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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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den Wetterballon. Pitt stand auf, um besser sehen zu können, wohl wissend, daß er damit ein verlockendes Ziel für einen Feuerstoß abgab. Doch mit heulendem Motor schoß
die Albatros
über das Schiff hinweg und nahm den Ballon ins Visier. Die
Albatros
war noch nicht einmal bis auf Schußweite an ihn herangekommen, als sie schon das Feuer eröffnete. Die grellgelben Tragflächen verdeckten das Mündungsfeuer der MGs, die ihr Stakkato hämmerten. Die Geschosse jaulten durch die Luft, der Angriff hatte begonnen.
    Der Ballon erzitterte leicht, als der erste Geschoßhagel seines Nylonhülle durchlöcherte. Er sackte ab, schrumpfte zusammen und stürzte dann flatternd und immer rascher dem Meer entgegen. Die
Albatros
flog über ihn hinweg und setzte nach einer Kehrtwendung zu einem neuen Angriff auf die
First Attempt
an.
    »Jetzt«, schrie Pitt und warf sich zu Boden.
    Gunn legte den Hebel um.
    Eine Ewigkeit lang geschah nichts. Dann erschütterte eine ungeheure Druckwelle das Schiff, und eine donnernde Explosion zerriß die morgendliche Stille. Eine Wolke undurchdringlichen, schwarzen Rauches breitete sich aus. Grelle Flammen schlugen aus ihr.
    Der Explosionsdruck preßte Pitt und Gunn mit einer solchen Wucht gegen das Deck, daß sie kaum mehr Luft bekamen.
    Dann richtete sich Pitt langsam und ungelenk auf. Er rang nach Atem.
    Er versuchte, Reste der
Albatros
in der ständig größer werdenden Rauchwolke zu entdecken.
    Nichts zu sehen; Pilot und Maschine waren verschwunden.
    Dann wurde ihm klar, daß er in die falsche Richtung blickte. Die kurze Zeitspanne zwischen seinem Kommando und der Explosion hatte genügt, das Flugzeug vor der vollständigen Zerstörung zu bewahren. Einen Moment lang suchte er den Himmel ab, dann erblickte er die Maschine. Sie glitt schwerfällig und mit stehendem Propeller durch die Luft.
    Pitt griff zum Feldstecher. Die
Albatros
zog eine dunkle Rauchwolke hinter sich her.
    Fasziniert beobachtete er, wie plötzlich eine der unteren Tragflächen nach hinten wegknickte.
    Das brennende Flugzeug begann wie ein Blatt Papier abzutrudeln. Einen Augenblick noch schien es zwischen Himmel und Erde zu hängen, dann stürzte es senkrecht ins Meer. Eine kleine Dampfwolke stieg über der Absturzstelle auf.
    »Weg«, sagte Pitt. »Ein Pluspunkt für uns.«
    Gunn lag noch immer auf dem Deck. Benommen hob er den Kopf. »Wo?«
    »Etwa drei Kilometer querab an Steuerbord«, erwiderte Pitt.
    Er setzte das Fernglas ab und musterte Gunns bleiches Gesicht.
    »Alles in Ordnung, Rudi?« fragte er besorgt.
    Gunn nickte. »Mir ist bloß ein bißchen die Puste weggeblieben, sonst nichts.«
    Pitt lächelte, doch es war kein fröhliches Lächeln, sondern ein schadenfrohes und selbstzufriedenes. Sein Plan war geglückt.
    »Schick ein paar Männer mit dem Katamaran hinaus und laß sie nach dem Wrack tauchen. Es interessiert mich brennend, wie unser Phantom aussieht.«
    »Wird gemacht«, erwiderte Gunn. »Ich selbst werde den Einsatz leiten. Allerdings nur unter einer Bedingung… daß du sofort hinunter in meine Kabine gehst. Der Doc ist noch nicht fertig mit dir.«
    Pitt zuckte die Achseln. »Du bist der Käpt’n.« Er wandte sich wieder zur Reling und starrte nachdenklich auf die Stelle, wo das Meer zu kochen schien. Das war alles, was von der
Albatros
noch übriggeblieben war.
    Er stand noch immer an der Reling, als zehn Minuten später Gunn und vier seiner Männer den Katamaran mit ihren Tauchgeräten beluden und vom Schiff ablegten. Sie hielten direkt auf die Absturzstelle zu. Pitt beobachtete, wie die Männer sich nacheinander ins blauglitzernde Wasser fallen ließen.
    »Wie wär’s, Major?« fragte jemand neben ihm.
    Er wandte langsam den Kopf und sah in das Gesicht des kleinen Arztes. »Sie sind ja ganz versessen darauf, mich zu behandeln«, entgegnete Pitt mit breitem Grinsen. Der spitzbärtige Alte erwiderte das Grinsen nicht. Er deutete lediglich auf die Leiter, die hinab zu Gunns Kabine führte.
    Widerstrebend fügte sich Pitt. In der Kabine wehrte er sich noch eine Weile vergeblich gegen den Schlaf, dann taten die Seditativa ihre Wirkung, und er entschlummerte sanft.

9. Kapitel
    Ein hohlwangiges und übernächtigtes Gesicht sah Pitt aus dem kleinen Spiegel entgegen, der sich am Kopfende der Kabine befand. Das schwarze Haar hing ihm wirr in die Stirn und in die dunkelumrandeten Augen. Er hatte nicht lange geschlafen, ganze vier Stunden. Die Hitze hatte ihn geweckt, jene erdrückend heiße Luft, die morgens aus

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