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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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langen Kabelstücke und untersuchte die Enden.
    Das Kabel sah aus wie jedes andere Stahlseil auch. Es bestand aus zweitausendvierhundert miteinander verdrillten Drähten; der Gesamtdurchmesser betrug anderthalb Zentimeter. Die Drähte waren nicht alle an der gleichen Stelle gerissen; die einzelnen Bruchstellen waren vielmehr bis zu dreißig Zentimeter voneinander entfernt, was den beiden ausgefransten Kabelenden das Aussehen von Pferdeschwänzen verlieh.
    Pitt fiel etwas auf. Er nahm das Vergrößerungsglas zur Hand und sah sich unter der Lupe die Kabel noch einmal genauer an.
    Seine Lippen verzogen sich langsam zu einem zufriedenen Lächeln. Das wird vielleicht noch ein ganz interessanter Fall, dachte er. Vor Vergnügen schlug sein Herz höher.
    »Hast du etwas entdeckt?« fragte Gunn.
    »Ja, eine ganze Menge«, erwiderte Pitt. »Du hast es mit einem Gegner zu tun, der unter allen Umständen verhindern will, daß du in seinen Gewässern auf die Pirsch gehst.«
    Gunn schoß das Blut in den Kopf. »Was hast du gefunden?«
    fragte er mit weit aufgerissenen Augen.
    »Das Kabel ist vermutlich nicht von selbst gerissen«, erklärte Pitt lakonisch.
    »Was heißt das: Nicht von selbst gerissen?« fuhr Gunn auf.
    »Woher willst du das wissen?«
    Pitt ließ ihn durch das Vergrößerungsglas blicken. »Du siehst doch, daß die einzelnen Drähte alle leicht spiralig sind und sich zum Kabelkern hin einrollen. Und du siehst auch, daß die Drähte leicht zersplittert wirken. Wenn jedoch ein Kabel dieses Durchmessers durch bloßen Zug reißt, bleiben die Drähte glatt, und ihre Enden biegen sich leicht nach außen, vom Kabelkern weg. Das ist hier nicht der Fall!«
    Gunn starrte auf das zerfetzte Kabel. »Das begreife ich nicht.
    Was ist denn dann die Ursache des Kabelbruchs?«
    Pitt sah nachdenklich vor sich hin. »Ich tippe auf
Primacord

    Gunn sah ihn erschreckt an. »Das meinst du doch nicht im Ernst!
Primacord
ist doch ein Sprengstoff.«
    »Ja, in der Tat«, erwiderte Pitt gelassen.
»Primacord
sieht aus wie ein Strick oder eine Kordel und kann in jeder Dicke hergestellt werden. Man verwendet es hauptsächlich, um Bäume zu fällen und mehrere Sprengungen an weit auseinanderliegenden Stellen gleichzeitig durchzuführen. Die chemische Reaktion von
Primacord
läßt sich mit der einer brennenden Zündschnur vergleichen, nur daß die Reaktionsgeschwindigkeit – sie erreicht fast Lichtgeschwindigkeit und die freiwerdende Energie ungleich größer sind.«
    »Aber wie soll denn jemand unbemerkt unter dem Schiff eine Sprengladung anbringen? Das Wasser ist hier kristallklar, die Sichtweite beträgt über dreißig Meter. Einer von unseren Wissenschaftlern oder auch von der Mannschaft hätte den Saboteur doch entdecken müssen… außerdem ist eine solche Explosion nicht zu überhören.«
    »Ich will gleich versuchen, das zu klären. Aber vorher mußt du mir zwei Fragen beantworten. Was für ein Gerät hing an dem Kabel, als es riß? Und wann habt ihr das Unglück bemerkt?«
    »Das war die Dekompressionskammer. Die Taucher haben in sechzig Meter Tiefe gearbeitet. Der Druckausgleich hat immer ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen. Eine zu rasche Dekompression zieht bei dieser Tiefe sonst die Caissonkrankheit nach sich. Wir haben das gerissene Kabel gleich nach dem Frühstück gegen sieben Uhr morgens entdeckt.«
    »Ich nehme an, daß ihr die Kammer über Nacht im Wasser gelassen habt?«
    »Nein«, erwiderte Gunn. »Wir senken sie gewöhnlich erst kurz der Morgendämmerung ab. Sie steht dann schon für alle Fälle bereit. Manchmal ergibt es sich nämlich, daß die Taucher Hals über Kopf ins Wasser müssen.«
    »Da hast du deine Erklärung«, rief Pitt. »Jemand tauchte zum Kabel und brachte die Sprengladung an. Die Sichtweite beträgt bei Tag vielleicht dreißig Meter; bei Nacht sieht man jedoch höchstens einen halben Meter weit.«
    »Und die Explosion?«
    »Ganz einfach, mein Lieber.« Pitt grinste. »Die Unterwasserexplosion einer kleinen Ladung
Primacord
hört sich wahrscheinlich genauso an wie der Überschallknall einer 105 Starfire.«
    Gunn sah Pitt respektvoll an. An dieser Theorie gab es wenig zu rütteln. Er runzelte die Stirn.
    »Wie gehen wir jetzt weiter vor?«
    »Du bleibst hier an Bord und suchst weiter nach deinem Hexenfisch. Ich kehre auf die Insel zurück und schnüffle dort ein bißchen herum. Möglicherweise gibt es eine Verbindung zwischen euren dubiosen Betriebsstörungen und dem gestrigen Angriff auf Brady

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