Der Todesflug der Cargo 03
vom Schreibtisch auf: »Ich bin immer noch schockiert über diese Tragödie. Ein wildes und unnützes Morden, das namenloses Leid bereitet und niemandem genutzt hat. Ich verstehe nicht, warum die Gegenseite zu solchen Maßnahmen greift.«
Fawkes schwieg. Seinem Gesicht war keine Regung anzumerken. Er saß vor dem Schreibtisch des Verteidigungsministers und sog an seiner geliebten Pfeife. Ein bedrückendes Schweigen stand zwischen den beiden Männern, das nur von dem schwachen Widerhall des Straßenverkehrs von Pretoria gebrochen wurde, dessen Geräusche von ferne durch die großen Fenster drangen.
Nach einer Weile nahm De Vaal die Akte, in der er gelesen hatte, hoch und verschloss sie in einem Fach seines Schreibtisches. »Es tut mir leid«, sagte er, ohne Fawkes dabei anzusehen, »aberunsere Patrouillen haben die Rebellen, die für den Überfall auf Ihre Farm verantwortlich sind, nicht ausfindig machen können.«
»Ein einziger Mann ist für den Überfall verantwortlich«, sagte Fawkes grimmig. »Die Männer, die meine Familie abschlachteten, handelten auf seinen Befehl.«
»Ich weiß, wen Sie meinen, Kommandant Fawkes, aber wir haben keinen Beweis dafür in Händen, dass Lusana hinter der Sache steckt.«
»Ich bin sicher, dass Lusana für das Massaker verantwortlich ist«, sagte Fawkes mit Hasserfüllter Stimme.
»Was soll ich Ihnen dazu sagen? Selbst wenn wir sichere Beweise hätten, dass Lusana der Verantwortliche für diese Morde ist, könnten wir ihn nicht zur Verantwortung ziehen. Er ist außerhalb der Landesgrenzen.«
»Ich wüsste schon, wie man Lusana entscheidend treffen kann.«
»Wie denn?«
»Indem wir das Unternehmen ›Wilde Rose‹ durchführen. Ich selbst könnte es leiten.«
De Vaal sah Fawkes an. Er konnte den Hass, der den Schotten erfüllte und nach Vergeltung drängte, fast körperlich spüren. Mit einer gemächlichen Bewegung stand er vom Schreibtisch auf und ging zum Fenster, aus dem er lange Zeit auf die Jacaranda-Bäume im Burger-Park, der das Gebäude umgab, hinaussah.
»Ich habe volles Verständnis dafür, wie Sie sich fühlen, aber die Antwort lautet nein.«
»Warum nicht?«
»Das Unternehmen ist zu gefährlich. Wenn es schief geht, steht die ganze Regierung auf dem Spiel.«
Erzürnt sprang Fawkes auf und schlug mit dem Kopf seiner Pfeife so fest auf den Schreibtisch des Ministers, dass sie abbrach. »Der Überfall auf meine Farm war doch nur der Anfang! Lusana und seine Killer müssen gestoppt werden, bevor das ganze Land in Blut versinkt.«
»Die Risiken stehen in keinem Verhältnis zu den möglichen Vorteilen.«
»Es gibt keine Risiken. Sie können sich darauf verlassen, dass das Unternehmen ›Wilde Rose‹ unter meiner Leitung reibungslos über die Bühne geht.«
De Vaal sah aus wie jemand, der in einen schlimmen Konflikt gestürzt wird. Nervös begann er im Raum auf und ab zu gehen. Schließlich blieb er stehen und sah Fawkes, der sich in einen Sessel gesetzt hatte, nachdenklich an. »Ich kann Ihnen keine Garantie geben, Fawkes, dass ich Sie aus dem Ausland wieder raushole, wenn Sie im Verlauf des Unternehmens dort festgenommen werden sollten.
Ohnehin wird das südafrikanische Verteidigungsministerium jede Kenntnis von der ganzen Sache leugnen, falls die Sache auffliegt.«
»Dafür habe ich Verständnis«, sagte Fawkes und gab einen Seufzer der Erleichterung von sich. Dann fiel ihm etwas ein, was er sich zu fragen vorgenommen hatte. »Der Zug, Herr Minister. Wie konnten Sie so schnell vom Krankenhaus in Durban nach Pembroke kommen, wo wir uns zum ersten Mal trafen?«
De Vaal lächelte. »Eine simple Kriegslist, Fawkes. Ich war gar nicht krank, von einer Operation war auch keine Rede. Ich ging vorne ins Krankenhaus hinein und hinten wieder hinaus. In einem Krankenwagen fuhr ich zum Militärflugplatz Heidriek, von wo mich ein Jagdflugzeug zu einem Militärflughafen bei Pembroke flog. Der Salonzug, in dem wir uns trafen, gehört dem Präsidenten der Republik von Südafrika. Ich habe mir den Zug nur für ein paar Stunden ausgeborgt, er war sowieso zu einer Reparatur unterwegs.«
»Und warum das komplizierte Täuschungsmanöver?«
»In meiner politischen Stellung ist es oft angebracht, seine Bewegungen zu tarnen. Es geht niemanden etwas an, dass ich zum fraglichen Zeitpunkt in Pembroke war und mit Ihnen gesprochen habe. Gerade bei der Operation, die wir vorhaben, ist absolute Geheimhaltung für den Erfolg entscheidend. Sie sehen doch ein, dass die Regierung mit
Weitere Kostenlose Bücher