Der Todesflug der Cargo 03
eröffnet, dachte er. Er löste ihre Hand von seiner Schulter und trat so nahe an sie heran, dass sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem ihren entfernt war. »In der Arena der afrikanischen Nationen, wo Buschmänner und andere Wilde zum Ergötzen der übrigen Welt aufeinander schlagen und ihre Lieblingsfarce, nämlich den Kampf gegen die abgrundböse weiße Minderheit, aufführen, erscheint plötzlich der strahlende Ritter. Wie heißt er? Es ist natürlich Hiram Lusana, unser hilfreicher internationaler Rauschgifthändler.Mitten zwischen Heroinlieferungen hat sich der Überbeschäftigte Zeit abgezwackt, um sich um die Belange seiner schwarzen Brüder in der alten Heimat zu kümmern. Die Schwarzen in aller Welt, die schon immer leicht zu betrügen waren, jubeln. Auch die internationale Presse, die gerade ein gewisses Nachholbedürfnis in Sachen Menschenrechte pflegt, freut sich wie ein Schneekönig. Was passiert? Plötzlich schaut einen von jedem Zeitungskiosk der westlichen Welt das markige Konterfei des selbstlosen Freiheitskämp fers Hiram Lusana an. Vor lauter Rührung über die Welt, die ihm zu Füßen liegt, verkauft unser flinker Drogenhändler jetzt sein gutgehendes Geschäft für ein paar satte Millionen an andere Gangster, die ihm versprechen, die Süchtigen in aller Welt auf keinen Fall ohne ihren täglichen Schuß zu lassen. Lusana darf in amerikanischen Universitäten lesen, und er wird auf den Partys der Oberen Zehntausend als Vorzeigeneger herumgereicht. Und in der Hoffnung, dass in seinem Mastdarm noch Platz ist, kommt das amerikanische Showgeschäft in Person der leichtlebigen Felicia Collins nach Afrika, um dem selbsternannten Retter des schwarzen Mannes in den Hintern zu kriechen. Wobei für die schöne Dame aus Amerika, weil sie bei ihrem unappetitlichen Tauchgang so schön singt, auch noch ein dicker Batzen Geld abfällt.«
Felicia Collins’ Augen blitzten. Sie schnaufte vor Empörung. »Wer gibt Ihnen das Recht, mich so zu beleidigen?«
»Wenn die Wahrheit Sie beleidigt, kann ich Ihnen auch nicht helfen«, sagte Daggat. Er genoss Felicias wachsende Unsicherheit. »Was glauben Sie eigentlich, was Lusana tut, wenn er den Krieg gewinnt und die rassistische weiße Regierung von Südafrika zu Fall bringt?« fuhr er fort. »Wird er, wie einstmals Cincinnatus, aufÄmter und Würden verzichten und an den Pflug zurückkehren? Wohl kaum. Er wird sich, ehe man sich versieht, zum Präsidenten proklamieren und der rückschrittlichste Diktator sein, den Afrika je gesehen hat.«
»Sie sind blind!« entgegnete Felicia Collins verärgert. »Hiram ist ein Mensch, dessen Handlungen den höchsten moralischen Maßstäben standhalten. Es ist völlig unvorstellbar, dass er die Prinzipien der Menschenwürde für irgendeinen Vorteil, sei er nun politischer oder finanzieller Natur, verrät.«
»Ich kann Ihnen das Gegenteil beweisen«, sagte Daggat. »Wollen wir wetten?«
»Wie meinen Sie das?« fragte Felicia, vor Zorn bebend.
»So, wie ich’s sage. Es kostet Sie einen Dollar, wenn Sie verlieren. Einen lumpigen Yankee-Dollar – wenn ich einmal von gewissen Zugaben absehe. Nun, wie sieht’s aus?«
Felicia Collins dachte nach. »Die Wette gilt!« sagte sie dann unvermittelt mit belegter Stimme.
Daggat deutete eine galante Verbeugung an und geleitete die aufsehen erregende schwarze Schönheit zu General Lusana, der einige Meter weiter stand und sich mit einer Gruppe von Militärattaches aus Mozambique unterhielt. Als er Daggat und Felicia Collins auf sich zukommen sah, unterbrach er sein Gespräch mit den Afrikanern, eilte auf sie zu und begrüßte sie. »Willkommen, meine lieben Freunde aus der Heimat. Ich sehe, Sie beide haben sich schon miteinander bekannt gemacht.«
Daggat machte keine Anstalten, auf die Begrüßungsfloskeln einzugehen. »Kann ich Sie und Frau Collins einen Augenblick alleine sprechen, General Lusana?« fragte er. »Gewiss, warum nicht.«
Ohne zu zögern, begleitete sie Lusana aus dem Festsaal, in dem die Party stattfand, hinaus und führte sie in ein modern eingerichtetes Büro. »Sie haben’s nett hier«, bemerkte Daggat.
»Was kann ich für Sie tun, Herr Abgeordneter?« kam Lusana zur Sache.
»Ich habe das Bedürfnis, einmal ein paar sehr freimütige Worte mit Ihnen zu reden. Und ich bitte Sie, mir ebenso freimütig zu antworten. Haben Sie die Party heute Abend, dieses ganze aufwendige und verlogene Revuetheater, nicht nur veranstaltet, um mich zu beeinflussen? Ist es nicht
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