Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
passende Schränke und staubigen Edelstahl. Die linke Seite der Halle wird von einem einzelnen großen Raum beherrscht – kein klassisches Wohnzimmer, sondern ein Treffpunkt, wo man sich unterhalten kann. Zehn Leute könnten sich in diesem Raum bewegen, ohne sich anzurempeln. Zwanzig, wenn sie nichts gegen ein bisschen mehr Nähe haben. Auch hier Kirschholzboden.
Hinter diesem Zimmer schließt sich ein weiterer offener Raum an, der rechts an die Küche grenzt und in das eigentliche Wohnzimmer führt, wo der Teppichboden beginnt. Er ist von satter dunkelbrauner Farbe. Ich trete näher, um einen besseren Blick darauf zu werfen, und lächle ein trauriges Lächeln. Das Braun passt zum Rest der Einrichtung, angefangen bei der Farbe der Wände bis hin zum Mobiliar. Eingerichtet von einer toten Künstlerin mit einem instinktiven Verständnis für Farben.
Links vom Wohnzimmer führt ein Flur in die anderen Bereiche des Hauses. Zur Rechten, hinter einem großen und äußerst gemütlich aussehenden Sofa, befinden sich zwei Schiebeglastüren, die in einen weitläufigen, ummauerten Garten führen.
Auf dem Haus lastet eine bedrückende Stille.
»Fühlt sich an wie ein Grab«, murmelt Barry und spricht damit aus, was ich empfinde.
»Es ist ein Grab«, sage ich und drehe mich zu Alan um. »Gehen wir Schritt für Schritt vor.«
Er klappt die Ermittlungsakte auf – die erstaunlich dünn ist, wie mir auffällt –, und liest: »keine Spuren von gewaltsamem Zutritt. Der Eindringling hatte möglicherweise Nachschlüssel. Die herbeigerufenen Officer Santos und Jones haben das Haus durch die Schiebetür zum Garten auf der Rückseite betreten. Die Leichen von Mr. und Mrs. Langstrom lagen gleich hier unten im Wohnzimmer.« Er nickt in Richtung der Stelle.
Wir sehen sie uns genauer an.
»Es stimmt tatsächlich«, murmle ich. »Seit der Spurensicherung war niemand mehr in diesem Haus.«
Ein kleines Stück vom braunen Teppich ist verschwunden, herausgeschnitten von der Spurensicherung wegen der Blutspuren darauf. Sie haben nur mitgenommen, was sie zu benötigen geglaubt haben; überall sind noch dunkle Flecken zu sehen, selbst auf dem Sofa und an der Wand. Kopfschüsse sind eine hässliche Sache.
»Mr. und Mrs. Langstrom waren nackt. Er wurde mit dem Gesicht nach unten gefunden. Mrs. Langstrom lag auf dem Rücken, mit dem Kopf genau an der Stelle, wo das Stück Teppich fehlt.«
Ich schaue nach unten, stelle mir das Bild vor.
»Der Pathologe hat vor Ort festgestellt, dass Mr. Langstroms Augen petechiale Hämorrhagien aufwiesen, und dass die Blutergüsse um den Hals herum mit einer Strangulation konsistent sind. Die Autopsie hat dies bestätigt.«
»Wurde Mrs. Langstrom ebenfalls obduziert?«
Weil es scheinbar Selbstmord gewesen ist, war möglicherweise keine Autopsie vorgenommen worden.
»Ja, auch ihr Leichnam wurde obduziert.«
»Mit welchem Ergebnis?«
»Die Leichenflecken haben bestätigt, dass die Langstroms nach dem Tod nicht mehr bewegt wurden. Sie starben, wo und wie sie gefunden wurden. Nach den gemessenen Körpertemperaturen trat der Tod gegen fünf Uhr morgens ein.«
»Das ist eigenartig«, sagt Barry.
Ich sehe ihn an. »Was?«
»Der geschätzte Todeszeitpunkt ist fünf Uhr morgens. Die Polizei wurde erst Stunden später gerufen. Was für eine Waffe hat Mrs. Langstrom benutzt?«
Alan muss nicht in die Akte sehen. Er hat bereits über die Frage nachgedacht, die Barry ihm stellt. »Eine Neunmillimeter.«
»Laut«, sagt Barry. »Verdammt laut. Sie hat den Hund erschossen und sich selbst. Warum hat niemand die Schüsse gehört?«
»Die gleiche Frage hat Cathy Jones gestellt«, sagt Callie.
»Schlampig.« Alan schüttelt verärgert den Kopf.
Er meint die Ermittlungsarbeiten der Polizei von damals. Alan hat zehn Jahre beim Morddezernat in L.A. gearbeitet, bevor er zum FBI gekommen ist, und er war bekannt für seine Aufmerksamkeit für Details und seine beharrliche Weigerung, voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen. Alan hätte an den Lärm der Schüsse gedacht, hätte er damals in diesem Fall ermittelt.
»Weiter«, sage ich zu ihm.
»Sarah wurde im Haus gefunden. Sie war in einem katatonischen Schock. In den Akten steht kein Wort von Verbrennungen an der Hand.« Er schaut mich mit bedeutungsvollem Blick an. »Als wir sie im Krankenhaus besucht haben, habe ich nachgesehen. Sie hat eine kleine Narbe dort.« Wieder spiegeltsich Verärgerung auf seinem Gesicht. »Noch mehr Schlamperei. Sie haben überhaupt nichts
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