Der Todesflug der Cargo 03
das?«
»Wir haben versucht, die beiden Granaten heute früh zur Feier des Tages abzuschießen. Aber sie sind nicht detoniert.«
Steiger mußte Luft holen, seine Knie fühlten sich wie Gummi an. Er tastete nach einem Stuhl, der hinter ihm stand, und setzte sich. Lovell musterte ihn voller Anteilnahme. »Ist Ihnen nicht gut?«
»Sie haben versucht, die beiden Granaten zur Explosion zu bringen?« fragte Steiger ungläubig.
»Natürlich. Ohne eine tüchtige Knallerei ist so ein Veteranentreffen nur halb so schön. Was soll ich Ihnen sagen… Weil die beiden Granaten in unserer alten Kanone nicht detonierten, haben wir sie auf dem Schießplatz aufgebaut und als Zielscheibe benutzt. Hat aber auch nichts gebracht. Diese beiden Riesendinger waren einfach nicht zur Explosion zu bringen. Nach ein paar hundert Schuss haben wir’s dann aufgegeben.«
»Ein Alptraum!« murmelte Steiger. »Was sagten Sie?«
»Nichts weiter«, sagte Steiger. »Ich kann Ihnen sagen, warum die beiden Granaten nicht explodiert sind. Es handelt sich um Giftgasgranaten, die mit dem Fallschirm abgeworfen werden. In einer gewissen Höhe öffnet sich der Fallschirm automatisch und die Bombe explodiert. Für den Abschuss durch konventionelle Geschütze ist dieser Typ von Granate nicht geeignet.«
»Um Gottes Willen!« stöhnte Lovell. »Die beiden Riesenbabys sind Giftgasgranaten… Ist das wahr?«
Steiger nickte. Sein Gesprächspartner war bleich geworden. »Wenn die Dinger explodiert wären, hätten wir die ganze Stadt verseucht…«
»Die Stadt – oder das ganze Land!« antwortete Steiger. Er war aufgestanden. »Wo sind die beiden Granaten?«
»Noch draußen auf dem Schießplatz«, sagte Lovell. »Bringen Sie mich bitte hin!«
Lovel nickte. Er begleitete Steiger nach draußen. Das Schießgelände des Veteranenvereins lag etwas abseits. Schon von weitem erkannte Pitt die beiden großen Granaten, die wie durch ein Wunder trotz der Sprengversuche dieser Männer nicht detoniert waren. Deutlich waren auf der stählernen Außenhaut die Stellen zu erkennen, wo die Schüsse der nichts ahnenden Schützen aufgeprallt waren.
»Die Granaten müssen auf dem schnellsten Wege hier weg«, erklärte Steiger. »Und ich brauche jetzt Ihre, Hilfe, Mr. Lovell. Wo ist das nächste Telefon?«
»Unten in meinem Büro.« Er zögerte weiter zu sprechen und bemühte sich, das listige Blinzeln, das sein Gesicht überzog, nicht allzusehr die Oberhand gewinnen zu lassen. »Wir haben die beiden Granaten für teures Geld gekauft. Wenn Sie sie uns wieder wegnehmen, dann…»
»Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen im Austausch zehn erstklassige Vierzigzentimetergranaten schicke. Und zwar keine Blindgänger, sondern superscharfe Knallfrösche, mit denen Sie bei der nächsten Jahrestagung ganz Dayton City erzittern lassen können«, versprach Steiger.
Lovell grinste von einem Ohr zum ändern. »Abgemacht, Oberst!« sagte er zufrieden.
Sie gingen zurück ins Haus. Bevor Steiger telefonierte, begab er sich zum Waschraum, um sich frisch zu machen. Nach einigen kräftigen Spritzern kalten Wassers auf das Gesicht war ihm wohler. Er schaute in den Spiegel, der über dem Waschbecken angebracht war. Seine Augen sahen rotgerändert und müde aus. Trotzdem entdeckte er in dem Blick des Mannes, der ihm aus dem Spiegel entgegensah, auch eine Spur Hoffnung. Acht Metallbehälter, die achtzig Giftgasgranaten enthalten hatten, waren aus dem Wrack der Cargo 03 verschwunden. Vierzig Granaten hatten sie bei dem dicken Waffenhändler sichergestellt. Eine Granate befand sich beim Britischen Kriegsmuseum, das bereits benachrichtigt worden war. Zwei der verhängnisvollen ST-Zeitbomben hatte er soeben hier, in Dayton City, ausfindig gemacht. Jetzt fehlten nur noch die siebenunddreißig Granaten, die an die Afrikanische Revolutionsarmee gegangen waren.
Pitt hatte versprochen, sich darum zu kümmern. Hoffentlich war Pitt ebenso erfolgreich gewesen wie er, dachte Steiger. Er ging in Lovells Büro, um ein Ferngespräch zur NUMA anzumelden.
Pitt hatte sich zu einem Nachmittagsnickerchen auf die Couch in seinem Büro gelegt, als er von seiner jungen Sekretärin Zerri Pochinsky geweckt wurde. Einen Augenblick lang wußte Pitt nicht, wo er war. Er schaute verschlafen in Zerris lächelndes Gesicht, das von hellbraunen Haaren umrahmt wurde und von einer unverhohlenen Bewunderung für ihren Chef erfüllt war.
»Sie haben einen Besucher, sowie zwei Telefongespräche«, sagte sie freundlich. »Sind Sie zu
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