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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Ergebnis, dass er in diesem Haus trotz allem einige bemerkenswerte Dinge zu hören und zu sehen bekommen hatte. An die Fresken dachte er dabei nicht.

33
    A uf dem Weg zurück in die Via Chiara fielen Pater Angelico hier und da kleine Gruppen von Menschen auf, die zusammenstanden und leise, aber aufgeregt miteinander sprachen. Bei diesen Gruppen handelte es sich nicht nur um einfaches Volk, sondern es waren Florentiner aus allen Schichten darunter. Den ernsten Mienen nach zu urteilen, hatten sie etwas Gewichtiges zu bereden.
    Er fragte sich, ob aus Kreisen der Signoria etwas über eine bevorstehende Staatskrise durchgesickert war oder Florenz womöglich von einem anderen Staat eine Kriegserklärung erhalten hatte und ein entsprechendes Heer im Anmarsch war. Diese Möglichkeit verwarf er jedoch sofort wieder, denn in solch einem Fall hätten die Glocken der Stadt längst Sturm geläutet.
    Also dachte er nicht weiter darüber nach. Wenn sich etwas Wichtiges ereignet hatte, würde er das von Scalvetti erfahren, den aufzusuchen er im Begriff war. Doch vorher holte er im Hof der Petrucci noch die beiden in ein Tuch eingeschlagenen Gipsabdrücke aus dem Karren, den sie im Hof abgestellt hatten.
    Zu Pater Angelicos großer Erleichterung war der Commissario mittlerweile von seinen geheimen auswärtigen Geschäften ins Bargello zurückgekehrt. Sein Segretario ließ den Dominikaner sogleich durch.
    »Ihr kommt wie gerufen«, begrüßte ihn der Commissario mit einer Miene, die nichts Gutes verhieß. »Setzt Euch, Padre, setzt Euch! Es gibt einiges zu bereden.«
    »In der Tat.«
    »Ich hoffe, Ihr bringt bessere Nachrichten!«
    »Darüber wird zu reden sein. Aber hier sind erst einmal die Gipsabdrücke, die mein Novize gestern in der Werkstatt des Wachsbildners angefertigt hat«, sagte Pater Angelico und legte das Bündel auf den schweren, schwarz gebeizten Faktoreitisch, der mit penibel geordneten Akten, Papieren und Schriftrollen bedeckt war. Dass Bruder Bartolo so weitsichtig gewesen war, auch noch einen zweiten Satz Abdrücke herzustellen, hielt er nicht für erwähnenswert.
    Tiberio Scalvetti nickte knapp. »Wer weiß, wozu sie einmal nütze sein können«, sagte er, doch es klang nicht so, als verbinde er eine ernste Hoffnung damit.
    Seine Amtsstube war überaus sparsam eingerichtet, wie es zu seinem asketischen Wesen passte. Zunächst fiel der Blick eines jeden, der den Raum mit den beiden vergitterten Bogenfenstern betrat, auf einen ausgebleichten Totenschädel. Er thronte an der vorderen Kante des Faktoreitisches als Beschwerer auf einem Stoß Papiere und trug auf der Schädeldecke in schwarzen Lettern die Mahnung, die manche gewiss auch als Drohung begriffen: Morti natus es! Für den Tod bist du geboren.
    Ein schmuckloser Armstuhl hinter dem Tisch, ein einfacher harter Stuhl davor, zwei schwere, mit Eisenblech beschlagene und mit Doppelschloss versehene Truhen vor dem unverputzten, rauen Mauerwerk an der linken Seitenwand sowie zwei schmiedeeiserne Fäuste, die Gitterkästen mit Öllampen in den Raum hielten, vervollständigten die Einrichtung. Eine Klosterzelle hätte nicht sparsamer ausgestattet sein können. Gegen diese Amtsstube des mächtigsten Mitglieds der Otto di Guardia nahm sich das Studiolo von Vincenzo Bandelli mit seinen erlesenen Teppichen und Wandbehängen sowie den vergoldeten Kerzenhaltern und kunstvoll gearbeiteten Möbelstücken wie ein Fürstengemach aus.
    »Erzählt Ihr zuerst, Pater«, sagte der Commissario.
    Der Mönch nahm auf dem harten Besucherstuhl Platz und begann seinen Bericht.
    »Ich habe Euch gesagt, dass Ihr den Sensale von der Liste der Verdächtigen streichen könnt«, betonte Scalvetti, nachdem er erfahren hatte, was dem Dominikaner zu Ohren und zu Augen gekommen war. »Wie sollte der Bursche auch an einen Bravo kommen? Zudem würde er sich damit der Gefahr aussetzen, fortan ständig erpresst zu werden. Der Schmächtling mag durchtrieben sein, aber für einen so tollkühnen Schritt ist er zu klug – und hat zu viel zu verlieren. Die Sache mit dem Kriegsgewinnler, wie Ihr Jacopo Forlani so treffend bezeichnet habt, ist dagegen höchst interessant. Der unbändige Hass, mit dem er Euch überschüttet hat, könnte sehr wohl auf ein Motiv hindeuten.«
    Pater Angelico nickte. »Und brutale Gewalt ist ihm sicherlich auch nicht fremd.«
    »Kaum, nur stellt sich die lästige Frage, wie dazu der Mord an der Wachsbildnerin passt. Die Frau mag ja ein gottloses Leben geführt haben, aber sie hat

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