Der Todeskreuzer
Erwachsener und eines älteren Bruders. Er presste ihre Hände ans Gesicht und hielt ihre Arme um sich geschlungen, wie um eine Umarmung nachzuahmen.
»Schau dir das an!«, murmelte Kale.
Trig sah, was sein Bruder damit meinte. Die Seuche hatte auf die toten Wookiees unterschiedliche Auswirkungen gehabt. Ihre Zungen waren so stark angeschwollen, dass sie wie groteske, überreife Früchte aus ihren Mündern baumelten, und ihre Kehlen waren vollends eingerissen und aufgeklafft, um die dunkelrote Muskulatur darunter bloßzulegen. Als der junge Wookiee aufblickte und Trig und Kale draußen vor der Zelle stehen sah, leuchteten Furcht und Entsetzen in seinen blauen Augen.
»Ist schon okay«, meinte Trig sanft. »Wir werden dir nicht wehtun.« Er sah Kale an. »Er muss immun sein wie wir.«
»Und was bringt uns das?«
»Warte hier!« Trig lief durch den Korridor zur verwaisten Wachstation. Die Tür war von denjenigen, die ihren Posten verlassen hatten, um sich davonzuschleichen und irgendwo für sich zu sterben, weit offen gelassen worden. Als er in die Kammer trat, fand er den Schalter zum Entriegeln der Zellen - den, den Wembly unten auf ihrer eigenen Ebene betätigt hatte, bevor er draufging. Die Gitterstäbe öffneten sich ratternd, und er kehrte dorthin zurück, wo sein Bruder immer noch stand und zu dem jungen Wookiee hineinsah.
»Komm raus!«, rief Trig ihm zu. »Du bist jetzt frei.«
Der Wookiee starrte sie bloß an. Er gab nicht mehr länger dieses weinende Geräusch von sich, aber irgendwie war das Schweigen noch schlimmer. Das war eine Lektion, die Trig bereits gelernt hatte - dass das Schweigen immer schlimmer war.
»Du kannst hier nicht bleiben.« Trig streckte seine Hand nach dem Wookiee aus. »Komm mit uns!«
»Vorsichtig«, sagte Kale. »Er wird dir die Hand abreißen, wenn ...«
»Ist schon in Ordnung«, beruhigte Trig ihn und ließ seine Hand, wo sie war. »Wir werden dir nichts tun.« Kale seufzte. »Hey, Mann, hör mal ...«
»Er ist ganz allein.«
»Und offensichtlich will er das auch bleiben, in Ordnung? «
Einen Moment lang starrte der Wookiee ihn argwöhnisch an, als würde er - wie Wemblys BLX - tatsächlich über das Angebot nachdenken. Trig wartete, um zu sehen, ob irgendetwas passieren würde. Letzten Endes beugte sich der junge Wookiee jedoch bloß vor, nahm die schlaffen Arme seiner Eltern wieder auf und drückte sie zu beiden Seiten an seine schlanke Gestalt. Der junge Wookiee schaute nicht noch einmal zu Kale und Trig auf, selbst dann nicht, als sie sich schließlich umdrehten und weggingen.
Sie waren am anderen Ende des Korridors angelangt, als sie hörten, wie er zu schreien begann.
Trig erstarrte, und sämtliche feinen Härchen auf seinem Rücken kribbelten. Allein das Geräusch genügte, um ihm das Gefühl zu geben, sein ganzer Körper sei mit einer Schicht glitschigen, halb geschmolzenen Eises überzogen. Sein Atem verharrte in der Lunge, unmittelbar unter seiner Kehle gefangen. Die Schreie des Wookiees hielten an -würgende, gequälte Schreie, durchsetzt vom entsetzlichen, geifernden Geräusch von etwas, das fraß.
Die Schreie verstummten, doch die grunzenden Fressgeräusche gingen weiter, gierig und atemlos, schlürfend und kauend. Seine Gedanken kehrten blitzartig zu Aur Myss in der Zelle neben ihrer zurück, zu dem Flüstern und Kichern und dem Gefühl, dass er ihnen gefolgt war.
Aber das ist unmöglich. Myss ist tot. Du hast es selbst gesehen.
»Was ist das?«, flüsterte er.
»Geht uns nichts an.« Kale ergriff seine Hand. »Geh weiter!«
17
TISA
Zaharas letzte Patienten starben in dieser Nacht. Am Ende ging es ganz schnell. Etwa die Hälfte von ihnen waren Menschen gewesen, während die anderen unterschiedlichen fremden Spezies angehörten, aber das machte keinen Unterschied. In ihren letzten Augenblicken waren einige der Nicht-Menschen in ihre Muttersprachen verfallen. Einige hatten ihre Hände umklammert und leidenschaftlich auf sie eingeredet - wenn auch unterbrochen durch unkontrollierbares Husten -, als wäre sie ein Familienmitglied oder jemand, den sie liebten, und sie hatte zugehört und genickt, selbst wenn sie kein einziges Wort verstand.
Auf Rhinnal hatten sie ihr beigebracht, dass der Tod etwas war, an das man sich gewöhnte. Zahara hatte jede Menge Mediziner kennengelernt, die behaupteten, sich damit abgefunden zu haben, und irgendwie waren sie ihr immer irgendwie unheimlich vorgekommen, noch gleichgültiger und mechanischer als die Droiden,
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