Der Todesflug der Cargo 03
Erkenntnisse, so als handele es sich bei seinen beiden Zuhörern um neugierige, aber etwas begriffsstutzige Chemiestudenten. »Wie Sie sehen, ist der Umschlag der Plastikmappe trotz der drei Jahrzehnte, die das Material unter Wasser gelegen hat, noch so gut wie neu. Das liegt daran, dass es sich bei dem für den Umschlag verwendeten Material um Vinyl, also um einen anorganischen Kunststoff handelt, der im Unterschied zu organischen Stoffen praktisch keiner Verwitterung unterliegt. Das Papier innerhalb der Plastikmappe ist organischen Ursprungs, nämlich aus Zellulose. Deshalb ist es im Laufe der Zeit zu Papierbrei geworden. Es handelte sich übrigens um Photokopien, wie aus der chemischen Zusammensetzung der restlichen Schriftspuren hervorgeht. Die Schrift selbst ist zum großen Teil verschwunden, kein Laboratorium der Erde kann sie wieder sichtbar machen. Bei drei von den sechs Blättern handelt es sich insofern um absolut hoffnungslose Fälle, auf denen kein einziger Buchstabe und keine einzige Zahl mehr zu les en ist. Aus den restlichen Schriftspuren auf dem vierten Blatt geht hervor, dass diese Seite Wetterinformationen für den Flug enthalten haben muß. Angaben über Windrichtung, zu den Höhen, in denen der Pilot fliegen sollte, und Hinweise auf die Temperaturen der Atmosphäre sind zu entziffern. An einer Stelle ist sogar ein ganzer Satz erhalten. Und zwar: › Aufklarende Bewölkung im Westen, jenseits der Berge‹«.
»Mit den Bergen können nur die Colorado Rockies gemeint sein«, sagte Pitt.
Steiger beugte sich vor und umklammerte nervös die Tischkante. »Startete der Flug denn nicht von Kalifornien auf das Meer hinaus?«
»Eben nicht!« sagte Pitt mit Nachdruck. »Dann hätten sie dem Pilot keine Angaben zur Wettersituation westlich der Berge mitgegeben. Die Maschine muß irgendwo im Inneren des nordamerikanischen Kontinents gestartet sein.«
»Soweit Blatt Nummer vier«, fuhr Giordino fort. »Verglichen mit den außerordentlich lückenhaften Schriftresten der ersten vier Seiten finden wir auf Seite fünf eine Reihe recht ausführlicher und wertvoller Informationen vor. Auch wenn hier und da Buchstaben fehlen, so sind doch einige Worte erkennbar. Sogar die Namen von zwei Mitgliedern der Mannschaft lassen sich entziffern. Sehen Sie selbst!« Mit diesen Worten deutete Giordino auf einen der Papierbögen, die er vor sich auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte. Pitt und Steiger lehnten sich vor und lasen: ›A re ft omm nd r: Ma ay on Vl nde‹
»Wenn wir die Leerstellen ausfüllen«, fuhr Giordino fort, »ergibt sich als vollständiger Text »Aircraft commander: Major Raymond Vylander.‹«
»Hier steht auch der Name und die Rangbezeichnung des Flugingenieurs«, sagte Pitt und deutete auf eine andere Zeile des verstümmelten Textes.
»Richtig! Flugingenieur Joseph Burns«, bestätigte Giordino. »Die folgenden Zeilen sind zu lückenhaft, als dass man Vermutungen über die Bedeutung des Textes dort anstellen könnte. Aber dann kommt eine interessante Buchstabenfolge mit zwei Zahlen.« Er deutete auf den unteren Teil des Blattes, wo die Aufschrift › ode n me: ar o 03‹, zu entziffern war.
»Ich weiß, was das ist«, warf Pitt ein. »Das ist ein Codename, wie er jedem Flugzeug zugeteilt wird, das sich auf einer geheimen militärischen Mission befindet. Normalerweise wird ein Eigenname zugeteilt, dem dann noch die beiden letzten Zahlen der Seriennummer des betreffenden Flugzeugs angefügt werden.« Mit unverhohlenem Staunen sah Steiger zu Pitt hinüber.
»Solche Dinge unterliegen strikter militärischer Geheimhaltung. Wie in aller Welt haben Sie das erfahren?«
»Das hat mir einmal ein guter Freund im Pentagon erzählt«, sagte Pitt lächelnd. Steiger schwieg.
Giordino nahm den Faden wieder auf. »Wir haben also ein Flugzeug mit einem Codenamen, der mit den Ziffern 03 endet.«
»Die fehlenden Buchstaben in der Buchstabenfolge › ar o‹ lassen sich unschwer zu ›Cargo‹ ergänzen«, schlug Pitt vor. »Cargo 03. Wünscht es jemand von den Herren noch deutlicher?« Steiger schnaufte und schüttelte den Kopf.
»Es geht weiter«, sagte Giordino. »Auf dem fünften Blatt der Plastikmappe ist nur noch sehr wenig von der Schrift erhalten. Ich buchstabiere: ›E-Leerstelle-A, Rongelo 060 Leerstelle.‹«
»Wenn man das sinngemäß ergänzt, könnte das bedeuten: geplante Ankunftszeit in Rongelo 6.00 Uhr morgens«, sagte Steiger mit ungläubigem Gesichtsausdruck. »Aber wo zum Teufel liegt Rongelo?
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