Der Todesflug der Cargo 03
die Rechnungskopien, die in chronologischer Reihenfolge in mehreren dicken Plastikordnern abgelegt waren. Dann ergriff er das eingebundene Journal, das der Bürovorsteher auf den Schreibtisch gelegt hatte, und schlug es auf. Pitt sah ihm über die Schulter, während Mapes mit zunehmender Nervosität in den handbeschriebenen Seiten blätterte.
Zehn Minuten waren vergangen, als Mapes sich in seinem Bü rosessel zurücklehnte. Auf seiner Stirn waren kleine Schweißperlen zu erkennen. »Ich habe mich geirrt«, sagte er. Pitt antwortete nicht.
»Die vier fehlenden Metallbehälter sind verkauft worden«, ergänzte Mapes.
Immer noch schwieg Pitt. Aber der Blick aus seinen Augen machte dem Waffenhändler klar, dass er eine sofortige und vorbehaltlose Klärung erwartete.
»Meine Leute haben die vier Metallbehälter geöffnet. In jedem Behälter waren zehn Giftgasgranaten vom Kaliber Vierzig Zentimeter. Sie müssen verstehen, Mr. Pitt, ich bin oft unterwegs. Die Burschen haben die vierzig Granaten einzeln verkauft, ohne mich zu fragen.«
Oh Gott, dachte Pitt. Warum kann ich nicht auch einmal Glück haben! »An wen verkauft, Mapes?« fragte er drohend.
Mapes zierte sich. »Sie bringen mich da in eine schwierige Situation« sagte er ausweichend.Sein schleimiger Geschäfts Ton, der Pitt schon beim ersten Kennen lernen unangenehm berührt hatte, war wieder da, und auch die ganze von unbeherrschter Habgier geprägte Unaufrichtigkeit, mit der dieser Händler seine dubiosen Geschäfte betrieb. »Wenn meine Kunden erfahren, dass ich ihre Identität preisgebe, bin ich geliefert. Ich muss mich darauf verlassen können, Mr. Pitt, dass meine Angaben vertraulich behandelt werden…«
»Sie kotzen mich an, Mapes, und Ihre Kunden auch«, sagte Pitt mit kalter Wut. »Am liebsten würde ich Sie in eine Ihrer verdammten Kanonen stopfen und auf den Mond schießen.« Pitt schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn Sie mir jetzt nicht die Empfänger der vierzig Giftgasgranaten nennen, dann ist in einer Stunde der Generalstaatsanwalt hier und nimmt Ihren kriminellen Saftladen auseinander, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht.«
Eine fleckige Röte überzog das Gesicht des Waffenhändlers. Mit einer unwilligen Geste ergriff er einen Füllfederhalter und begann eine Reihe von Namen und Anschriften aus dem Journal auf einen Notizblock zu übertragen. Als er fertig war, riss er das beschriftete Blatt vom Block und hielt es Pitt hin, so als ob er sich einer verendeten Ratte entledigen wollte.
Pitt las. Eine der vierzig Giftgranaten, die sich in den vermißten vier Metallbehältern befunden hatten, war an das britische Kriegsmuseum nach London verkauft worden. Zwei der mächtigen Giftgranaten waren als Erinnerungsstücke von der »Vereinigung ehemaliger Frontkämpfer« in Dayton City, Oklahoma erworben worden. Als Pitt den dritten Namen las, der auf Mapes’ Zettel stand, stockte ihm das Blut in den Adern. Die übrigen Granaten waren von einem Beauftragten der Afrikanischen Revolutionsarmee erworben, bezahlt und mitgenommen worden. Eine Adresse dieses Empfängers war nicht verzeichnet.
Pitt faltete den beschrifteten Zettel sorgfältig zusammen und steckte ihn in seine Brieftasche. Dann stand er mit einer raschen, entschlossenen Bewegung auf. »Ich schicke morgen ein Transportteam, das die vier Behälter aus dem Bunker abholt«, sagte er. Sein Ton war kühl. Er verachtete Mapes. Und er verabscheute das skrupellose Handwerk, das dieser fette kleine Unterhändler des Todes betrieb. »Mapes?«
»Ja, bitte?«
Pitt zögerte mit dem Weitersprechen, bis ihn sein Gegenüber unsicher ansah. »Führen Sie Buch, wie viele Menschen Sie mit Ihren Waffenlieferungen pro Jahr umbringen? Vielleicht unterteilt nach Frauen, Kindern und Greisen? Und mit einer Unterspalte; wie viele nur verstümmelt und entstellt werden?«
»Ich liefere die Waffen«, sagte Mapes ungerührt. »Für das, was die Empfänger damit tun, bin ich nicht verantwortlich.«
»Sie irren«, sagte Pitt bedeutungsschwer. »Wenn eine dieser Giftgasgranaten explodiert, haben Sie eine Million Tote auf dem Gewissen!«
»Eine Million Tote, sagen Sie?« Mapes Augen hatten einen harten Ausdruck bekommen. »Für mich sind Tote nur eine Statistik.«
46
Ein wolkenloser blauer Himmel wölbte sich über Texas, als Steiger nach einem problemlosen Landeanflug mit dem Spook F-14O-Düsenjäger auf der Betonpiste der Sheppard Air Force Base in Wichita Falls aufsetzte. Er meldete sich bei dem diensthabenden
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