Der Todesflieger
sicher, wartete nur auf einen Wink von ihm, und sofort würde er sich auf den Fremdenführer stürzen. Doch bisher hatte sich keine solche Gelegenheit ergeben. Der Grieche schien ein gefährlicher Gegner zu sein, sowohl klug wie auch gewandt und kräftig. Und er war auf der Hut. Eine besondere Aggressivität oder Brutalität ließ sich allerdings nicht aus seinen markanten Zügen herauslesen.
Jetzt nickte er Giordino zu. »Lassen Sie das Mädchen frei.
Wir wollen uns einmal ihr Gesicht ansehen.«
Ohne seinen Blick von Pitt zu wenden, ließ Giordino Teri langsam von seinen Schultern zu Boden gleiten. Sie trat unsicher von einem Fuß auf den anderen, schwankte ein wenig, und riß, was wegen ihrer Fesseln nur begrenzt möglich war, die Arme hoch, um das Gleichgewicht zu bewahren. Giordino knüpfte das Negligé auf machte es von ihrem Kopf los und ließ es über ihren Körper gleiten Teri zog den Knebel aus ihrem Mund und starrte ihn wütend haßvoll an.
»Sie elendes Schwein!« fuhr sie ihn an. »Was hat das zu bedeuten?«
»Es war nicht meine Idee, Schätzchen«, entgegnete Giordino achselzuckend. »Wechseln Sie lieber ein Wort mit Ihrem Freund dort. Er deutete mit dem Daumen auf Pitt.«
Ihr Kopf flog herum, und sie setzte bereits zu einer Schimpftirade an, als sie Pitt erkannte. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Für einen kurzen Moment spiegelte sich völlige Verblüffung in ihren Augen wider, die schnell in kalte Wut überging. Einen Augenblick lang sah sie ihn in sprachlosem Zorn an; doch dann glitt freudige Erleichterung über ihr Gesicht.
Sie warf sich Pitt in die Arme und küßte ihn innig, für die momentanen Umstände fast zu innig.
»Dirk, du bist es wirklich«, schluchzte sie. »Vorher… die Stimme… ich konnte nicht recht glauben. Ich dachte, du wärst.
ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.«
»Unsere Rendezvous haben eben stets etwas Überraschendes sich«, erwiderte Pitt grinsend.
»Onkel Bruno hat mir erzählt, du seist für immer verschwunden.«
»Man darf einem Onkel eben nicht alles glauben.«
Teri entdeckte den Verband auf seiner Nase und tippte leicht darauf. »Hast du dich verletzt?« fragte sie besorgt. »War das Onkel Bruno? Hat er dich bedroht?«
»Nein, ich bin nur beim Treppensteigen gestürzt«, entgegnete er nicht ganz wahrheitsgetreu.
»Das ist alles.«
»Was soll das Ganze eigentlich?« fragte der Fremdenführer aufgebracht. Die Pistole in seiner Hand hatte sich bereits gesenkt. »Vielleicht besitzt die junge Dame die Freundlichkeit, mir ihren Namen mitzuteilen.«
»Ich bin die Nichte von Bruno von Till. Und ich wüßte nicht, was Sie das anginge«, entgegnete sie schnippisch.
Ein Ausruf des Erstaunens entrang sich den Lippen des Griechen. Er machte ein paar schnelle Schritte auf sie zu und sah ihr scharf ins Gesicht. Beinahe eine halbe Minute lang stand er da und musterte sie. Langsam und besonnen richtete er die Pistole dann wieder auf Pitt. Er zupfte ein paarmal an seinem Schnurrbart und nickte nachdenklich.
»Möglicherweise sprechen Sie die Wahrheit«, sagte er ruhig.
»Aber vielleicht lügen Sie auch, um diese beiden Ganoven da zu decken.«
»Ihre Verdächtigungen sind geradezu lächerlich!« Empört reckte Teri ihr Kinn in die Luft. »Ich verlange, daß Sie augenblicklich diese gräßliche Pistole wegstecken und uns allein lassen. Mein Onkel ist ein einflußreicher Mann auf dieser Insel.
Ein Wort von ihm, und Sie stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
»Ich weiß um Bruno von Tills Einfluß«, erwiderte der Führer gelassen. »Dummerweise macht das nur wenig Eindruck auf mich. Die endgültige Entscheidung, ob Sie eingesperrt werden oder nicht, liegt sowieso in den Händen meines Vorgesetzten, Inspektor Zacynthus. Er wird Sie ohne Zweifel sehen wollen.
Ich an Ihrer Stelle würde ihm gegenüber nicht allzu forsch auftreten, sonst könnte es ein böses Ende nehmen. Und wenn Sie nun bitte alle drei hinter diese Mauer treten würden. Sie sehen dort einen kleinen Pfad. Den gehen Sie entlang, bis Sie auf einen Wagen stoßen.« Seine Pistole richtete sich von Pitt auf Teri. »Und Vorsicht, meine Herren, machen Sie keine Dummheiten. Sie wollen doch nicht mit dem Leben dieser Dame spielen. Und nun bitte – marsch!«
Fünf Minuten später langten sie bei dem Wagen an. Es war ein schwarzer Mercedes, der versteckt in einem kleinen Kiefernwäldchen parkte. Die Tür zum Fahrersitz stand offen.
Ein Mann in cremefarbenem Anzug saß lässig hinter dem
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