Der Todesflug der Cargo 03
bin ich ein gestrandeter Seemann, ein Farmer. Ich verstehe nichts von der Guerillabekämpfung. Was könnte ich schon dazu beitragen, um Lusana und die ARA zu Fall zu bringen?«
De Vaal antwortete nicht. Er ging zu einem Tresor, der an der Wand des Salonwagens stand, entnahm ihm eine in Leder gebundene Kladde mittlerer Größe und legte sie dem erstaunten Fawkes in die Hand. »Lesen Sie das!« forderte er ihn auf. »Wir nennen diesen Plan das Unternehmen Wilde Rose‹.«
Draußen war die Dämmerung hereingebrochen. Durch die Fenster des Salonwagens konnte man sehen, wie in einiger Entfernung die Straßenbeleuchtung von Pembroke und die Lichter in den Häusern angezündet wurden. Es hatte zu regnen begonnen. Über das staubbedeckte Glas der Fenster des Eisenbahnwagens rannen die Schlieren. Fawkes saß da und las. Er hatte sich eine altmodische Lesebrille aufgesetzt, durch die seine Augen unnatürlich vergrößert wirkten. So sehr war er in seine Lektüre vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass ihm schon vor geraumer Zeit die Pfeife ausgegangen war.
Es war schon einige Minuten nach acht, als Fawkes die Lederkladde mit den Aufzeichnungen zum Unternehmen Wilde Rose‹ zuklappte. Einige endlos erscheinende Minuten lang saß er schweigend, in Gedanken versunken, da. Dann schüttelte er müde, fast angewidert, den Kopf. »Ich bete zu Gott, dass dieser Plan nie Wirklichkeit wird«, sagte er mit ruhiger Stimme.
»Ich teile Ihre Gefühle, Kommandant Fawkes«, antwortete ihm De Vaal. »Aber die politische Zeitbombe Südafrika tickt. Wie die Dinge sich derzeit entwickeln, wird es nicht mehr lange dauern, bis wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Das Unternehmen ›Wilde Rose‹ würde in diesem Falle unsere letzte Chance sein, die Ausrottung der weißen Rasse in Südafrika zu verhindern.«
»Ich sehe trotzdem nicht, was ich mit der ganzen Sache zu tun habe«, sagte Fawkes.
»Wir möchten nur Ihre Meinung zu diesem Plan, Kommandant Fawkes«, sagte Zeegler, »Mit dem Computer haben wir die Erfolgschancen, die Vor- und Nachteile dieses Plans von vorne bis hinten durchgerechnet. Jetzt aber brauchen wir das Urteil eines Marineexperten aus Fleisch und Blut. Sie, und nur Sie, haben die nötige Erfahrung. Was meinen Sie zu dem Plan?«
»Ich meine, dass die erfolgreiche Durchführung dieses Plans praktisch unmöglich ist«, antwortete Fawkes. »Abgesehen davon ist das Unternehmen Wilde Rose‹ eine Ausgeburt des Wahnsinns. Der Plan wäre genau das, was wir den schwarzen Untergrundkämpfern immer vorwerfen: Terrorismus in seiner schlimmsten Form!«
»Sie sagen es«, pflichtete ihm De Vaal bei. »Terrorismus in seiner schlimmsten Form – genau das soll ja mit dem Unternehmen›Wilde Rose‹ der internationalen Öffentlichkeit signalisiert werden. Indem wir die Männer, die den Plan ausführen, mit Uniformen der schwarzen Afrikanischen Revolutionsarmee ausstaffieren, haben wir die Möglichkeit, die Schuld für die Folgen den Schwarzen zuzuschieben.
Die Untergrundbewegung der schwarzen Afrikaner würde damit die Sympathie der internationalen Öffentlichkeit verlieren. Die Welt würde für uns, für die weiße Minderheit von Südafrika, Partei ergreifen.«
»Und diese Sympathie des Auslands brauchen wir wie das tägliche Brot. Ohne die moralische und finanzielle Unterstützung durch Länder wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika kann unser Regime nicht überleben«, fügte Zeegler hinzu.
»Wenn wir den Gegnern nicht ganz klar Einhalt gebieten, dann wird in Südafrika genau das passieren, was in Rhodesien passiert ist«, zog De Vaal nach. »Die Schwarzen werden alles verstaatlichen, die Häuser und das Privateigentum der Weißen, die Farmen, Geschäfte und Banken. Alles werden sie nehmen, zerstören, verschleudern oder in Grund und Boden wirtschaften. Unschuldige Weiße und Schwarze werden mitten auf der Straße und in ihren Häusern abgeschlachtet werden. Tausende werden völlig mittellos ins Ausland fliehen müssen, nur um ihr nacktes Leben zu retten. Die von den Schwarzen eingesetzte Regierung wird natürlich kommunistisch orientiert sein. Irgendeiner der afrikanischen Stämme wird eine Diktatur errichten, wie sie im Buche steht. Ihre eigenen Leute werden sie versklaven und schlimmer behandeln, als es je ein Weißer getan hat. Wenn wir das zulassen, überliefern wir ganz Südafrika der Sklaverei. Sie können sicher sein, Kommandant Fawkes, wenn unsere Regierung stürzt, dann ist es mit der Demokratie in Südafrika zu
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