Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
Vom Netzwerk:
Nieseln, aber es ist immer Regen.
    Vor einiger Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich meine Arbeit nicht liebe. Es ist nicht so, dass ich sie hasse, beileibe nicht. Aber ich kann meinen Job nicht lieben. Ich tue ihn, weil jemand ihn tun muss, und weil diese Arbeit mir im Blut liegt. Gut, böse – egal. Man tut es, weil man keine Wahl hat.
    Was nicht ganz stimmt. Nicht mehr, jedenfalls. Du hast eine Wahl, nicht wahr? Vielleicht scheint ja in Quantico häuf iger die Sonne?
    Trotzdem.
    Ich parke den Wagen hinter dem Krankenhaus und renne durch den Regen zum Eingang, entschlossen, es schnell hinter mich zu bringen. Es ist fast sieben Uhr, und ich spüre das Verlangen nach einer starken Dosis Bonnie und Elaina. Ein bisschen Sonnenschein.
    Als ich vor dem Zimmer eintreffe, sitzt Kirby auf einem Sessel neben der Tür und liest in einer klatschillustrierten. Beim Klang meiner Schritte blickt sie auf. Für einen Moment blitzen die Raubtieraugen; dann verbirgt sie den Panther hinter einem Zwinkern und einem freundlichen Lächeln.
    »Hi, Boss«, sagt sie.
    »Hallo, Kirby. Wie geht es ihr?«
    »Ich hab mich ihr selbst vorgestellt. Ich musste ganz schön auf sie einreden, das kann ich Ihnen sagen. Sie wollte sicher sein, dass ich jemanden erschießen kann. Ich musste sie überzeugen oder gehen. Ich konnte sie überzeugen.«
    »Okay.«
    »Gut« oder »Großartig« erscheint mir nicht angemessen.
    »Dieses Mädchen ist total schrill im Kopf, Smoky Barrett«, sagt Kirby leise. In ihrer Stimme schwingt so etwas wie Bedauern. Es ist ein neuer Klang, und ich sehe Kirby mit einem Mal in anderem Licht.
    Kirby scheint es zu spüren. Sie lächelt und zuckt die Schultern. »Ich mag sie.« Sie wendet sich wieder ihrer Illustrierten zu. »Gehen Sie rein. Ich muss unbedingt rausfinden, was mit Prinz William ist. Ich würde mich sofort auf seinen königlichen Körper stürzen, wenn ich eine Chance hätte.«
    Ich muss grinsen. Dann öffne ich die Tür und betrete das Krankenzimmer. Sarah liegt in ihrem Bett und starrt durchs Fenster nach draußen. Ich sehe keine Bücher, und der Fernseher ist aus. Ich frage mich, ob sie den ganzen Tag nur daliegtund aus dem Fenster starrt und die Autos auf dem Parkplatz beobachtet. Als sie mich hört, wendet sie sich zu mir um.
    »Hi«, sagt sie und lächelt.
    »Selber hi.« Ich erwidere ihr Lächeln.
    Sarah hat ein nettes Lächeln. Es ist nicht so rein, wie es sein sollte – dazu hat sie zu viel durchgemacht –, doch es gibt mir Hoffnung. Es zeigt mir, dass sie innerlich noch immer sie selbst ist.
    Ich ziehe einen Stuhl zu ihrem Bett und setze mich.
    »Und?«, frage ich. »Was hältst du von Kirby?«
    »Sie ist irgendwie anders.«
    Ich muss lächeln. Es ist eine kurze, aber perfekte Beschreibung.
    »Magst du sie?«
    »Ich glaub schon. Ja, doch. Ich mag, dass sie vor nichts Angst hat. Und dass sie diese Dinge tut. Sie wissen schon. Gefährliche Dinge. Sie hat mir gesagt, dass ich mich nicht schuldig fühlen soll, wenn sie getötet wird.«
    Das reicht, um mir das Lächeln zu vergällen.
    »Ja. Sicher. Sie wird dich beschützen, Sarah. Genauso wie die Leute, die dich ab morgen bei sich in ihrem Haus aufnehmen werden.«
    Sie runzelt die Stirn. »Nein. Keine Pflegeeltern. Ich muss in ein Heim zurück. In einem Heim bringt er keine Menschen um.«
    Stimmt. Bis jetzt jedenfalls. »Weißt du, warum das so ist, Sarah?«
    »Vielleicht. Ich glaube, es liegt daran, dass mir in einem Heim alle egal sind. Und weil er weiß, dass das Leben in einem Heim schlimm ist. Es ist scheiße in einem Heim. Als Mädchen wird man geschlagen und belästigt und …« Sie winkt ab. »Sie wissen, was ich meine. Ich glaube, es reicht ihm, wenn er weiß, dass ich wegen ihm in einem Heim bin.«
    »Ich verstehe.«
    Ich schweige für einen Moment, während ich nachdenke. Ich suche nach den geeigneten Worten, weil mir gerade erst klar wird, wie ich selbst in dieser Sache empfinde. Ich liebe Elaina. Und Bonnie ist bei Elaina, während ich arbeite. Ein nicht eben kleiner und ziemlich selbstsüchtiger Teil von mir sagt: Ja! Ganz genau! Du musst in ein Heim, nicht zu Pflegeeltern. Weil immer wieder Menschen in deiner nächsten Nähe sterben.
    Dann aber spüre ich, wie Sturheit sich in mir ausbreitet. Die gleiche Art von Sturheit, die mich bereits daran gehindert hat, aus dem Haus auszuziehen, in dem ich vergewaltigt wurde und in dem meine Familie gestorben ist.
    »Du darfst dich nicht von deiner Angst leiten lassen«, sage ich zu Sarah. »Und du

Weitere Kostenlose Bücher