Der Todesflug der Cargo 03
es sie zu Hunderten in den Aktenschränken der Militärs gibt. Ich bin sicher, dass der südafrikanische Verteidigungsminister Einsatzpläne für Sabotageeinsätze an mindestens fünfzig verschiedenen Nationen in seinem Schreibtisch hat.«
»Glauben Sie das wirklich?«
»Das glaube ich nicht nur, ich weiß es«, sagte Jarvis mit fester Stimme. »Was ich Ihnen jetzt sage, sollten Sie vielleicht nicht gerade an die Presse geben. Aber in unserem eigenen Verteidigungsministerium gibt es ebenfalls einige Panzerschränke voll der wildesten und unverantwortlichsten militärischen Einsatzpläne, die je von Menschen und Computern ersonnen worden sind. Es gibt minutiös vorbereitete Pläne, wie die Regierungen ganz bestimmter Nationen gestürzt werden könnten, und solche Planspiele machen nicht einmal vor unseren westlichen Verbündeten halt. Es gibt Pläne, Atombomben auf die Ghettos von Minderheiten zu werfen, um eventuelle Aufstände zu unterdrücken. Und es gibt Pläne, Invasionen aus Mexiko oder Kanada mit allen möglichen und unmöglichen Waffen zurückzuschlagen. Es gibt zehntausende solcher Pläne. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass auch nur ein einziger davon je in die Wirklichkeit umgesetzt wird. Diese Pläne sind nur eine Art Versicherung. Eine Versicherung gegen das Undenkbare.«
»Sie enttäuschen mich!« fuhr Lusana hoch. »Sie behandeln mich wie ein Kind, das Ihnen von seinem Alptraum erzählt.«
»Sie messen dem Plan für das ›Unternehmen Wilde Rose‹ zuviel Bedeutung bei, General Lusana.« Jarvis war trotz der wütenden Gesten seines dunkelhäutigen Gesprächspartners ruhig und kühl geblieben.
»Sie müssen die Realitäten sehen. Wie mein Großvater zu sagen pflegte: Angst ist ein schlechter Ratgeber.«
»Ich bin nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie mein Hinweis auf das ›Unternehmen Wilde Rose‹ von Ihnen behandelt wird«, sagte Lusana stur. Der Leiter des Nationalen Sicherheitsdienstes, dem sein Protest galt, nahm mit einer beiläufigen Geste seine Brille ab und legte sie in ein altmodisch aussehendes Brillenetui.
»Es steht Ihnen natürlich frei, Herr General, auch noch das Urteil der Abwehrdienste anderer Länder einzuholen. Ich bin sicher, dass man Ihnen dort, was den Plan zur Operation ›Wilde Rose‹ angeht, das gleiche sagen wird wie ich.«
»Ich verlange von Ihnen, dass die Sache offiziell überprüft wird!« schrie Lusana wütend.
Jarvis war aufgestanden. Nur mühsam unterdrückte er seinenÄrger. Er knöpfte mit betonter Ruhe sein Jackett zu und sah seine beiden Besucher an. »Meine Herren, ich bitte Sie, mich jetzt zu entschuldigen. Ich werde in meinem Büro erwartet.«
»Selbstverständlich«, sagte Daggat. Er stand auf und ergriff Jarvis mit höflicher Geste am Arm. »Ich darf Sie hinausbringen.«
Jarvis schritt auf die Tür zu. Vor dem Verlassen des Raumes nickte er Lusana zu, wobei er sich zu einem gefrorenen Lächeln zwang. »Es war mir ein Vergnügen.«
Lusana schwieg. Er zitterte vor Wut, die Hände hatte er zu Fäusten geballt. Als Jarvis und Daggat den Raum verließen, drehte er sich beleidigt zum Fenster und starrte hinaus.
»Es tut mir leid, dass General Lusana so heftig geworden ist«, sagte Daggat zu Jarvis, als sie im Foyer auf den Fahrstuhl warteten.
»Lusana ist in den letzten Monaten einem unerhörten Streß ausgesetzt gewesen. Er hat auch den langen Überseeflug von Mozambique noch in den Knochen.«
»Ich weiß. Durch die Zeitverschiebung bei solchen Flügen wird man nervös und gereizt.« Jarvis blinzelte. »Oder sollte es Lusanas schlechtes Gewissen über seine illegale Einreise sein?«
Daggat fuhr mit der Zunge über seine Lippen, die plötzlich trokken geworden waren. »Sie wissen Bescheid?«
Jarvis lächelte gemütvoll. »Reine Routinesache. Es gehört zu unserem Job, ein Auge auf Leute wie General Lusana zu haben. Aber machen Sie sich keine Sorgen, dass wir ihn wegen dem illegalen Grenzübertritt vor den Kadi zerren. Der Nationale Sicherheitsdienst gibt sich nicht mit der Verfolgung solch kleiner Gesetzesverletzungen ab. Und den Einreisebehörden werden wir es auch nicht sagen.« Er lachte. »Sie wissen ja was man nicht weiß, machteinen nicht heiß. Übrigens… darf ich Ihnen einen kleinen Rat geben?« Daggat nickte.
»Wenn ich Sie wäre, dann würde ich General Lusana nicht allzu lang bei mir beherbergen. Er ist ein radikaler Revolutionär, und der Kontakt mit einem solchen Mann ist schlecht für Ihren guten Ruf.«
»Ich bin
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