Der Todesflug der Cargo 03
genau?«
»Das kann man bei den lausigen Fotos, die du da geschossen hast, beim besten Willen nicht sagen.«
»Ich wäre doch besser zu einem richtigen Experten gegangen, der sein Handwerk versteht«, sagte Dolan mit frotzelndem Unterton.
Pitt, der dabeistand, war die Situation unangenehm. Er hatte das Gefühl, als Schiedsrichter in die Auseinandersetzung eingreifen zu müssen.
Devine sah auf und bemerkte den besorgten Ausdruck auf Pitts Gesicht. »Keine Sorge, Mr. Pitt«, sagte er mit breitem Lächeln. »Dolan und ich haben ganz besondere Spielregeln, die ich Ihnen wohl etwas erklären muß. Tagsüber, im Dienst, streiten wir uns wie die Kesselflicker, weil die Arbeit so einfach mehr Spaß macht. Aber sobald es fünf Uhr nachmittags ist, entdecken wir regelmäßig unsere tiefe Freundschaft füreinander. Wir vertragen uns und trinken ein Glas Bier, um den Frieden zu besiegeln.«
»Meistens werden es auch drei oder vier Gläser«, warf Dolan trocken ein. »Das Schlimmste ist, dass ich immer bezahlen muß…«
»Als Angestellter der Regierung verfügst du ja auch über die nötigen Reptilienfonds, mit denen du unseren Durst finanzieren kannst«, gab Devine zurück.
»Was das Bugrad angeht, gibt es irgendeinen Hinweis auf das Flugzeugmodell, von dem es stammt?« fragte Pitt.
»Tja«, antwortete Devine. Er zeigte ein Schmunzeln von der Art, wie es die Bauern auf dem Lande machen, wenn ein Städter fragt, wie man Kühe von Hornchsen unterscheidet. Schweigend ging er auf einen riesigen Wandschrank zu und öffnete ihn. Der Schrank war von oben bis unten mit dicken Plastikmappen gefüllt. »Das sind alles Wartungshandbücher von alten Flugzeugtypen«, erklärte er mit unverhohlenem Stolz. »Ich bin, soweit ich weiß, in der ganzen zivilen Luftfahrt der einzige Irre, der so etwas aufbewahrt.« Mit gezieltem Griff zog er aus den Hunderten von Handbüchern eine Mappe heraus und begann darin zu blättern. Nach einer Minute hatte er gefunden, was er suchte. Er reichte die ausgebreitete Mappe über den Tisch. »Wie gefällt euch das?«
Neugierig beugten Pitt und Dolan sich vor und betrachteten die Konstruktionszeichnung, die Devine vor ihnen ausgebreitet hatte. Die Zeichnung zeigte ein Bugrad, sie war über und über mit Ziffern, Buchstaben, Fußnoten und Hinweisen bedeckt. Dolan zeigte sich beeindruckt. Begeistert tippte er mit der Spitze seines rechten Mittelfingers auf die Zeichnung. »Radkasten, Dimensionen, alles stimmt!«
»Was für ein Flugzeugmodell ist es?« fragte Pitt.
»Eine Boeing Stratocruiser«, antwortete Devine. »Ich war vorhin, als ich die 6-29 erwähnte, schon ganz nah dran. Die Boeing Stratocruiser beruht auf der technischen Konzeption des Bombers vom Modell 6-29. Wie Vater und Sohn, würde ich sagen.«
Pitt blätterte in der Mappe, die Devine ihnen hingelegt hätte. Er fand eine Gesamtabbildung des Flugzeugs in fliegender Position. Es fiel ihm auf, dass der Rumpf der Maschine einem Wal ähnelte.
»Ich erinnere mich, dass ich solche Maschinen als kleiner Junge oft gesehen habe«, sagte er. »Die Pan American hatte solche Maschinen im Einsatz.«
»United Airlines auch«, bemerkte Devine. »Auf der Strecke nach Hawaii. Ein feines Flugzeug.«
»Was nun? Wie geht’s weiter?« fragte Pitt, zu Dolan gewandt.
»Ich schreibe jetzt an Boeing in Seattle«, antwortete dieser. »Ich gebe denen die Seriennummer des Bugrads durch und bitte sie, herauszufinden, an welche Fluggesellschaft dieses Bugrad geliefert wurde und zu welchem Flugzeug es gehörte. Außerdem schreibe ich an das National Transportation Safety Board in Washington und frage an, ob es irgendeinen unaufgeklärten Absturz eines zivilen Stratocruisers über dem amerikanischen Teil Nordamerikas gibt.«
»Und wenn es einen solchen unaufgeklärten Absturz gibt?«
»Dann wird sich die Federal Aviation Agency mit der Aufklärung des Rätsels befassen«, sagte Dolan. »Ich bin ebenso gespannt wie Sie, was wir da an die Oberfläche bringen.«
5
Die folgenden zwei Tage verbrachte Pitt in einem gecharterten Hubschrauber, der ihn in einem vorher festgelegten Suchraster in geringer Höhe über jene Wald-und Berggegenden flog, wo er die Absturzstelle der von ihm gesuchten »Geistermaschine« vermutete. Zwei Flugzeugwracks, die sie sichteten, erwiesen sich als bereits gemeldet und registriert. Den Rest der Zeit flogen sie, ohne irgendwelche Ergebnisse heimzubringen. Es war am Abend des zweiten Tages der Suchaktion, als sich der Hubschrauber langsam zur
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