Der Todesflug der Cargo 03
hoffte, wird das Geheimnis um dieses fürchterliche Kampfgift nicht mit mir von der Erde verschwinden. Mr. Pitt hat das Wrack der Cargo 03 entdeckt, das noch voll von Behältern mit ST ist. Ich war und bin dagegen, dass wir die Verantwortung für die ganze Angelegenheit auf das Pentagon abwälzen. Wie ich die Militärbürokratie kenne, würde die geborgene Ladung der Cargo 03 nicht vernichtet, sondern für einen künftigen Einsatz gegen irgendeinen Feind aufbewahrt werden. Das gilt es zu verhindern!«
»Wenn das Kampfgift aber nötig wäre, um unser Land gegen einen Angriff von außen zu verteidigen?« gab Sandecker zu bedenken. Bass schüttelte lebhaft den Kopf. »Sie haben noch nicht begriffen, welche schrecklichen Folgen der ST-Bazillus für das Le-ben auf der ganzen Erde haben kann. Es gibt auf der ganzen Welt keine lebende oder tote Substanz, die in der Lage wäre, gegen die tödliche Kraft des ST-Bazillus etwas auszurichten. Erlauben Sie mir einen ganz einfachen Vergleich. Wenn fünfzig Gramm ST im Luftraum über Manhattan versprüht werden, dann würde der Bazillus sich durch Sporenteilung so schnell ausbreiten, dass binnen vier Stunden 98% der gesamten Bevölkerung dort getötet wären.
Kein lebendes Wesen könnte innerhalb der nächsten drei Jahrhunderte seinen Fuß auf die Insel Manhattan setzen. Die künftigen Generationen müssten hilflos drüben, am Ufer von New Jersey, stehen und zusehen, wie die Häuser und die Wolkenkratzer zerfallen und über den Gebeinen der Millionen von Toten zusammenstürzen.«
Die vier Männer am Konferenztisch waren bleich geworden. Eine Weile lang sprach niemand. Zu nahe stand vor ihnen das Bild einer Geisterstadt, in der sich Millionen von unbegrabenen Leichnamen in den Straßen stapeln. Es war Pitt, der zuerst das unheilschwangere Schweigen brach.
»Die Bewohner der Stadtteile Brooklyn und Bronx wären nicht betroffen?«
»Nein. Der ST-Bazillus lebt in Kolonien. Anders als die bisher bekannten Bakterien oder Viren kann er nicht von Mensch zu Mensch übertragen oder vom Wind transportiert werden. Er wirkt nur direkt und an dem Ort, wo er ursprünglich eingesetzt wurde. Natürlich besteht theoretisch die Möglichkeit, große Mengen von ST über das ganze Land zu verteilen. Man könnte damit ganz Nordamerika vernichten. Auf dem ganzen nordamerikanischen Kontinent wäre dann bis zum Jahre 2300 nach Christus kein menschliches Leben mehr möglich.«
»Wie könnte man sich denn des Giftes entledigen, wenn wir es bergen?« fragte Steiger.
»Man kann es im Meer versenken«, antwortete Bass. »Der ST-Bazillus kann nur in einer Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre existieren. Wenn er in eine Wassertiefe von mehr als tausend Meter gebracht wird, in der extreme Druckverhältnisse herrschen, stirbt er für immer.«
»Gibt es wirklich niemanden sonst, der über die Formel des ST-Giftbazillus Bescheid weiß?« fragte Pitt.
Bass schüttelte den Kopf. »Ich habe persönlich alle Unterlagen über das Projekt vernichtet.«
»Es gibt da noch diese Skelette von Dr. Vetterly und seinen Wissenschaftlern, die auf der Insel Rongelo am Strand liegen«, gab Pitt zu bedenken. »Was ist, wenn harmlose Fischer, die von der Verseuchung der Insel nichts wissen, dort an Land gehen?«
»Auf den nautischen Kartenwerken wird die Insel Rongelo als Lagerplatz für Hydrogen-Cyanid ausgewiesen. Um die Insel herum sind in kurzen Abständen Warnbojen angebracht, die auf die Gefahr hinweisen«, erklärte Bass. »Was ist Hydrogen-Cyanid?« fragte Giordino.
»Die Gefährlichkeit dieses Stoffes ist weltweit bekannt. Es handelt sich um einen chemischen Stoff, der die Atmung lahmt. Ab einer gewissen Mindestdosis tritt der sofortige Tod ein. So steht es auch auf den Warnschildern, die in sechs Sprachen auf den Bojen vor der Insel Rongelo befestigt sind.« Bass hielt inne und zog ein Taschentuch heraus, mit dem er sich den Schweiß von der Stirn abtupfte. »Es gibt übrigens im Pentagon einen Hinweis auf das ST-Projekt, ohne dass die Militärs davon wissen.«
»Wie ist das möglich?« fragte Pitt.
»Präsident Eisenhower übergab dem Pentagon einen geschlossenen Umschlag, der erst im Jahre 2550 geöffnet werden darf. Das Dokument ist dort unter der Code-Bezeichnung ›FEO‹ klassifiziert.«
»Was bedeutet das: FEO?«
»FEO ist die Abkürzung für die drei Worte »Future Eyes Only‹«, erklärte Bass. »Der Umschlag mit der ST-Information ist nicht der einzige, der als ›FEO‹ klassifiziert ist. Wichtige
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