Der Todesflug der Cargo 03
so, dass Sie sich durch mich eine Umorientierung der amerikanischen Außenpolitik zugunsten derARA erhoffen?«
»So würde ich es nicht sagen, Herr Abgeordneter. Natürlich freue ich mich, wenn Sie die Sache der schwarzen Afrikaner politisch unterstützen. Aber natürlich möchte ich einen Mann, der so unbestechlich ist wie Sie, nicht beeinflussen.«
»Ich hatte gesagt, wir sollten beide die Karten auf den Tisch legen!« entgegnete Daggat schroff. »Wie viel ist drin für mich?«
Überrascht starrte Lusana seinem Gegenüber in die Augen. Diese Offenheit hatte er nicht erwartet. Er hatte vorgehabt, den aus den Vereinigten Staaten angereisten schwarzen Politiker auf subtilere Art und Weise zu umgarnen. Nun aber bot der Besucher von sich aus den Handel an, zu dem Lusana erst nach mannigfaltigen Vorbereitungen und verschämten Umwegen gelangt wäre. Dass Frederick Daggat unverhohlen ein Bestechungsgeld verlangte, um die afrikanische Sache beim amerikanischen Kongress zu unterstützen, schockte ihn. Er entschloss sich, vorsichtig zu sein und Zeit zu gewinnen. »Ich verstehe Sie nicht, Herr Abgeordneter.«
»Es ist ganz einfach, Lusana. Wenn Sie wollen, dass ich etwas für Sie tue, müssen Sie mir etwas dafür geben.«
»Ich fürchte, ich verstehe immer noch nicht recht, worauf Sie hinauswollen…«
»Hören Sie doch auf, Süßholz zu raspeln, Lusana! Sie und ich sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Lieber reich und korrupt als arm und anständig – das ist doch auch Ihre Devise, oder?«
Lusana schien einen Augenblick nachzudenken. Er drehte sich zur Seite, zündete eine Zigarette an und trat dann freundlich lächelnd nahe an den amerikanischen Kongressabgeordneten heran. »Möchten Sie, dass ich Ihnen ein genau spezifiziertes finanzielles Angebot mache, Herr Abgeordneter?«
»Geld brauche ich nicht. Ich möchte von Ihnen eine Zuwendung anderer Art.«
»Was denn?«
Ein Lächeln spielte um Daggats Lippen. »Der Preis heißt Felicia Collins.«
Überrascht trat Lusana einige Schritte zurück. »Felicia Collins?« echote er. »Ich sehe nicht ganz, was Felicia Collins mit unserem Handel zu tun hat?«
»Dann will ich Ihnen auf die Sprünge helfen, Lusana. Dies ist ein ebenso einfacher wie erfreulicher Kuhhandel, und die Kuh heißt Felicia Collins. Sie überlassen mir den kleinen Schokoladenengel, der sich dort so willig im Sessel räkelt, und ich kümmere mich darum, dass die amerikanische Regierung für ein Waffenlieferprogramm an die Afrikanische Revolutionsarmee votiert.«
Felicia war aufgesprungen. »Ich lasse mir das nicht länger gefallen«, fauchte sie.
»Wer so edle Ziele verfolgt wie Sie, Felicia Collins, sollte auch Opfer bringen können«, sagte Frederick Daggat sarkastisch. Felicia war zu Lusana getreten. »Hiram«, bat sie, »sag diesem Affen, er soll sich verpissen!«
Lusana hatte es mit seiner Antwort nicht eilig. Er kuschelte sich in seinen Sessel, bis er bequem saß, und betrachtete angelegentlich seine Knie. Sorgfältig entfernte er sodann ein imaginäres Stäubchen von der messerscharfen Bügelfalte seiner Hose. Schließlich begann er mit sanfter Stimme zu sprechen. »Es tut mir leid für dich, Felicia, aber ich kann mir Sentimentalitäten nicht leisten.«
»Dies ist ein Irrenhaus!« rief Felicia aus. »Und ein Sklavenmarkt dazu! Ihr seid ja beide verrückt. Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass ich mich füge?«
Lusana stand auf, beugte sich zu Felicia hinunter und küsste sie flüchtig auf die Stirn. »Sei mir nicht böse«, murmelte er. Dann sah er zu Daggat hinüber. »Herr Abgeordneter, viel Spaß mit Ihrer Beute.«
Nach diesen Worten verließ er entschlossenen Schrittes den Raum.
Eine Weile stand Felicia regungslos da. Feindseligkeit und Unsicherheit spiegelten sich in ihrem hübschen Gesicht. Dann begriff sie, was geschehen war. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wehrte sich nicht, als Frederick Daggat sie behutsam an sich zog und auf den Mund küsste.
»Du Schuft«, flüsterte sie. »Du dreimal verfluchter Hurensohn! Bist du jetzt zufrieden?«
»Noch nicht ganz.«
»Du kannst mit mir machen, was du willst. Ist das nicht genug?« Daggat zog ein weißes Taschentuch aus seiner Brusttasche und tocknete eine Träne, die Felicia über die Wange gelaufen war. »Du vergisst«, sagte er zufrieden schmunzelnd, »dass du mir noch einen Dollar schuldig bist.«
21
Pieter De Vaal schloss die Akte mit dem Bericht über das Massaker auf der Fawkes-Farm. Müde und sorgenvoll sah er
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