Der Todeskreuzer
und das, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren und ...
Hinter ihm, im Innern des Schachts, regte sich etwas.
Trig drehte sich um.
Er erstarrte.
Wollte schreien.
Das Ding mit dem Sturmtruppen-Helm kroch durch das Rohr auf ihn zu.
Was es im Sinn hatte, daran bestand kein Zweifel. Es bahnte sich seinen Weg nach vorn und starrte ihn durch die seelenlosen Linsen des Helms durchdringend an.
»Nein«, flüsterte Trig. »Das kann doch nicht wahr sein!«
Das Ding kam immer näher, und der viel zu große Helm wackelte auf seinem Kopf, als es weiter vorwärtskroch. Trig schaute wieder über den Rand des Schachts. Er konnte spüren, wie sein ganzer Körper hilflos zitterte. Sein Herz hämmerte so schnell und fest, dass er glaubte, es würde in seiner Brust zerspringen.
Du musst da runter, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Du musst runter auf den Steg klettern! Das ist der einzige Weg. Andernfalls wird dieses Ding, dieses Ding ...
Ich will das nicht! Ich kann das nicht!
Er warf einen Blick zurück zu dem Ding, das auf ihn zukroch. Es neigte den Kopf und krabbelte immer schneller.
Das war der Moment, in dem der Helm herunterfiel.
Trig blinzelte, vorübergehend gelähmt von so gewaltigem Entsetzen und Grauen, dass er tatsächlich vergaß, wo er war und was er hier tat. In dieser Sekunde konnte er das Gesicht, das unter dem Helm zum Vorschein gekommen war, einfach bloß anstarren, das ruinierte Grinsen seines Bruders, eine Hälfte des Gesichts bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, eine einzige Masse glänzenden Fleisches und zertrümmerter Knochen.
Und dann hörte er sich selbst, wie er zu sprechen versuchte, seine Stimme rostig, kaum mehr als ein Flüstern: »Kale?«
Das Ding glotzte ihn an und kroch einfach weiter. »Kale, ich bin's - Trig!«
Das Ding zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass es ihn verstand. Jetzt konnte Trig sehen, wie ihm der Speichel lief. Der Sabber vermischte sich mit Rinnsalen von Blut, die auf seinem Gesicht trockneten. Er konnte es atmen hören, und die Laute erinnerten ihn an die Geräusche der Luft, die durch den Schacht strömte. Das war zu viel. Das hier konnte nicht passieren, und falls es das doch tat, dann bedeutete das, dass er verrückt geworden war, in welchem Fall ...
Das Ding sprang vor und riss ihn direkt an der Kante der Auslassöffnung zu Boden. Trig öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und brach in Tränen aus. Dieses Mal ließ er einfach allem freien Lauf, das raus wollte, Tränen und Rotz und Schluchzer und Geheule - und warum auch nicht? Was für einen Unterschied konnte irgendwas davon jetzt noch machen?
Kales Mund öffnete und schloss sich, und Trig konnte den Tod riechen, der in ihm wohnte, den Tod, dem sein Bruder anheimgefallen war, den Tod, den sein Bruder ihm bereiten würde. Kale würde ihm keine Antwort geben, und er würde nicht aufhören. Trig hatte seinen großen Bruder mehr geliebt als alles andere in der Galaxis, und nicht einmal das spielte jetzt noch eine Rolle.
»Kale?«
Er stieß ein Knurren aus und senkte den Kopf zu Trigs Hals, seine Zähne und Zunge glitten über Trigs Kehle, und heißer Atem sank herab, der wie grässliches, giftiges Moos roch. Kales Hände fühlten sich gleichzeitig heiß und kalt an, das tote Fleisch war klamm, klebrig und zupackend. Er war jetzt auf Trig geklettert und drückte ihn mit seinem gesamten Gewicht nach unten.
Mit einem Schmerzensschrei stieß Trig ihn zurück. Ein glühendheißer Funken von etwas, das er noch nie zuvor verspürt hatte, durchzuckte seine Magengrube und landete in seinem Herzen, und in ihm erlosch ein Licht, gefolgt von der trostlosen Erkenntnis dessen, was gleich geschehen würde. Es war wie eine Geschichte, die er bereits gelesen hatte, deren Ende geschrieben worden war, lange bevor er auch nur die Chance hatte, etwas dagegen zu unternehmen.
Pass auf deinen Bruder auf!
»Kale, es tut mir leid.«
Als sich Kale abermals auf ihn stürzte, jetzt von noch größerer Gier erfüllt, streckte Trig sein Bein unter den Rumpf seines Bruders und riss das Knie nach oben, um den Körper seines Bruders für einen Moment von sich zu wuchten. Er schleuderte Kale beiseite, wand sich herum, packte seinen Bruder an den Handgelenken und wuchtete ihn rückwärts zur Kante des Luftschachts.
Dann stieß er ihn über den Rand.
40
ERWACHEN
Kale fiel ohne einen Laut von sich zu geben.
Trig verfolgte, wie er stürzte, kleiner wurde, eine verlorene Träne in der Leere. Als das Halbdunkel ihn verschluckte, die
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