Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Soldaten müssen töten. SWAT-Scharfschützen müssen töten.« Sie nickt in meine Richtung. » Sie müssen töten. Also, was machen wir, was machen wir. Probleme, Probleme. Die Antwort lautet: Wir sagen uns, dass die Personen, die wir töten müssen, anders sind. Sie sind nicht wie wir. Vielleicht sind sie nicht einmal richtig menschlich. Und wenn das erst geschehen ist, fällt es ein ganzes Stück leichter zu töten, das können Sie mir glauben. Das Militär und die Psychologen wissen das seit langem.« Ein weiteres forsches Grinsen, doch diesmal reicht es nicht bis zu den Augen. Ich schätze, sie tut es absichtlich, um mir den Killer zu zeigen, der sich hinter dieser Fassade verbirgt. »Ich bin keine Psychopathin. Mir geht keiner ab, wenn ich Leute aus dem Weg räume. Ich bin nicht aus dem Stoff, mit dem die Ketten unserer Panzer geschmiedet werden.« Sie lacht, als wäre dieser Spruch das Albernste, das sie je gehört hat. Ho, ho, ho. »Nein, nichts dergleichen. Es ist nur so, dass es mir leichtfällt, den Feind zu sehen und zu erkennen, und sobald das geschehen ist, gehört er nicht mehr zu meinem Club, wenn Sie verstehen.«
»Ja«, sage ich. »Ich verstehe.«
»Cool.« Der Frachtzug namens Kirby rauscht weiter. Sie redet in Wellen, auf eine Weise, die es unmöglich macht, ein Wort einzuwerfen, ohne sie zu unterbrechen. »Was meinen Lebenslauf betrifft, ich hab einen Abschluss in Psychologie und spreche fließend Spanisch. Ich war fünf Jahre bei der CIAund sechs Jahre bei der NSA. Ich habe eine Menge Zeit in Zentral- und Südamerika verbracht und dort … nun ja, Aufträge erledigt.« Ein weiteres verschwörerisches Zwinkern. Diesmal jagt es mir einen Schauer über den Rücken. »Irgendwann wurde es langweilig, und ich hörte auf. Meine Güte, das war vielleicht schwierig. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen … Diese Geheimdiensttypen nehmen sich selbst viel zu ernst. Sie wollten mich nicht gehen lassen.« Sie lächelt erneut, und erneut erreicht das Lächeln ihre Augen nicht. »Tja, da hab ich sie dann überzeugt.«
Alan hebt eine Augenbraue, doch er sagt nichts.
»Wo war ich stehen geblieben? Ach ja … ich kündigte also und verbrachte ein paar Monate damit, alte Rechnungen zu begleichen. Ein paar ziemlich lästige Typen aus meiner Zeit in Mittelamerika klebten mir an den Hacken. Sie dachten, ich würde immer noch für die NSA arbeiten.« Sie verdreht gutmütig die Augen. »Manche Männer lernen einfach nie, was das Wort Nein bedeutet. Es war verdammt lästig. Fast hätte ich endgültig die Nase voll gehabt von Latino-Typen – aber nicht ganz.« Sie lacht, und ich muss wider Willen grinsen angesichts dieses gefährlichen Kobolds von einer Frau. »Danach hab ich ungefähr sechs Monate am Strand ausgespannt, bis ich mich noch mehr langweilte und mir sagte, dass es vielleicht ganz witzig wäre, im privaten Sektor weiterzuarbeiten. Es wird wesentlich besser bezahlt, glauben Sie mir. Ich räume immer noch hin und wieder Leute aus dem Weg, und zwischen den Aufträgen kann ich an den Strand und entspannen.« Sie breitet die Arme in einer umfassenden Geste aus. »Und das ist die Geschichte von der kleinen Kirby Mitchell.« Sie beugt sich vor. »Jetzt lassen Sie mal hören, was es mit dem Klienten auf sich hat und was für ein Kuckucksvogel das ist, der es auf sie abgesehen hat.«
Mit einem letzten Blick zu Alan, der unmerklich mit den Schultern zuckt, wende ich mich Kirby Mitchell zu undberichte, was wir inzwischen über Sarah Langstrom und den Künstler herausgefunden haben. Kirby lässt mich nicht aus den Leopardenaugen, während ich rede. Sie lauscht konzentriert und nickt an den richtigen Stellen, lässt mich wissen, dass sie versteht, was ich sage.
Als ich fertig bin, lehnt sie sich nachdenklich zurück und trommelt mit den Fingern auf den Armlehnen. Dann lächelt sie.
»Okay. Ich denke, so weit ist alles klar.« Sie blickt Alan an. »Wie sieht es aus, großer Mann? Was halten Sie davon, mich bei sich zu Hause zu haben?« Ein weiterer verspielter Boxhieb gegen den Arm. »Wichtiger noch, was wird Ihre Frau dazu sagen?«
Alan antwortet nicht sofort. Er mustert Kirby mit nachdenklichem Blick. Sie zuckt nicht mit der Wimper.
»Sie beschützen meine Frau und das Mädchen?«
»Mit meinem Leben. Obwohl … meine Güte, ich hoffe sehr, dass es nicht dazu kommt.«
»Wie sind Sie in Ihrem Job?«
»Nicht die Beste auf der Welt, aber verdammt nahe dran.« Endlose Zuversicht, der ewig optimistische
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