Der Todesflieger
Afrika herübergezogen kam und den Tag zur Qual machte.
Der Ventilator war ausgeschaltet. Pitt setzte ihn in Gang, doch es war zu spät. Ein Stoß glühend heißer Luft schlug von draußen herein. Die Klimaanlage war der Hitze nicht mehr gewachsen; frühestens gegen Abend würde sie die Temperatur in der Kabine erst wieder auf ein erträgliches Maß reduziert haben. Er ging zum Waschbecken und hielt seinen Kopf unter den Wasserhahn.
Eine wohlige Gänsehaut überlief ihn, als das Wasser über seinen Rücken und seine Schultern rann.
Dann frottierte er sich gründlich ab und ließ dabei die Geschehnisse der letzten Nacht noch einmal Revue passieren.
Willy und der Maybach-Zeppelin. Von Tills Landhaus. Der gemeinsame Drink mit dem Deutschen. Dann Teri, ihre seltsame Befangenheit. Das Labyrinth. Der Kampf mit dem Hund, die Flucht. Athene – ob ihr Eigentümer sie wohl je wiederfand?
Dann die Fahrt mit dem Motorboot, die Präparierung des Wetterballons, der Angriff der gelben
Albatros.
Schließlich die Explosion. Und nun saß er da und wartete, daß das Flugzeug und der tote Pilot geborgen würden. Welche Rolle spielte von Till in dieser ganzen Angelegenheit? Was hatte der verdammte Deutsche vor? Und Teri. Wie weit wußte sie Bescheid? Hatte sie während des Abendessens versucht, ihn zu warnen? Oder hatte ihr Onkel sie nur vorgeschoben, um mit ihrer Hilfe Pitt irgendwelche Informationen zu entlocken?
Er schob alle diese Fragen unwillig beiseite. In diesem Moment beschäftigte ihn ein ganz anderes Problem. Seine Wunde juckte unter dem Verband, und er mußte gegen das unwiderstehliche Verlangen ankämpfen, sich zu kratzen… Gott, war es heiß… Wenn er nur einen kleinen eisgekühlten Drink gehabt hätte! Er streifte seine Shorts ab, hielt sie unter den Wasserhahn und zog sie naß wieder an. Nach einigen Minuten schon waren sie aber wieder knochentrocken.
Es klopfte. Leise glitt die Tür auf, und der rothaarige Stewart streckte seinen Kopf herein.
»Sie sind schon wach, Major?« fragte er mit gedämpfter Stimme.
»Ja, seit ein paar Minuten«, erwiderte Pitt.»Ich…ich wollte Sie nicht stören«, fuhr der Junge stockend fort.
»Der Doc hat mir nur gesagt, ich sollte alle Viertelstunde nach Ihnen schauen. Haben Sie gut geschlafen?«
Pitt warf dem Steward einen vernichtenden Blick zu. »Wer zum Teufel kann bei dieser Affenhitze gut schlafen?«
Ein bestürzter Ausdruck glitt über das junge, sonnengebräunte Gesicht. »Au! Das tut mir leid, Sir. Ich dachte, Commander Gunn hätte die Klimaanlage eingeschaltet.«
»Jetzt läßt’s sich auch nicht mehr ändern«, antwortete Pitt achselzuckend. »Gibt es denn wenigstens etwas Kaltes zu trinken?«
»Möchten Sie vielleicht eine Flasche
FIX
?«
Pitt runzelte mißtrauisch die Stirn. »Eine Flasche was?!«
»
FIX
. Griechisches Bier.«
»Ach so. Ja, in Ordnung.«
»Bin gleich zurück, Sir.« Der Junge zog seinen Kopf zurück und schloß sachte die Tür. Doch gleich wurde sie wieder aufgestoßen, und der rote Haarschopf erschien abermals.
»Entschuldigen Sie, Major – fast hätte ich es vergessen: Colonel Lewis und Captain Giordino möchten Sie unbedingt sprechen. Der Colonel wollte schon einfach hereinplatzen und Sie aus dem Schlaf reißen, doch der Doc hat es ihm strikt verboten. Er hat sogar gedroht, den Colonel von Bord zu weisen, wenn er es versuchen sollte.«
»Gut, schick sie herein«, erklärte Pitt ungeduldig. »Und beeil dich mit dem Bier. Ich verdurste sonst noch.«
Er legte sich wie er war auf die Koje. Der Schweiß rann ihm in Strömen den Körper hinunter.
Schon nach kurzer Zeit war das zerwühlte Bettlaken klatschnaß. Pitts Gedanken wandten sich wieder von Till ab und der gelben
Albatros
zu. Was mußte jetzt wohl am dringendsten erledigt werden?«
Lewis und Giordino.
Sie hatten keine Zeit verloren, hierherzukommen. Vielleicht hatte Giordino schon einen Bescheid aus der NUMA-Zentrale erhalten und damit ein weiteres Stück des verwirrenden Puzzle-Spiels in der Hand. Noch wußten sie nicht allzuviel. Einiges ließ sich zwar inzwischen zusammenreimen, doch was hinter der ganzen Affäre stand, war noch völlig im Dunkeln. Das Puzzle-Spiel bestand in der Hauptsache noch aus einem wirren Haufen ungeordneter Teile.
Der Schäferhund beispielsweise war so ein Stück, das sich überhaupt nicht in das Bild fügte.
Es gelang Pitt einfach nicht, eine Verbindung zwischen dem Hund, von Till und Kurt Heibert herzustellen.
Plötzlich platzte Lewis zur Tür
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