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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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das Überwachungssystem der imperialen Gefängnisbarkasse Sühne hervorragende Arbeit, als es darum ging, die Unterhaltung zwischen Trig und Kale Longo in ihrer Zelle auf Inhaftierungsebene fünf wiederzugeben. Die Bildschirme, die im Hauptüberwachungsraum des Raumschiffs jetzt für ein Gefolge toter imperialer Wachen liefen, zeigten die Gesichter der Brüder, die zwischen den Gitterstäben hervorlugten. Und obwohl die Audiosysteme perfekt eingestellt waren, um auch noch das leiseste verschwörerische Flüstern einzufangen, drangen nur sehr wenige Geräusche aus den Lautsprechern. Tatsächlich herrschte auf der gesamten Inhaftierungsebene vollkommene Stille. Die letzten Schreie und Hustlaute waren bereits verklungen, um einem leeren, atemlosen Schweigen Platz zu schaffen, das ewig zu währen schien.
    Dann registrierten die Audiosensoren Trigs leise Stimme:
    »Sie sind alle tot, oder?«
    Und Kale, zögernd: »Ich weiß es nicht.«
    »Wer auch immer noch lebt - die sind schon abgehauen, haben uns einfach hier zurückgelassen! Wir werden hier drin auch sterben.«
    »Hör auf, so zu reden!«, forderte Kale. »Sofort! Hast du kapiert?«
    Trig antwortete nicht. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er mit angesehen, wie die Rodianer in der Zelle gegenüber gestorben waren. Am Ende hatten sie sich totgehustet, hatten Stücke ihrer sonderbaren grauen Organe hochgewürgt, bis sie sich schließlich bloß noch zuckend und wimmernd am Boden ihrer Zelle gekrümmt hatten und nach einer gefühlten Ewigkeit endlich still dalagen. Jetzt hatten die Leichen angefangen zu stinken. Natürlich war es für die Überwachungssysteme unmöglich, das einzufangen, so, wie es für diejenigen, die sich selbst in dem Bereich aufhielten, keine Möglichkeit gab, dem Geruch zu entgehen.
    Trig sagte sich, dass der Verwesungsprozess nicht so schnell einsetzen konnte, aber das änderte nichts daran, dass der Gestank da war. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, wie die Seuche auf die individuelle Körperchemie der Fremdweltler reagierte. Der Geruch war überall, kroch die Korridore hinauf und hinunter, sickerte durch die Gitterstäbe. Er stellte sich Zellenreihen voller Leichen vor, tote Gefangene, die auf ihren Pritschen zusammengesunken waren und hingestreckt auf dem Boden lagen; schlaffe Arme, die durch die Stäbe hingen, Hunderte davon, grau und nässend, die Gänge in den verschiedenen Subebenen rauf und runter. Das Schiff hatte sich in eine gewaltige schwebende Gruft verwandelt.
    Aber warum waren er und Kale nicht tot ... oder auch nur krank? Trig fragte sich, ob es ihnen durch irgendeine seltene Laune genetischer Immunität bestimmt war zu überleben, bloß um hier in diesem Käfig schließlich zu verhungern oder zu verdursten wie vernachlässigte Tiere. Er dachte an etwas, das sein Vater stets zu sagen pflegte: Das Universum hat durchaus Sinn für Humor - vor allem für schwarzen!
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er.
    Kale trat an die Gitterstäbe und formte mit beiden Händen einen Trichter um seinen Mund. »Hey!«, rief er. »Ist da draußen irgendjemand?« Seine Stimme war überraschend laut, hallte durch die Leere. »Hallo! Wir sind noch am Leben! Hey!« Et nahm einen tiefen Atemzug. »Wir sind noch am Leben! Wir sind ...«
    Ein lautes Klirren ertönte, und die Zellentüren zu beiden Seiten des Korridors öffneten sich alle gleichzeitig mit einem Rattern. Kale drehte sich um und sah seinen Bruder an.
    »Irgendjemand hat uns gehört.«
    »Wer?«
    »Spielt keine Rolle«, erwiderte Kale. »Jetzt müssen wir erst mal ...« Erbrach ab. Trig musterte ihn. »Was ist los?«
    Kale hielt eine Hand hoch und neigte den Kopf, um zu lauschen. Trig war sich nicht sicher, ob er wirklich ein Geräusch aus der Zelle neben ihrer hörte - seine stets wache Fantasie machte jetzt Überstunden, um irgendetwas Konkretes aus der Stille herauszufiltern. »Bleib hier!«, flüsterte Kale, lehnte sich aus der Zelle und schaute sich um. Dann winkte er Trig nach vorn.
    Sie gingen zusammen raus, Trig bloß einen halben Schritt hinter Kale, und dann erinnerte er sich an ...
    »Warte!«
    Es war zu spät. Die Gestalt in der nächsten Zelle stürzte sich auf ihn, sprang mit einem knurrenden, wütenden Heulen nach vorn. Trig sah, wie Aur Myss gegen seinen älteren Bruder krachte und ihn mit wild um sich schlagenden Gliedern gegen die gegenüberliegende Wand trieb -seine Hände hieben bereits nach Kales Augen.
    Kale brach vollkommen überrumpelt zusammen, und einen Moment lang

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