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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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da? Einen interstellaren Krieg.
    Ich konnte der Wirklichkeit nicht entkommen!
    Noch etwas: Vor den Tagen des Fernsehens gab es etwas, das sich Radio nannte. Um 1960 konnte man ziemlich viele Science-Fiction-Sendungen hören. Im Radio war es nicht so kompliziert und teuer, Science-Fiction-Sendungen real erscheinen zu lassen wie im Fernsehen. Mit Geräuscheffekten kann man nahezu alle Illusionen zaubern, die der Hörer dann vor seinem geistigen Auge sieht.
    Die Programme, Zweitausend plus‹ und ›Dimension X‹, wurden unglücklicherweise von nur wenigen reklamewilligen Firmen unterstützt beziehungsweise finanziert, und so wurden sie bald eingestellt. Trotzdem war die Angelegenheit für mich recht befriedigend. Immerhin wurden nicht weniger als drei meiner Erzählungen gesendet. Eine davon war ›Und Finsternis wird kommen …‹, und eine andere war ›Der Todeskanal‹.
    In der Radio-Version dieser Story wurde Mullen von einem Schauspieler mit einer sehr eindrucksvollen Stimme gesprochen. Sie klang trocken, zurückhaltend, leidenschaftslos und sanft. Es war genau Mullens Stimme. Als das Fernsehen aufkam, sah ich das Gesicht dieser Stimme, und es war genau Mullens Gesicht.
    Es freut mich, daß ich jedesmal, wenn ich ihn sehe, sagen kann: »Das ist Mullen«, obwohl er ziemlich groß ist. Mullen ist die einzige meiner Gestalten, die ich jemals in Fleisch und Blut gesehen habe, und ich habe nie versucht, den Namen dieses Schauspielers herauszufinden. Für mich soll er Mullen bleiben.
     
    Colonel Anthony Windham konnte sogar in der Kabine, in die man ihn und die anderen Passagiere geführt hatte, feststellen, wie der Kampf weiter verlief. Eine Zeitlang herrschte Stille. Keine Erschütterungen waren zu spüren. Das bedeutete, daß die Raumschiffe in astronomischen Entfernungen gegeneinander kämpften, sich ein Duell von Energieexplosionen und gewaltiger Kraftfeld-Verteidigung lieferten.
    Er wußte, daß es nur einen möglichen Ausgang des Kampfes gab. Die Erdenbewohner hatten nur ein bewaffnetes Handelschiff, und der kurze Blick, den er auf den Feind hatte werfen können, bevor die Mannschaft ihn vom Deck des Schiffes vertrieben hatte, war entmutigend gewesen. Kloro hatte einen Kreuzer entsandt.
    Nach einer halben Stunde wurde das Erdenschiff von den harten kleinen Stößen erschüttert, auf die er gewartet hatte. Die Passagiere schwankten hin und her, als das Schiff stampfte und fierte wie ein Ozeandampfer im Sturm. Aber der Weltraum war ruhig und still wie zuvor. Der Pilot jagte verzweifelte Energieströme durch die Röhren, die das Schiff taumeln ließen. Das konnte nur bedeuten, daß das Unvermeidliche passiert war. Die Abschirmung des Erdenschiffes war durchbrochen, und es konnte keinem direkten Treffer widerstehen.
    Colonel Windham versuchte mit Hilfe seines Aluminiumstockes Haltung zu bewahren. Er dachte daran, daß er ein alter Mann war. Er hatte sein Leben beim Militär verbracht und hatte noch nie eine Schlacht gesehen. Und jetzt, als um ihn herum der Kampf tobte, war er alt und fett und lahm, und kein einziger Soldat stand unter seinem Kommando.
    Diese Kloro-Monstren würden bald an Bord kommen. Das war ihre Kampfmethode. Ihre Raumanzüge bedeuteten zwar ein Handikap für sie, und sie mußten mit zahlreichen Verlusten rechnen, aber sie wollten das Erdenschiff haben. Wenn die Passagiere bewaffnet wären und ich sie anführen könnte, dachte er sekundenlang …
    Er verdrängte den Gedanken. Porter war offensichtlich das Herz vor Angst in die Hose gefallen, und dem jungen Burschen, diesem Leblanc, ging es kaum besser. Die unzertrennlichen Brüder Polyorketes drängten sich in eine Ecke und flüsterten miteinander. Und Mullen? Er saß hochaufgerichtet da, und sein Gesicht zeigte weder Anzeichen von Furcht noch sonstige Emotionen. Aber der Mann war nur etwa fünf Fuß groß, und zweifellos hatte er nie im Leben eine Waffe in der Hand gehalten. Er konnte nichts tun.
    Und dann war da noch Stuart mit seinem frostigen Lächeln und seinem schrillen Sarkasmus, von dem alle seine Äußerungen nur so trieften. Windham musterte Stuart von der Seite. Die weißen Hände fuhren durch das sandfarbene Haar. Mit diesen Künstlerhänden war Stuart natürlich zu nichts zu gebrauchen.
    Windham spürte die Vibration, als die beiden Schiffe zum Nahkampf übergingen. Innerhalb von fünf Minuten dröhnte der Lärm der Schlacht durch die Korridore. Einer der Brüder Polyorketes schrie auf und rannte zur Tür.
    »Warte, Aristides!«

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