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Der Todesflug der Cargo 03

Der Todesflug der Cargo 03

Titel: Der Todesflug der Cargo 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Tiefenangaben abzulesen, die auf der Skala eines Tiefenmessers erschienen.
    »Neun Meter Wassertiefe… acht Meter siebzig… acht Meter sechzig…«
    Die Sandbänke von Kettle Bottom kündigten sich an, und Fawkes umklammerte die Speichen des Steuerrads mit der erbarmungslosen Kraft eines Schraubstocks.
    Im dä mmrigen Halbdunkel des Maschinenraums hatte sich der Agent Emma unbemerkt unter die Mannschaft gemischt. Es waren erbärmlich wenige Männer, die das große Schiff – so gut sie konnten – in Fahrt hielten. Alle waren in Schweiß gebadet. Nicht nur, dass die Aufgaben, mit denen Fawkes sie betraut hatte, für viele von ihnen neu waren. Unter normalen Umständen hätte die Bedienungsmannschaft fünfmal so groß sein müssen. Gewiß, zwei Turbinen waren beim Abspecken des Schiffes ausgebaut worden.
    Aber es gab immer noch übergenug zu tun. Besonders wenn man bedachte, dass die verhältnismäßig unerfahrenen Männer sich nicht nur als Schiffsingenieure, sondern jetzt auch als Kanoniere an den Schiffsgeschützen bewähren sollten.
    Emma vermied es, in dem chaotischen Gewimmel unter Deck Aufgaben zugewiesen zu bekommen, die in schwere körperliche Arbeit ausarteten. Er beschränkte sich darauf, Wasserkannen an die Männer auszuteilen, die gestresst und schwitzend vor den Maschinen und an den Instrumententafeln standen. Niemandem in dieser zischenden und dampfenden Unterwelt schien sein fremdes Gesicht aufzufallen. Alle waren zu sehr mit ihrer Aufgabe beschäftigt. Und jeder dieser armen Teufel war dankbar, wenn er mit ein paar tiefen, kühlen Schlucken die Flüssigkeit ersetzen konnte, die ihm in Strömen aus den Poren rann.
    Niemand von den Männern im Maschinenraum wusste, dass jenseits der stählernen Außenhaut des Rumpfes nur wenige Zentimeter Wasser das Schiff vor dem Auflaufen auf Grund trennten. Niemand von den Männern, die Fawkes rekrutiert hatte, kannte das wirkliche Ziel der Fahrt. Als sie an Bord kamen, hatte ihnen Fawkes erklärt, dass das umgebaute Kriegsschiff eine kurze Probefahrt machen werde. Die Funktion der alten Maschinen sollte geprüft werden. Außerdem sollten draußen, auf offener See, Zielübungen mit den alten Schiffsgeschützen veranstaltet werden. Entsprechend den Erklärungen, die Fawkes gegeben hatte, nahmen die Männer an, dass sie in diesem Augenblick die Bucht verließen, um auf den Atlantik hinauszusteuern. Sie waren deshalb sehr erstaunt, als ein plötzliches Rütteln durch den Schiffsrumpf ging, das unmißverständlich das Auflaufen auf Grund signalisierte.
    Die »Iowa« schlitterte mit ihrem mächtigen Kiel auf einer Sandbank entlang. Durch das Hindernis verlor das Schiff erheblich an Fahrt. »Maschinen volle Kraft voraus!« befahl Fawkes über die Sprechanlage. Die Maschinen erdröhnten, während sie auf die höchste Drehzahl kamen und ihre 106.000 Pferdekräfte an die gigantischen Schiffsschrauben abgaben.
    Verunsichert sahen sich die Männer im Maschinenraum an. Sie hatten fest angenommen, dass das Schiff sich schon im tiefen Wasser befände.
    Charles Shaba, der Chefingenieur, meldete sich zur Brücke. »Sind wir auf Grund, Käptn?«
    »Wir streifen eine Untiefe, die auf der Seekarte nicht verzeichnet ist«, schrie Fawkes zurück. »Weiter volle Kraft voraus, bis wir ganz drüber sind!«
    Shaba übermittelte die Weisung an die Männer, die vor den Maschinen standen. Aber er war skeptisch, ob sich das Schiff freikämpfen würde. Trotz der mit höchster Kraft laufenden Motoren hatte man unter Deck den Eindruck, dass das Schiff kaum noch Fahrt machte. Der ganze Rumpf quietschte und stöhnte in seinen Verankerungen, während sich der stählerne Koloß langsam über die Sandbank schob. Dann plötzlich klang es, als ob die Schrauben frisches Wasser faßten. Eine Minute später kam Fawkes Durchsage von der Brücke.
    »Sagen Sie den Männern, wir sind durch. Wir sind wieder im tiefen Wasser!«
    Die Männer mit den öl verschmierten, schwitzenden Gesichtern hatten sich wieder ihrer Arbeit an den Maschinen und Instrumenten zugewandt. Die Erleichterung war ihnen anzumerken. Einer von ihnen begann die Melodie eines Seemannslieds zu summen, und wenig später fielen die Kameraden, die neben ihm arbeiteten, ein.
    Der Agent Emma sang nicht mit. Er war der einzige unter Deck, der die wahre Bestimmung der »Iowa« kannte. Der grotesk verstümmelte stählerne Riese hatte seine letzte Fahrt angetreten. In wenigen Stunden – so wusste der Agent – würden die Männer, die jetzt sangen,

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