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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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beobachten?«
    »Vielleicht.« Darrity lächelte. »Sie waren doch ganz versessen darauf, hier hereinzukommen, nicht wahr?«
    »Nicht meinetwegen, Inspektor. Und würden Sie bitte dieses Messer wegstecken?«
    Überrascht folgte Darrity Blausteins Blick. Er steckte das Messer ein und musterte Blausteins Begleiter etwas genauer. Dann stieß er einen leisen Pfiff aus.
    »Hallo, Dr. Ralson«, sagte er.
    »Hallo«, krächzte Ralson.
    Darritys Reaktion überraschte Blaustein nicht. Ralson hatte zwanzig Pfund abgenommen, nachdem er wieder ins Sanatorium zurückgekehrt war. Sein Gesicht war gelb und faltig. Es war das Gesicht eines Mannes, der von heute auf morgen sechzig Jahre alt geworden war.
    »Wird der Versuch bald beginnen?« fragte Blaustein.
    »Es sieht so aus, als ob sie jetzt anfangen«, erwiderte Darrity. Er wandte sich ab und beugte sich über das Geländer der Galerie. Blaustein nahm Ralsons Ellbogen und wollte ihn beiseite führen, aber Darrity sagte leise: »Bleiben Sie hier, Doktor. Ich will nicht, daß Sie herumspazieren.«
    Blaustein ließ seine Blicke über die Zuschauer schweifen. Die Männer sahen aus, als seien sie halb zu Stein erstarrt. Er konnte Grant sehen, groß und hager. Langsam hob er seine Hand, um sich eine Zigarette anzuzünden, doch dann schien er es sich anders zu überlegen und steckte Zigarette und Feuerzeug in die Hosentasche. Die jungen Männer an den Schalttafeln warteten angespannt.
    Dann ertönte ein leises Summen, und der schwache Geruch von Ozon erfüllte die Luft.
    »Sehen Sie!« sagte Ralson barsch. Blaustein und Darrity folgten mit den Augen dem ausgestreckten Zeigefinger. Der Projektor schien zu flackern. Erhitzte Luft schien zwischen der Maschine und den Männern zu zittern. Eine Eisenkugel, die wie ein Pendel hin- und herschwang, senkte sich durch das Flimmern herab.
    »Es wird langsamer, nicht wahr?« fragte Blaustein erregt.
    Ralson nickte.
    »Sie messen das Anschwellen der Energie, um den Verlust der Triebkraft berechnen zu können. Diese Idioten! Ich sagte ihnen doch, daß es funktionieren würde.« Das Sprechen bereitete ihm offensichtlich Schwierigkeiten.
    »Sehen Sie nur ganz ruhig zu, Dr. Ralson«, sagte Blaustein. »Ich würde mich nicht mehr grundlos aufregen.«
    Das Pendel hörte auf zu schwingen und wurde hochgezogen. Das Flackern auf dem Projektor wurde stärker, und wieder senkte sich die Eisenkugel. Der Vorgang wiederholte sich noch mehrmals, und jedesmal endete das Schwingen des Pendels ruckhafter. Bald konnte man klar hören, wann es in das Flackern tauchte, und plötzlich sprang es zurück. Erst mit dumpfem Laut, als wenn es gegen Kalk geprallt wäre, dann klirrend, wie wenn Metall gegen Metall stößt.
    Sie zogen das Pendel endgültig zurück. Der Projektor war von einem Schleier umgeben. Man konnte ihn kaum mehr sehen. Grant gab eine Anordnung, und plötzlich wurde der Ozongeruch scharf und beißend. Die Zuschauer schrien auf. Ein Dutzend Finger wiesen zur Mitte des Raumes.
    Blaustein beugte sich über das Geländer. Er war genauso erregt wie die anderen. An der Stelle, wo noch vor kurzem der Projektor gestanden hatte, befand sich nun ein halbkugelförmiger Spiegel von vollkommener Klarheit und Schönheit. Blaustein konnte sich selbst darin sehen, einen kleinen Mann, der auf einem kleinen Balkon stand. Das Geländer des Balkons schwang sich auf jeder Seite kurvenförmig nach unten. Er konnte die fluoreszierenden Lichter sehen, die der Spiegel in glühenden Punkten zurückwarf.
    »Sehen Sie, Ralson!« schrie er. »Die Energie wird reflektiert. Der Projektor wirft Lichtwellen zurück wie ein Spiegel. Ralson …« Er wandte sich um. »Inspektor, wo ist Ralson?«
    »Was?« Darrity fuhr herum. »Ich habe ihn nicht gesehen.« Aufgeregt blickte er um sich. »Er kann das Laboratorium nicht verlassen. Niemand kann hier heraus. Suchen Sie auf der anderen Seite.« Und dann fuhr seine Hand zum Oberschenkel, kramte in der Hosentasche. »Mein Messer ist verschwunden!«
    Blaustein fand ihn. Er war in Hal Ross’ kleinem Büro. Man konnte es vom Balkon aus erreichen, und an diesem Tag war es leer. Ross befand sich nicht einmal unter den Zuschauern. Für einen erfahrenen Mechaniker war es nicht nötig zuzusehen. Aber sein Büro war gerade geeignet, um den langen Kampf gegen einen Selbstmord zu beenden.
    Blaustein blieb eine schreckliche Sekunde lang in der Tür stehen, dann wandte er sich ab. Er sah Darrity aus einem der anderen Büros treten, winkte ihm zu, und der

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