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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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gestattet ist, geht durch endlos lange Gänge. Sie sind 1,50 Meter hoch und mit grünen Kacheln getäfelt. Die Versorgungsrohre an den Wänden sind blau gestrichen. Alles wirkt sauber. Die rotbraunen Bodenfliesen glänzen geradezu. Vier Beamte sind dabei, wenn die grelle, blau gestrichene Tür von Onoprienkos Zelle geöffnet wird.
    Alle 30 Minuten müssen seine Bewacher eine Protokollnotiz über den Zustand des Häftlings hinter der vielfach gesicherten Zellentüre anfertigen.
    Seine Zelle ist bis in Kopfhöhe mit grüner Ölfarbe gestrichen. Ansonsten sind Wände und Zimmerdecke weiß, auch die Gitter vor dem Fenster.
    Ein zweistöckiges Bett und eine hölzerne, aus zwei Fächern bestehende Ablage sind die einzigen Einrichtungsgegenstände in diesem Raum. Onoprienko schläft im unteren Bett. Ein rotes Kissen und eine blaue Matratze kennzeichnen seine Liegestätte. Ansonsten ist die Zelle nackt. Kein Bild, keine Erinnerung an draußen.
    Seine neue Unterkunft wirkt wie eine Waschküche, aber wie eine äußerst saubere. Er sitzt in Einzelhaft. 23 lange Stunden am Tag. Eine Stunde am Tag ist es ihm gestattet, an der frischen Luft im Gefängnishof seine Kreise zu ziehen. Dann muss er wieder zurück in seine Zelle. Die schwere metallene Zellentüre ist mit einer weiteren Stahltüre gesichert.
    »Eine der besten Sicherheitszellen dieses Gefängnisses.
    Noch nie ist einem Gefangenen aus diesen Zellen eine Flucht gelungen«, klärt ein Offizier nicht ohne Stolz seine Begleiter auf.
    Vor jedem Eintreten in die Zelle wird mittels eines Telefons vor der Zellentüre erst der Gefängnisdirektor unterrichtet.
    Wann immer die Beamten diese Türe öffnen, sind sie zu viert.
    »Zum Eigenschutz vor möglichen Übergriffen des Häftlings, man weiß ja nie«, versichern sie.
    Die Beamten wirken sichtlich nervös, als sie vor der Tür ihre Positionen beziehen. Ein Blick durch den Türspion zeigt ihnen, dass sich der Gefangene in der Zellenmitte befindet.
    »Gehen Sie zum Fenster, und stellen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand«, lautet das Kommando für Onoprienko, bevor der Beamte die schwere Eisentüre mit seinen großen Schlüsseln öffnet. Bevor das letzte Schloss geöffnet wird, blickt er noch einmal durch den kleinen Spion. Er will sich vergewissern, dass seine Aufforderung befolgt wurde.
    Die Tür öffnet sich, und man sieht einen kleinen, unscheinbar wirkenden, schlanken Mann. Er steht – mit dem Rücken zum Besucher – unter dem vergitterten Fenster. Seine Arme sind auf dem Rücken verschränkt. Er trägt eine blaue Trainingshose und eine bunte Strickjacke. Seine Wollmütze, die einer Kapuze gleicht, hat er nach hinten auf den Schultern hängen.
    Er kennt die Spielregeln und dreht erst sein Gesicht zur Tür, als er dazu aufgefordert wird.
    »Onoprienko, kommen Sie langsam aus Ihrer Zelle auf den Flur hinaus und stellen Sie sich dann mit dem Gesicht zur Wand«, fordert man ihn auf.
    Sicheren Schrittes, aber mit gesenktem Haupt, verlässt er seine Zelle. Er stellt sich an die Flurwand, beide Hände auf den Rücken gekreuzt. Ein Beamter drückt mit seinen Schuhen die Beine Onoprienkos auseinander. Er tastet ihn von der Schulter bis zu den Schuhen ab.
    Als er nichts Auffälliges findet, erklärt er: »Wir müssen ihn ständig durchsuchen, damit er nicht unzulässige Gegenstände bei sich hat, mit denen er sich oder andere hier gefährden könnte. Er könnte sich jederzeit etwas einfallen lassen.«
    Angehörige der Miliz und weitere Sicherheitsbeamte beäugen nun zusätzlich jede Bewegung des Gefangenen. Man will kein Risiko eingehen bei dem Mann aus Laski, den eine Nachrichtenagentur der Ukraine »den Killer des 20.
    Jahrhunderts« nannte.
    Zwei Beamte führen Anatolij Onoprienko in seine Zelle zurück. Er ist mit Handschellen und zusätzlichen Fußketten gefesselt. Das bedeutet Sicherheitsstufe eins. Es scheint ihn nicht zu stören, dass man ihn wie ein wildes Tier vorführt. In seinem Blick steht Hass. Seine verengten Pupillen lassen erahnen, zu was dieser Mann fähig war.
    Einer der Beamten erklärt ihm, dass es ihm nun gestattet sei zu sprechen. Während die Besucher die Zelle betreten, nehmen die beiden Beamten Stellung an der Zellentüre, die während des Interviews geöffnet bleibt. Mehrere Sicherheitsbeamte beobachten neugierig und mit der gebotenen Vorsicht jede Bewegung Onoprienkos vom Flur aus.
    »Wir wollen kein Risiko eingehen bei diesem Mann. Bei ihm weiß man nie«, sagt einer der Beamten. Kopfschüttelnd erklärt er

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