Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
dann, wenn ich nichts dagegen habe, oder wie?«
Ihr Lächeln ist sanft. Ich erwidere es und streichle ihre Wange.
»Das ist eine tolle Idee.«
Die Vorsicht verschwindet aus ihrem Lächeln. Das Strahlen arbeitet sich bis in meine tiefsten Winkel vor.
Sie deutet auf den Fernseher und sieht mich fragend an. Sie hat den Cartoon Channel gesehen.
Möchtest du mit mir zusammen fernsehen? , fragt sie.
Das scheint mir eine gute Idee zu sein.
»Darauf kannst du wetten!«
Ich breite die Arme aus, damit sie sich hineinkuscheln kann, und wir sehen gemeinsam fern, während ich versuche, mich in ihrem Sonnenschein zu baden und darauf hoffe, dass er stark genug ist, den Regen aus mir zu vertreiben.
Sei der Kaktus , denke ich. Wir haben die Sonne. Zur Hölle mit dem Sand.
KAPITEL 47
Es ist Morgen, und ich versuche Sarah zu beruhigen.
Sie hat Elaina kennengelernt, und in ihrem Gesicht sind neue Angst und neues Entsetzen zu erkennen. Sie weicht rückwärts zur Tür.
»Nein!«, sagt sie, die Augen weit und glänzend vor unterdrückten Tränen. »Auf keinen Fall. Nicht hier.«
Ich begreife, was sie damit meint. Sie hat die Güte und Liebe Elainas gesehen, hat sie binnen eines Sekundenbruchteils erkannt, und sie sieht Desiree und ihre Mutter vor dem inneren Auge und weiß, was kommen wird.
»Sarah. Liebes. Sieh mich an«, sage ich mit beruhigender Stimme.
Sie reagiert nicht. Starrt Elaina an.
»Nein. Auf keinen Fall. Ich will nicht dafür verantwortlich sein.«
Elaina tritt vor. Sie schiebt mich zur Seite. Der Ausdruck in ihrem Gesicht ist eine Mischung aus Mitgefühl und Schmerz. Als sie spricht, klingt ihre Stimme sanft, unendlich sanft.
»Sarah. Ich möchte, dass du hier bist. Hörst du mir zu? Ich kenne das Risiko, und ich will, dass du hier bei uns bist.«
Sarah starrt Elaina unablässig an. Sie spricht nicht mehr, doch sie schüttelt den Kopf, hin und her, hin und her, hin und her.
Elaina deutet auf ihre Glatze.
»Siehst du das?«, fragt sie. »Das war Krebs. Ich habe den Krebs besiegt. Und weißt du was noch? Vor sechs Monaten kam ein Mann in dieses Haus und nahm mich und Bonnie als Geisel. Er wollte uns töten, aber wir haben auch ihn besiegt.« Sie deutet auf uns alle – Alan, mich, Bonnie, auf sich selbst. »Wir haben ihn gemeinsam besiegt.«
»Nein!«, stöhnt Sarah.
Jetzt ist es Bonnie, die vortritt. Sie blickt zu mir auf, deutet auf sich, und ich runzle verblüfft die Stirn, versuche zubegreifen. Sie deutet erneut auf sich. Dann auf Sarah. Alle sehen ihr zu, atemlos, wie versteinert. Es dauert einen Moment, dann verstehe ich.
»Du möchtest, dass ich ihr von dir erzähle?«
Ein Nicken.
»Bist du sicher?«
Ein Nicken.
Ich wende mich zu Sarah. »Bonnies Mutter Annie war meine beste Freundin. Ein Mann – der gleiche, der später versucht hat, Elaina und Bonnie zu töten – brachte Annie vor Bonnies Augen um. Anschließend fesselte er Bonnie an ihre tote Mutter. Sie war drei Tage lang an den Leichnam gefesselt, bis ich sie gefunden habe.«
Sarah starrt Bonnie an.
»Weißt du, wo der Kerl jetzt ist?«, fragt Alan. »Er ist tot. Wir leben noch. Wir alle haben schlimme Dinge erlebt, Sarah. Du musst keine Angst um uns haben – wir sind es, die sich um dich sorgen. Lass uns die Verantwortung tragen. Das hier ist mein Haus, und ich möchte, dass du hier wohnst.«
Ich spüre, wie sie zwar nicht nachgibt, doch wie die Sehnsucht in ihr wächst. Bonnie ist es dann, die den Abgrund als Erste überbrückt. Sie geht zu Sarah und nimmt ihre Hand. Der Augenblick dauert an, und wir warten geduldig.
Schließlich sinken Sarahs Schultern herab.
Sie sagt nichts. Sie nickt nur. Ich fühle mich an Bonnie erinnert, und noch während ich diesem Gedanken nachhänge, blickt meine Pflegetochter mich an und lächelt traurig.
»Vergessen wir nicht, dass ich auch noch da bin«, sagt Kirby Mitchell, die nicht länger schweigen kann. »Ich bin da, und ich bin gewappnet für den Kampf gegen das Monster. Für den Kampf gegen ein riesiges Mutantenmonster.« Sie lächelt, zeigt ihre weißen Zähne und das Flackern ihrer Leopardenaugen. »Wenn der Vogel sich hier zeigt, werde ich ihm die Federn rupfen.«Heute Morgen gibt es keinen frisch gemahlenen Kaffee, doch wenigstens hat es aufgehört zu regnen.
Alle sind im Großraumbüro versammelt und sehen mich an. Niemand wirkt so frisch und ausgeruht wie gestern. Nicht einmal Callie. Sie ist makellos und schön wie immer, doch ihre Augen sind rotgerändert vor
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