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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Gewölbe herrschte. Am Fuß der Treppe angekommen, fing er an zu laufen. Der Lichtkegel seiner Lampe hüpfte den Gang entlang und warf phantastische Schattenfiguren auf die rauhen Felswände und den unebenen Boden. Anders als in der Nacht zuvor verspürte Pitt diesmal nicht die geringste Furcht. Er wußte Giordino bei sich, diesen Ausbund an Kraft und Energie, und das verlieh ihm Mut und Zuversicht. Dieses Mal würde sich ihnen nichts entgegenstellen können.
    Die Gänge verzweigten und kreuzten sich. Pitt hielt seinen Blick unverwandt auf den Boden gerichtet und folgte den Flecken eingetrockneten Blutes, die den Weg markierten. An jeder Kreuzung hielt er kurz an, um zu scha uen, wo sich die Blutspur fortsetzte. Manchmal verliefen in einem Gang zwei Spuren nebeneinander. Dann wußte Pitt, daß es sich um eine Sackgasse handelte. Seine Wunden begannen allmählich wieder stärker zu schmerzen, und die Dinge verschwammen bisweilen vor seinen Augen. Ein schlechtes Zeichen. Er war todmüde und noch immer sehr angeschlagen. Er hatte sich an Bord der
First Attempt
längst nicht so gut erholt, wie er eigentlich angenommen hatte. Er stolperte und wäre der Länge nach hingeschlagen, hätte Giordino ihn nicht am Arm gepackt und aufgefangen.
    »Immer mit der Ruhe, Dirk«, mahnte Giordino mit ruhiger Stimme. Ein leises Echo hallte im Gang nach. »Du darfst es nicht übertreiben. Du bist kein Supermann.«
    »Es kann nicht mehr weit sein«, sagte Pitt schwer atmend.
    »Hinter einer der nächsten Ecken muß der Hund liegen.«
    Doch der Hund war verschwunden. Nur eine Lache geronnenen Blutes erinnerte noch an den Kampf auf Leben und Tod, den Pitt an dieser Stelle ausgefochten hatte. Ein leichter Verwesungsgeruch mischte sich in die muffige Luft des Ganges.
    Einen Augenblick lang blieb Pitt stehen. Die ganze Szene stand ihm plötzlich wieder vor Augen: der Hund, der ihm aus dem Dunkel entgegenstarrte und! dann über ihn hinwegsprang; das Messer, das sich dem Hund in die; Flanke bohrte, und schließlich der gräßliche Todesschrei des Tieres.
    Rasch riß er sich wieder zusammen. »Los, weiter! Es können höchstens noch zwanzig Meter sein.« Seine Erschöpfung war wie weggeblasen.
    Sie hasteten weiter den Gang entlang. Pitt brauchte sich nun nicht mehr an irgendwelchen Blutspuren zu orientieren; er wußte, wo er war. Er konnte sich so genau an die Wände und den Boden erinnern, daß er den Weg auch in völliger Dunkelheit gefunden hätte. Sie gelangten jetzt in den modernisierten Teil des Gangs.
    Plötzlich tauchte im hin und her tanzenden Licht der Lampe die massive Holztür auf. »Wir sind da«, sagte Pitt. Er keuchte.
    Giordino kniete sich vor der Tür hin und untersuchte den Türbeschlag. Dann tastete er den schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen ab.
    »Verdammt«, fluchte er leise. »Was ist?«
    »Auf der anderen Seite ist ein großer Riegel vorgeschoben.
    Von hier aus kann ich ihn nicht aufbrechen.«
    »Versuch es mit den Angeln«, flüsterte Pitt. Giordino holte ein kurzes, an der Spitze abgeflachtes Stemmeisen aus seiner Tasche, setzte es wie einen Hebel an den Scharnieren an und drückte die Stifte heraus. Dann hob Pitt die Tür aus den Angeln und rückte sie einen Spalt weit auf. Vorsichtig spähte er hindurch. Niemand war zu sehen.
    Nun zog er die Tür auf, soweit es der Riegel erlaubte, und zwängte sich durch die Lücke.
    Blitzschnell huschte er über den Balkon und die Treppe hinauf. Giordino folgte ihm auf den Fersen. Die Tür zum Studio stand offen. Die Vorhänge vor den Fenstern bauschten sich im leichten Westwind, der von der See her wehte. Pitt preßte sich neben der Tür gegen die Wand und lauschte. Im Haus herrschte völlige Stille. Niemand schien daheim zu sein. Er holte tief Luft und betrat das Studierzimmer.
    Pitt ließ seine Augen durch den Raum wandern. Sein Blick blieb an dem Regal mit dem U-Boot-Modell hängen. Er ging hinüber und besah sich das Miniaturschiff näher. Es war aus schwarzem, matt glänzendem Mahagoni geschnitzt. Das ganze Boot war mit außergewöhnlicher Sorgfalt gearbeitet. Jedes Detail, von den winzigen Vernietungen bis zu der kleinen gestickten Fahne, stimmte. Die sauber aufgemalten Buchstaben am Turm wiesen das Modell als U-19 aus, ein Schwesternschiff jenes U-Bootes, das einst die
Lusitania
versenkt hatte.
    Erschreckt wirbelte Pitt herum, als ihn plötzlich jemand am Arm packte. Giordino stand vor ihm.
    »Ich glaube, ich habe etwas gehört.« Giordinos Stimme war ein kaum mehr zu

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