Der Todesflug der Cargo 03
Kilometern rollte der Rolls-Royce auf einen großen Lagerplatz, auf dem Hunderte von Panzern der verschiedensten Modelle und Jahrgänge vor sich hin rosteten. Eine größere Anzahl Techniker war dabei, zehn Panzer wieder instand zusetzen, die in geordneter Formation am Rande des Platzes abgestellt waren. »Wie groß ist Ihr Gelände?« erkundigte sich Pitt.
»Wir haben hier zwanzig Millionen Quadratmeter«, erklärte Mapes mit spürbarer Herablassung. »Phalanx Arms ist der siebtgrößte Waffenhändler der Welt.«
Sie fuhren weiter. Mapes steuerte das chromblitzende Gefährt auf einen breiten Feldweg, der zu einem Hügel führte, in den eine Reihe von Betonbunkern eingelassen waren. Er stoppte vor einem Bunker, vor dem ein Schild mit der Aufschrift »Arsenal 6« angebracht war. Sie stiegen aus. Mapes zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete damit die Stahltür des Bunkers. Sie traten ein. Pitt hatte den Eindruck, eine Höhle von enormen Ausmaßen zu betreten. Es roch nach Öl. Tausende und Abertausende von Munitionskisten mit Granaten der verschiedensten Größen waren zu ordentlichen Stapeln angeordnet. Die Stapel bildeten vier Reihen, die sich in einer Neon angestrahlten Unendlichkeit zu verlieren schienen. Noch nie hatte Pitt soviel Zerstörungskraft auf einem Haufen gesehen.
Mapes deutete auf einen Golfcart. »Wir fahren. Wir holen uns Blasen an den Füßen, wenn wir hier zu Fuß gehen. Unser unterirdisches Lager ist drei Kilometer lang.«
Es war kalt. Das summende Geräusch des elektrisch betriebenen kleinen Wagens schien von den feucht glänzenden Felswänden, an denen sie vorbeifuhren, aufgesogen zu werden. Nachdem sie etwa achthundert Meter zurückgelegt hatten, bog Mapes in einen seitlich in den Fels gehauenen Tunnel ab und brachte den Wagen zum Stehen. Er faltete einen mitgebrachten Lageplan auseinander, hielt ihn ans Licht und studierte ihn sorgfältig. »Hier liegen die Vierzigzentimetergranaten. Und hier müssten auch die acht Metallbehälter mit den Giftgasgranaten sein, die ich von Raferty gekauft habe.«
Er stieg aus dem niedrigen Wagen, ging auf einen etwa fünfzig Meter entfernten Stapel zu und winkte dann Pitt zu sich. »Hier sind sie!«
Pitt konnte in der düsteren Beleuchtung des Seitentunnels, in dem sie sich befanden, die Zahl der gelagerten Metallbehälter nicht genau erkennen. Er sah aber, wie die Zufriedenheit, die eben noch auf Mapes’ Zügen gelegen hatte, einem jähen Erstaunen Platz machte. »Gibt es irgendein Problem, Mr. Mapes?«
Mapes antwortete nicht, er schüttelte nur den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Ich sehe nur vier. Gekauft habe ich acht.«
Pitt erstarrte. »Vielleicht sind sie ein paar Meter weiter gelagert.«
»Das werden wir gleich haben«, sagte Mapes. »Beginnen Sie dort hinten beim Stapel Nr. 1
.
Ich komme von der anderen Seite, vom Stapel Nr. 30. Wir treffen uns in der Mitte. Sie wissen ja, wie die Dinger aussehen.«
Ebenso verärgert wie beunruhigt machte sich Pitt an die Inspektion der endlos erscheinenden Reihe von Munitionsbehältern. Nach vierzig Minuten angestrengter Suche traf er sich mit Mapes auf der Mitte der Strecke. Mapes schaute ihn ratlos an. Seine kleinen kalten Augen strahlten eine spießig anmutende Verständnislosigkeit aus. »Nichts«, sagte er. »Keine Spur!«
»Verdammt noch mal, Mapes!« explodierte Pitt. »Halten Sie mich doch nicht zum Narren! »Was haben Sie mit den Dingern angestellt?«
»Ich schwöre Ihnen, ich habe keinen von diesen Metallbehältern verkauft. Die anderen vier müssen noch hier sein, irgendwo im Lager! Es war ein schlechter Kauf. Ich weiß noch genau, wie wir auf die Schnauze gefallen sind, als wir das Zeug überall im Ausland angeboten halben. Seit Vietnam will kein Staat mehr Giftgas kaufen. Zum Kotzen!«
Pitt zwang sich, ruhig zu bleiben. »Acht Behälter waren es. Vier sind hier, vier fehlen. Wo sind sie? Ich möchte eine Antwort von Ihnen!«
Mapes war blaß geworden. »Gehen wir ins Büro«, sagte er nervös. »Vielleicht helfen uns das Inventarverzeichnis oder die Rechnungskopien der Verkäufe weiter…«
Von einem Telefon, das am Eingang des unterirdischen Waffenlagers installiert war, benachrichtigte Mapes das Büro. Er wies seinen Gesprächspartner an, die Inventaraufzeichnungen und die Rechnungen aller Verkäufe der letzten drei Monate bereitzulegen. Als Pitt und Mapes nach kurzer Fahrt im Rolls-Royce des Waffenhändlers am Büro eintrafen, war schon alles vorbereitet. Zuerst prüfte Mapes
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