Der Todeskreuzer
spürte Zahara, wie ein unmerkliches Zittern der Ungewissheit über sie hinweghuschte, und zwang es fort. Gleichwohl, wie die meisten Aspekte ihrer Persönlichkeit, ließ es sich nicht kampflos verdrängen.
Stattdessen kam ihr vollkommen ungebeten wieder das Bild Von Longos in den Sinn, das blutige Gesicht des Mannes, der versuchte, durch das Beatmungsgerät mit ihr zu sprechen, ihre Hand mit seinen beiden umklammert hielt und darum bat, ein letztes Mal seine Jungs sehen zu dürfen. Wie er sie angefleht hatte, sie zu ihm zu bringen, damit er unter vier Augen mit ihnen reden konnte. Sekunden später hatte sich hinter ihrem Rücken eine Wolke unheilvoller Gefahr gebildet, und als sie sich umdrehte, sah sie sich Jareth Sartoris gegenüber, der so dicht vor ihr stand, dass sie tatsächlich seine Haut riechen konnte, während er mit dünnen Lippen sprach, die sich kaum zu bewegen schienen.
Erweisen Sie ihm die letzte Ehre, Doktor?
Später an jenem Tag war Longo gestorben, und Zahara Cody entschied, dass sie ihre letzte Reise mit der Sühne und dem Imperium gemacht hatte. Der nächste Schritt bestand dann darin, sich mit ihren Eltern in Verbindung zu setzen und sie wissen zu lassen, dass sie nach Hause zurückkam. Teure Kleidung und edles Kristall waren nie ihre erste Wahl gewesen, aber zumindest würde es ihr wieder gelingen, nachts zu schlafen. Und abends würde sie mit den Reichen und Adligen zu Abend essen und vergessen, was mit Von Longo und Jareth Sartoris vorgefallen war.
Willst du das wirklich?
Zahara schüttelte den Gedanken ab. Sie hatte stets angenommen, dass sie in jedem Fall jede Menge Zeit hatte, darüber nachzudenken, bevor das Schiff dort ankam, wohin es unterwegs war.
Jede Menge Zeit, um es sich anders zu überlegen.
Doch jetzt waren die Triebwerke zum Stillstand gekommen - standen nun schon seit über einer Stunde still.
Auf der anderen Seite der Krankenstation rief einer der anderen Gefangenen: »Hey, Doc - sind wir schon da?«
Dieses Mal gab Zahara keine Antwort.
5
GERÜCHTE
Jareth Sartoris bahnte sich seinen Weg durch den schmalen Gang außerhalb der Wachmannschaftsquartiere und massierte beim Gehen seine Schläfen. Er hatte Kopfschmerzen, was an sich nichts Ungewöhnliches war, aber diese hier waren etwas Besonderes. Er hatte das Gefühl, als wären seine Temporallappen in einen Schraubstock gespannt, ja, als habe man ihm im Schlaf eine Dosis von irgendeinem schwachen Nervengift verabreicht. Und der schmierige Aufstrich, der vom Frühstück noch hinten in seinem Rachen klebte, trug nichts dazu bei, dass er sich besser fühlte.
Er war schon wach gewesen, noch bevor der Weckruf für das Wachpersonal erscholl. Nachdem er letzte Nacht die dritte Schicht gehabt hatte, war er heute früh in seine Koje gefallen und in ruhelosem Schlaf versunken, bis ihn zwei Stunden später die abrupte Stille geweckt hatte, das Gefühl, dass seine wohlkontrollierte Welt aus dem Ruder geraten war. Sie hatten noch sieben Standardtage vor sich. Also, warum waren die Triebwerke verstummt? Sartoris hatte sich angezogen, hatte sich in der Messe einen lauwarmen Kaf und eine aufgewärmte Banthafrikadelle geschnappt und war den Gang in Richtung des Direktionsbüros entlangmarschiert, in der Hoffnung, so gerade genug Energie getankt zu haben, dass es ihn so weit vorantrug, wie er gehen musste.
Zu seiner Rechten öffneten sich die Turbolifttüren. Drei andere Wachen - Vesek, Austin und irgendein geschniegelter Frischling - kamen heraus und hefteten sich an seine Fersen. Sie mussten sich im Gänsemarsch bewegen, um bequem durch den Gang zu passen. Sartoris blieb nicht stehen oder warf ihnen auch nur über die Schulter einen Blick zu.
»Die Jungs und ich, Cap«, meldete sich Austins Stimme nach einer respektvollen Pause zu Wort. »Wissen Sie, wir haben uns gefragt, ob Sie vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringen und uns sagen können, was los ist?«
Sartoris schüttelte den Kopf, noch immer, ohne sich umzusehen. »Was ist denn los?«
»Ich habe gehört, dass unsere beiden Antriebsdüsen komplett ausgefallen sind«, warf Vesek ein. »Es geht das Gerücht, dass wir hier irgendwo außerhalb der Unbekannten Regionen festsitzen und auf einen Schlepper warten.«
Austin kicherte. »Ein Schiff voller gestrandeter Sträflinge - ich bin sicher, da haben wir für das Imperium oberste Priorität.«
»Stang!«, sagte Vesek. »Was ist, wenn die einfach beschließen, uns hier draußen treiben zu lassen?«
»Fragen wir
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