Der Todesflug der Cargo 03
aufrechtzuerhalten?«
Laura errötete. »Ja«, gab sie zu. »Es ärgert mich, dass ich solche Dinge im Geheimen tun muss. Ich war noch nie sehr gut im Versteckspielen.«
»Machst du dir nicht zuviel daraus, was die Leute sagen? Es ist doch heute nicht mehr ungewöhnlich, dass eine Frau zwei Männer hat.«
»Ungewöhnlich wird es nur, wenn die Frau mit den zwei Männern eine Kongressabgeordnete ist. Verstehst du?«
»Die übliche doppelbödige Moral… Die männlichen Politiker können drei oder vier Freundinnen nebeneinander haben, und kein Mensch kü mmert sich darum. Aber wenn eine Frau zwei Männer hat, dann ist sie eine Hure.«
»Traurig, aber wahr«, nickte Laura. »In meinem Falle kommt noch hinzu, dass mein Wahldistrikt in einem sehr konservativen, ländlichen Gebiet liegt. Meine Wähler glauben noch an die elf Gebote.«
»Welches ist denn das elfte?«
»Du sollst dich nicht von zwei Männern bumsen lassen, wenn du in den Kongress gewählt werden willst.« Felicia lachte. »Wo triffst du dich eigentlich mit Pitt?«
»Entweder ich fahre zu ihm, oder aber wir gehen in ein abgelegenes kleines Hotel.«
»Das klingt ja sehr romantisch.«
»Hast du eine Ahnung! Ich finde es entwürdigend, dass wir uns in so einem Hotel vom Personal komisch ansehen lassen müssen.«
»Ich wüsste eine Lösung für deine Probleme…« Erstaunt sah Laura zu Felicia hinüber. »Was denn?«
Felicia griff in ihre Tasche, ihre Hand kam mit einem Schlüssel wieder zum Vorschein. Sie legte den Schlüssel in Lauras Hand. »Behalte ihn. Die Adresse steht drauf.«
»Was ist das für ein Schlüssel?«
»Der Schlüssel zu einem Unterschlupf, den ich drüben in Arlington gemietet habe. Sobald du scharf darauf bist, mit deinem Pitt ins Bett zu gehen, fährst du einfach hin.«
»Und du? Was machst du, wenn der Dschungel ruft?«
Felicia lächelte hintergründig. »Ich bin frisch verliebt und wohne bei meinem neuen Freund. Und da bringen mich in den nächsten Wochen auch keine zehn Pferde weg. Schon gar nicht nachts. Immer noch Gewissensbisse?«
Zögernd betrachtete Laura den Schlüssel, der in ihrer Hand lag.
»Ich weiß nicht, ich komm’ mir vor wie eine Dirne…«
Felicia lächelte und legte ihrer Freundin zutraulich eine Hand auf die Schulter. Mit der anderen schloss sie Lauras Finger um den Schlüssel. »Du bist ja jetzt schon ganz erregt, wenn du nur an diese Wohnung denkst. Warte erst, was für ein herrlich obszönes Gefühl du hast, wenn du dort im Schlafzimmer bist und dein Pitt heißhungrig über dich herfällt.«
37
»Nun, Mr. Jarvis, was halten Sie davon?« fragte Daggat. Er saß an seinem Schreibtisch. Hiram Lusana stand in der Mitte des Raumes. Er hatte seine Ellenbogen über einen hohen Armstuhl gelegt. Sein Gesichtsausdruck war besorgt.
Dale Jarvis, der Direktor des Nationalen Sicherheitsdienstes der USA, zögerte einige Sekunden, bevor er antwortete. Er hatte ein freundliches, fast väterlich wirkendes Gesicht. Sein braunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, er trug es sehr kurzgeschnitten. Gekleidet war er mit einem legeren Tweedanzug. Eine große rote Fliege, die er um den Hals gebunden hatte, hatte sich gelöst und baumelte als trauriges Anhängsel unter seinem Adamsapfel hin und her. »Meine Meinung ist, dass wir den Plan von der Operation ›Wilde Rose‹ nicht ernst zunehmen brauchen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass der Plan gefälscht ist?« brauste Lusana auf.
»Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete Jarvis ruhig. »Jede größere Industrienation in der ganzen Welt unterhält Dutzende von glänzend bezahlten Wissenschaftlern und Militärexperten, die den ganzen Tag lang nichts anderes machen, als sich solche Planspiele wie Operation ›Wilde Rose‹ auszudenken. Es handelt sich dabei regelmäßig um Pläne, deren Ausführung höchst unwahrscheinlich ist. Man macht das, um alle möglichen Varianten von Angriffen und Gegenangriffen, von Sabotageakten und Terrorangriffen durchzuspielen. Auf diese Weise kann man sich besser auf unvorhergesehene Ereignisse einstellen. Fast alle diese Pläne wandern unbenutzt ins Archiv. Alpträume, die Gott sei Dank nie Wirklichkeit werden…«
»Ist das alles, was Sie zu meiner Nachricht vom Unternehmen Wilde Rose‹ zu sagen haben?« fragte Lusana, nicht ohne Schärfe.
»Wenn sich nicht neue Hinweise ergeben, aus denen sich eine konkrete Bedrohung der Vereinigten Staaten ergibt – ja«, antwortete Jarvis. »Dies ist keine Gefahr, sondern ein Stück Papier, wie
Weitere Kostenlose Bücher