Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Igitt.«
Callie fixiert Kirby mit ungläubigem Blick. »Wie kannst du es wagen, meine religiösen Überzeugungen zu kritisieren?«
Witzig wie immer, doch ihre Stimme klingt ein wenig gequält in meinen Ohren. Ich sehe genauer hin, und tatsächlich, Callie ist blass geworden. Zum ersten Mal glaube ich zu begreifen, wie schwer dieser Kampf für sie sein muss. Der Schmerz hört niemals auf, und Callie bekämpft ihn, doch sie zahlt einen hohen Preis.
Es ist eigenartig. Von all den schlimmen Dingen, die inletzter Zeit passiert sind oder von denen ich in Sarahs Tagebuch gelesen habe, trifft mich dies am stärksten: Die Vorstellung, dass Callie am Ende ihren Kampf verlieren könnte.
Ich gehe ins Schlafzimmer. Sarah hat aufgehört zu zittern, doch sie sieht furchtbar aus. Wie auch immer sie all die Jahre überstanden hat, woher auch immer sie die Kraft genommen hat – es ist vorbei. Nicht mehr lange, und Sarah zerbricht. Elaina streichelt ihr übers Haar, während Bonnie ihr die Hand hält.
Ich sage ihnen, wozu wir uns entschlossen haben. In Sarahs Augen erscheint ein Hauch von Leben.
»Wird es funktionieren?«, fragt sie.
»Ich glaub schon.«
Sie sieht mich an, schaut mich zum ersten Mal richtig an.
»Smoky …« Sie stockt. Beginnt von vorn. »Smoky, was immer auch passiert, lassen Sie nicht zu, dass er Ihnen oder sonst jemandem etwas tut. Selbst wenn es bedeutet, dass nicht … dass nicht alles so endet, wie ich es gerne hätte. Ich kann keine weitere Verantwortung mehr tragen. Ich kann nicht mehr.«
»Du bist nicht verantwortlich, Sarah. Entspann dich. Jetzt ist es unsere Aufgabe. Jetzt tragen wir die Verantwortung.«
Sie blickt zur Seite, und ich weiß, dass sie nichts mehr sagen wird. Bonnie wirft mir einen bedeutungsschweren Blick zu.
Sei vorsichtig , sagt dieser Blick.
Ich lächle.
»Bin ich doch immer.«
Elaina nickt mir zu, kahlköpfig und schön; dann wendet sie sich wieder Sarah zu. Wenn jemand die Seele dieses Mädchens wiederbeleben kann, dann ist es Elaina.
Kirby erscheint an der Tür. »Sind wir so weit?«, fragt sie forsch wie eh und je.
Eigentlich nicht , denke ich. Aber wir müssen es trotzdem versuchen.
KAPITEL 56
Jedes FBI -Büro hat sein eigenes Sondereinsatzkommando. Genau wie die Teams der Polizei verbringen diese SWAT -Teams jede Arbeitsstunde mit Training, es sei denn, sie sind im Einsatz. Sie halten sich auf den Punkt fit, und sie sehen auch so aus.
Der Chef des SWAT -Teams ist ein Agent namens Brady. Ich kenne ihn nicht mit Vornamen – für mich ist er nur Brady. Er ist Mitte vierzig und trägt das dunkle Haar militärisch kurz. Brady ist sehr groß, gut eins neunzig, und von professioneller Liebenswürdigkeit, die weder freundlich noch unfreundlich ist. Ihm die Hand zu schütteln ist so, als würde man einer in Stein gehauenen Figur die Hand schütteln.
»Das ist Ihre Show, Agentin Barrett«, sagt er. »Sagen Sie uns nur, was Sie brauchen.«
Wir befinden uns im Konferenzzimmer in der Etage unter meinem Büro. Alle sind anwesend, und alle blicken grimmig – mit Ausnahme von Kirby. Sie starrt die sechs Mann des SWAT -Teams hungrig an, als wären sie ein leckeres Dessert, das nur auf sie wartet.
»Gustavo Cabrera«, sage ich und lasse ein großformatiges Foto auf den Tisch fallen. »Achtunddreißig Jahre alt, wohnt in einem Haus in den Hollywood Hills. Großes, altes Gebäude auf einem Grundstück von zehntausend Quadratmetern.«
Einer der Männer des SWAT -Teams stößt einen Pfiff aus. »Das ist ’ne hübsche Stange Geld wert.«
»Wir haben Karten von der Gegend, und wir haben Pläne vom Haus.« Ich lasse beides neben das Foto auf den Tisch fallen. »Und nun der knackpunkt. Wir brauchen Cabrera lebend. Wir sind ziemlich sicher, dass er den Befehl hat, sich erschießen zu lassen. Wahrscheinlich besitzt er ein beeindruckendes Waffenarsenal, und er wird den Auftrag haben, es zu benutzen.«
»Na toll«, sagt Brady.
»Darüber hinaus muss es auch auf unserer Seite authentischaussehen. Wir wollen Cabrera auf keinen Fall töten, aber wir wollen, dass der Künstler denkt, wir hätten ihn getötet.«
»Wie sollen wir das anstellen?«, fragt Brady. »Ohne uns dabei in Stücke schießen zu lassen?«
»Ablenkung, Jungs«, sagt Kirby und tritt vor. »Ablenkung.«
»Wer zur Hölle sind Sie?«
»Eine Blondine mit einer Kanone«, sagt sie mit breitem kalifornischem Dialekt, eine überraschend gute Imitation von Brady selbst.
»Ohne Sie beleidigen zu wollen, Ma’am!«, ruft
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