Der Todesflug der Cargo 03
Herrenhaus zu. Sie schlug die Tür ins Schloß und riegelte ab.
»Jenny!« schrie sie dann die Treppe hinauf. »Geh sofort ans Funkgerät und rufe die Polizeistation an!«
Dann setzte sie sich in stoischer Ruhe auf einen Stuhl, lud die doppelläufige Flinte mit zwei Schrotpatronen und wartete.
Die Intensität des Gewehrfeuers nahm zu, und von der nahen Wohnsiedlung der afrikanischen Arbeiter waren die verzweifelten Schmerzenslaute und Todesschreie von Frauen und Kindern zu hören. Wie Myrna Fawkes mit einem vorsichtigen Blick aus dem Fenster wahrnahm, wurde nicht einmal das Vieh verschont, die Tiere blökten und wälzten sich in ihrem Blute. Myrna Fawkes weigerte sich, den Alptraum um sie her zur Kenntnis zu nehmen. Mit Gewalt unterdrückte sie ein verzweifeltes Schlucken, das ihr die Kehle hinaufzusteigen drohte.
Als der erste Eindringling durch die zerschmetterte Eingangstür sprang, hob sie den Lauf ihres Gewehres und zielte. Der Mann, der mit erhobenem Gewehrkolben vor ihr stand, war der bestaussehende Afrikaner, den sie je gesehen hatte. Er war von großer Gestalt, hatte einen muskulösen Körperbau, einen gut geschnittenen Kopf und eine blauschwarz schimmernde Hautfarbe. Bevor der Gewehrkolben des Angreifers sie erreichen konnte, drückte Myrna Fawkes ab und feuerte.
Die Gewalt des aus dieser Nähe abgegebenen Schusses war so groß, dass der Kopf des Afrikaners bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt wurde. Sein Gesicht verwandelte sich in einen Brei aus Knochen und rötlich-grauem Gewebe. Der so Getroffene brach zusammen und fiel hintenüber gegen die Tür. Todeszuckungen erschütterten den verstümmelten Körper.
Mit einer automatisch anmutenden Bewegung, als befinde sie sich bei einem Schießwettbewerb, lud Myrna nach. Sie war gerade wieder schussbereit, als zwei weitere Männer durch die Tür hereinkamen. Den ersten traf sie ins Herz, er war sofort tot. Der zweite Angreifer sprang über den zusammengesackten Körper seines Kameraden hinweg, so dass Myrnas Schuss ihn tiefer als geplant traf. Er bekam die Schrotladung in den Unterleib. Er stieß einen Schmerzensschrei aus, warf die Waffe weg und bedeckte die tiefe, blutige Verletzung in seiner Leistengegend mit den Händen.
Dann brach er zusammen und kroch, Unzusammenhängende Worte stammelnd, zur Tür hinaus.
Myrna lud nach. Ein Fenster wurde eingeschlagen, und fast im gleichen Moment erschienen auf der tapezierten Wand hinter
Myrnas Stuhl eine Reihe von Einschüssen. Myrna verspürte keinen Schmerz, sie wußte nur, dass irgend etwas nicht mehr in Ordnung war. Aufmerksam sah sie an sich herunter und entdeckte Blut, das in einem immer dickeren Strom ihre Jeans tränkte. Oben, im ersten Stock des Herrenhauses, ertönte jetzt ein lauter Schuß. Das war – wie Myrna annahm – Jenny, die mit dem 44er Magnum-Revolver ihres Vaters in den Hof hinunterschoss.
Der nächste Afrikaner, der ins Haus kam, war vorsichtiger als seine beiden Kameraden. Er gab von der Terrasse her im schrägen Winkel eine Salve von Schüssen ins Innere des Hauses ab und wartete. Nachdem er festgestellt hatte, dass seine Schüsse aus dem Inneren des Hauses nicht beantwortet wurden, trat er ein, indem er vorsichtig ins Dunkle spähte. Der Doppelschuss, den Myrna aus ihrer Flinte abgab, riss ihm den linken Arm weg. Sekundenlang starrte der Verstümmelte wie benommen auf den blutigen Armstumpf, der abgetrennt vor ihm auf dem Boden lag und dessen Finger sich noch bewegten. Das Blut schoss in einem mächtigen, pulsierenden Strom aus dem Armstumpf und spritzte auf den Teppich. Dann stürzte der Rebell zu Boden, wo er, vor Schmerzen wimmernd, verharrte, bis ihn die Ohnmacht und der nahende Tod umfingen.
Myrna versuchte, ihre Schrotflinte jetzt mit einer einzigen Hand zu laden. Drei Schüsse des letzten Angreifers hatten ihre rechte Hand zerschmettert und den rechten Arm praktisch unbrauchbar gemacht. Sie stöhnte vor Anstrengung, bis es ihr schließlich gelang, die leeren Schrothülsen aus der Waffe zu entfernen und neue Munition einzulegen. Ihr ganzer Körper schien von einem seltsamen Brennen erfüllt. »Mama?«
Myrna sah auf. Jenny stand schwankend auf der Treppe, den schweren Revolver lose in der Hand. Die weiße Bluse über ihren festen Brüsten war von Blut getränkt. »Mama, ich bin verletzt!« stöhnte sie.
Bevor ihre Mutter antworten konnte, kam ein weiterer Afrikaner in den Raum gelaufen. Vergeblich versuchte Jenny, von der Treppe aus, ihren Revolver auf ihn zu richten. Ihre
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