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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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nähern. Eine Kette von Milizbeamten hat längst einen Sicherheitsstreifen um das Anwesen gezogen, in dem der Mord geschah. Auch wenn viele dieser Männer allzu gerne die Wünsche der Menge erfüllen würden, so haben sie doch ihren Befehl, die Sicherheit des Gefangenen zu gewährleisten, auszuführen.
    Ängstlich verfolgt die Gruppe unter der Leitung des Staatsanwaltes das Geschehen vor dem Anwesen. Nur Onoprienko scheint die Situation völlig kalt zu lassen. Er würdigt die herumstehenden Dorfbewohner mit keinem Blick.
    Ungeduldig wartet er an der Eingangstür des Hauses, bis sie endlich geöffnet wird. Er betritt als erster einen kleinen Flur.
    Man erkennt sofort, er ist nicht zum ersten Mal in diesem Hause. Geradewegs geht er auf eine verschlossene Zimmertüre zu. Wortlos deutet er auf diese Tür, und die Beamten haben verstanden. Jeder in der Gruppe der Polizisten weiß nun, was ihn erwartet.
    Ein unwiderstehlicher Zwang, es allen Anwesenden beweisen zu wollen, ist in Onoprienkos Gesicht geschrieben.
    »Sie klemmt ein wenig«, klärt er die Umstehenden auf und öffnet sie schwungvoll. Er hat es offenbar eilig, als Erster das Zimmer zu betreten. Er blickt nach allen Seiten und stellt zufrieden fest, dass sich nichts verändert hat in diesem Raum.
    Noch immer steht alles an seinem angestammten Platz wie Monate zuvor.
    Fein säuberlich hat man diesen Raum nach der Tat wieder aufgeräumt. Nichts sollte mehr an diese schreckliche Nacht erinnern. Dicht aneinander gedrängt ist eine Gruppe verschiedener Puppen auf einem kleinen Sofa angeordnet. Mit selbst geschneiderten Kleidchen bekleidet, warten sie förmlich darauf, von einem kleinen Mädchen liebevoll in den Arm genommen zu werden. Kleine holzgeschnitzte Herzen, rot von Hand bemalt, liegen zwischen vielen abgenutzten Märchenbüchern.
    Makaber wirkend blicken kleine Teddybären von den vollen Wandregalen. Ein kleiner Kinderwagen ohne Inhalt steht noch immer unter dem Fenster, vor dem sich eine Gruppe Milizbeamter gruppiert hat, um das Geschehen in diesem Raum besser beobachten zu können.
    »Ich sagte doch, ich kenne den Raum«, betont Onoprienko selbstzufrieden und wartet ungeduldig auf die Fragen des Staatsanwaltes.
    Doch der ist vor einem Bild stehen geblieben und betrachtet es sehr genau. Das Bild zeigt junge Eltern, die einem kleinen Mädchen gerade das Radfahren beibringen. Daneben andere Fotos des Kindes mit einem fröhlichen Kinderlachen.
    Onoprienko ist neugierig geworden und stellt sich neben den Staatsanwalt und betrachtet gelangweilt die aufgehängten Fotos. Er kann offensichtlich nichts Ungewöhnliches dabei finden. Er begreift nicht, warum der Staatsanwalt diese so aufmerksam betrachtet und nicht mit ihm reden will.
    »Ja, das war das Mädchen«, ergreift nun Onoprienko die Initiative auf eine irgendwie wegwerfende Art, so als wolle er mit solchen Dingen nicht konfrontiert werden.
    »Die ist schon lange tot«, drängelt er förmlich darauf, nun endlich befragt zu werden.
    Die Bilderwand weist aber auch große Blutspuren auf. Als der Staatsanwalt diese erblickt, hat er Mühe, sich zu beherrschen. Er kann erahnen, vom wem diese Flecken stammen.
    »Haben sie das Mädchen mit einem Gegenstand getötet?«, will der Staatsanwalt, sichtlich erbost, nun plötzlich von Onoprienko wissen.
    »Wie meinen Sie das, Herr Staatsanwalt? Nein, mit einem Messer habe ich sie umgebracht, das wissen Sie doch«, antwortet Onoprienko frech. Doch bevor er weiterberichten kann, lässt der Staatsanwalt Onoprienko ein circa 20 cm langes Holzstück übergeben. Auf das Sofa – die Puppen hatte man wohlweislich beiseite gestellt – legt man nun eine kindergroße Strohpuppe. Der Tatverdächtige betrachtet das Stück Holz und die Puppe. Er hat nur ein abschätziges Grinsen für die Gegenstände übrig.

    Nun soll er den Tathergang mit dieser nachgebildeten Tatwaffe schildern.
    »Haben Sie die Waffe, ich meine das Messer, selbst mitgebracht?«, will man von ihm wissen.
    »Nein, ich habe mir das Messer aus der Küche geholt. Es war ungefähr so groß. (Onoprienko zeigt mit beiden Händen die Länge des Originalmessers mit circa 30 Zentimetern an.) Dabei streichelt er förmlich das Holzbrett, das er in der Hand hält. Die Kälte Onoprienkos irritiert die Beamten.
    Währenddessen stehen immer mehr Beamte auf dem Grundstück und beobachten Onoprienko durch das geöffnete Fenster.
    »Soll ich zeigen, wie es weiterging?«, fragt er, als würde er glauben, das Interesse seiner Zuhörer

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