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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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verstehen zu können. Womöglich überprüfte er einfach bloß die Diagnosedaten, doch ihn so zu sehen, sorgte dafür, dass sie mit einem Mal unerklärlicherweise traurig wurde. »Batzen!«
    Der 2-1B verharrte und blickte zum Bildschirm auf. »Oh, hallo. Dr. Cody. War der Bioscan erfolgreich?«
    Sie war sich nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. »Ich gehe runter in die Einzelhaft. Können wir uns dort unten treffen?«
    »Ja, natürlich.« Er zögerte. »Dr. Cody?«
    »Ja?«
    »Wie viele überlebende Lebensformen gibt es?«
    »Sechs.«
    »Sechs«, wiederholte der Droide tonlos. »Oh. Ich verstehe.«
    Einen Moment lang schaute er in die Krankenstation voller Leichen zurück, zu all den Patienten, die trotz ihrer Bemühungen während ihrer Schicht gestorben waren, ehe er wieder zum Bildschirm aufblickte. »Nun, ich nehme an, dann treffe ich Sie dort unten.«
    »Wir sehen uns da«, sagte sie und unterbrach die Verbindung.

18
    EINZELHAFT
     
    Zahara verließ die Pilotenstation und fuhr mit dem Turbolift geradewegs in die unterste Inhaftierungsebene des Schiffs hinunter. Sie war nur höchst selten so weit in den Bauch der Sühne abgestiegen. Seit sie hier angefangen hatte, war sie vielleicht zweimal da unten gewesen, um Gefangene zu behandeln, die zu krank oder zu gefährlich gewesen waren, um hoch in die Krankenstation zu kommen. Das Einzige, was noch darunter lag, war die Technik- und Wartungssubebene, das beengte Reich augenloser Wartungsdroiden, die niemals das Tageslicht erblickten.
    Die Lifttüren öffneten sich und entließen sie in einen kargen Gang, in dem freiliegende Drähte von den Tragebalken an der Decke baumelten. Zahara kniff die Augen zusammen und versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Allem Anschein nach funktionierte der Hauptenergieschaltkreis hier unten nicht so gut. Irgendwo über ihr stieß ein Dampfventil zischend einen steten Strom feuchter, ranzig riechender Luft aus, wie der schale Atem eines Patienten im Endstadium. Sie sah nirgends eine Spur des 2-1B und fragte sich, ob sie ohne den Droiden weitergehen sollte oder nicht. Letztlich spielte es keine große Rolle, wenn es keine anderen Überlebenden gab außer ...
    »Oh!«, sagte sie laut, aus ihren Gedanken aufgeschreckt, fiel nach vorn und griff instinktiv nach der klammen Korridorwand, wo ihre Handfläche jedoch abrutschte und sie um ein Haar flach auf ihrem Gesicht landete.
    Sie war über die Leichen der Wachen vor sich gestolpert. Sie zählte fünf, die wie in einem entsetzlichen Gemälde hingestreckt lagen. Alle trugen Schutzanzüge und Atemmasken, nur einer nicht, ein junger Wachmann, den Zahara vor einem Monat oder früher kennengelernt hatte, als er in die Krankenstation gekommen war, um sich über eine unbedeutende Hautreizung zu beklagen. Sie hatte ihn recht sympathisch gefunden und war leicht mit ihm ins Gespräch gekommen. Sie erinnerte sich daran, wie er über seine Frau und Kinder gesprochen hatte, zu Hause auf seinem Heimatplaneten Chandrila.
    Als sie auf seinen Leichnam hinabblickte, sah Zahara. dass er ein Stückchen zusammengerolltes Flimsiplast in der Hand hielt. Sie kniete nieder, um es an sieh zu nehmen, und begann zu lesen.
     
    Kai,
    ich weiß, dass ich dir und den Kindern gesagt habe, ich käme nach dieser Reise nach Hause. Aber das wird nicht geschehen. Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass auf dem Schiff irgendetwas Schlimmes vorgeht. Alle werden krank, und niemand weiß, warum. Inzwischen sind fast alle gestorben. Zuerst dachte ich, mir würde nichts geschehen, aber jetzt sieht es so aus, als hätte ich mich ebenfalls angesteckt.
     
    Es tut mir leid, Kai. Ich weiß, dass es für die Jungs schwer werden wird. Würdest du ihnen bitte sagen, dass ihr Paps sie liebt? Es tut mir so leid, dass sich alles so entwickelt hat, aber sag ihnen, dass ich meine Pflicht so gut wie irgend möglich erfüllt habe und dass ich kein Feigling war und niemals Angst hatte.
     
    Und ich liebe dich von ganzem Herzen.
     
    Am unteren Rand hatte der Wachmann seinen Namen zu schreiben versucht, doch die Buchstaben waren so schief und hilflos - vermutlich aufgrund seiner zitternden Hand -, dass die Unterschrift kaum mehr war als Gekritzel.
    Zahara faltete die Notiz zusammen und schob sie in die Brusttasche ihrer Uniform, neben die Ampulle mit dem Antivirus. Sie durchsuchte die Wache, bis sie seine Schlüsselkarte fand, und wandte sich dem Schild mit der Aufschrift EINZELHAFT zu. Dann blieb sie stehen. Wo steckte Batzen? Sie hatte dem

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