miralles. Ich habe vor Kurzem gehört, dass er einem Bankier namens Loscertales das Leben gerettet hat und dass er der beste Mann der Agentur ist. Eine Kundin von mir kommt nach Barcelona wegen einer Transaktion, bei der es um viel Geld geht.«
    »Mit Privatgeschäften habe ich nichts zu tun, Leónidas.«
    »Ich mache keine Privatgeschäfte, ich habe nur Freunde und Freundinnen. Also gut. Diese Kundin braucht für ein paar Tage effektiven Schutz, und es wäre außerordentlich hilfreich, wenn dieser Job einem Mann wie David Miralles übertragen werden könnte. Ich kann die Agentur nicht darum bitten, weil ich kein Kunde bin, aber Sie sind es.«
    »Sie wollen also, dass man Miralles schickt.«
    »Sie sehen, es ist keine große Sache, Señor Cots.«
    »Schon gut, schon gut … Wenn er nicht gerade für eine besondere Aufgabe abgestellt ist, sehe ich da kein Problem. Ich werde anrufen, damit man sich mit Ihnen ins Benehmen setzt, und Sie vereinbaren dann alles Weitere mit Señor Albalate, Uhrzeiten, Preise und all das. Schönen Tag noch, Leónidas. Es war nett, mit Ihnen gesprochen zu haben.«
    Er legte auf.
    Wenigstens hatte dieser schmierige Leónidas ihm kein zweideutiges Angebot gemacht. Am besten, man lässt ihm erst gar keine Zeit dafür.
    Nur einen Tag später betrat David Miralles das Büro in der Calle Alfonso XII im alten Viertel Sant Gervasi, wo vor nicht allzu vielen Jahren der Dichter Joan Maragall die ferne Stadt besang. Jetzt hatte die ferne Stadt sich alles einverleibt, sie hatte alles eingenommen, und es war nicht einmal mehr die Asche der Bäume übrig. Neue Gebäude erdrückten die engen Straßen, wo Autos wie Säugetiere ständig weitere Autos gebaren. In dem Gebäude aus Stahl und Glas, das Miralles betrat, waren eigentlich nur Büros untergebracht, aber eines war zu einem Appartement umgebaut worden, zu einem von denen, die man wochenweise mieten kann oder auch nur für zwei oder drei Tage, abhängig von der inneren Temperatur des logierenden Paares oder der Dauer einer Messe oder eines Kongresses. Das Glas war von außen undurchsichtig, die Stockwerke waren vom Parkhaus aus zugänglich, und der Concierge, der eine Brille mit Gläsern wie Flaschenböden trug, schien ein Experte für Kreuzworträtsel zu sein. Außerdem ging er drei Stunden zum Essen, und dann mussten die Bewohner mit ihrem eigenen Schlüssel aufschließen.
    Es war eines der unkontrollierbarsten und am schwierigsten zu überwachenden Gebäude, das Miralles in seinem Leben gesehen hatte.
    Aber der Job würde nicht lange dauern, und er war sehr gut bezahlt. Er musste nur noch wissen, wie die Dame lebte.
    Herein.
    Sie musste so um die vierzig sein.
    Sie sah aus wie eine Luxusstewardess. Eng anliegendes graues Jackett, schwarze Strümpfe, hochhackige Schuhe, und den Hals zierte ein Seidentuch in allen Farben des irdischen Paradieses. Die Dame setzte sich, schlug die Beine übereinander und zeigte so auf elegante Weise, dass die Röcke der Stewardessen von Experten entworfen werden.
    »Ich heiße Denise.«
    Sie hatte einen französischen Akzent, aber ihr Spanisch war tadellos. Hätte sie korrektes Katalanisch gesprochen, wäre das die Vollendung gewesen. Auf einem

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