Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
damit er mehr Zeit mit ihr verbringen könne. Seitdem hat er nicht wieder darüber gesprochen, und ich habe ihn nicht dazu gedrängt, doch ich bin mir stets der Tatsache bewusst, dass ich Alan verlieren könnte.
Callie schluckt Schmerzmittel und Alan denkt ans Aufhören. Vielleicht solltest du wirklich nach Quantico gehen. Sollen sie das Team doch neu aufbauen.
»Da ist sie«, höre ich Alan in diesem Moment sagen.
Ich mach mich daran, die verschiedenen Reaktionen auf den Anblick meines Gesichts zu katalogisieren, gebe es aber rasch wieder auf. Nehmt es oder lasst es, Jungs.
Einer der Männer tritt vor und streckt die Hand aus, um mich zu begrüßen. Die andere Hand hält eine MP5 Maschinenpistole. Er ist in SWAT-Montur gekleidet – Körperpanzer, Helm, Stiefel. »Luke Dawes«, stellt er sich vor. »SWAT-Commander. Danke, dass Sie gekommen sind.«
»Kein Problem«, erwidere ich und deute auf Alan. »Haben Sie was dagegen, wenn ich mich von meinem Mitarbeiter über den Stand der Dinge informieren lasse? Soll keine Beleidigung sein.«
»Kein Problem, Ma’am.«
Ich wende mich Alan zu und verdränge die inneren Stimmen aus meinem Kopf, um mich ganz auf das Naheliegende zu konzentrieren. »Schieß los«, sage ich.
»Vor etwa einer Stunde ging ein Notruf von einemNachbarn ein, einem Witwer namens Jenkins. Er sagte, dass das Mädchen, Sarah Kingsley, im Schlafanzug und voller Blut in den Vorgarten gestolpert wäre.«
»Woher wusste er, dass sie in seinem Vorgarten war?«
»Sein Wohnzimmer ist auf der Vorderseite des Hauses, und er lässt die Vorhänge immer offen, bis er zu Bett geht. Er hat vor dem Fernseher gesessen und das Mädchen aus dem Augenwinkel bemerkt.«
»Okay. Weiter.«
»Jenkins war geschockt, brachte aber wenigstens den Mut auf, nach draußen zu gehen und nachzusehen, was für ein Problem es gab. Er sagt, das Mädchen sei durcheinander gewesen … unkonzentriert , hat er gesagt, und habe gemurmelt, ihre Familie sei ermordet worden. Er habe versucht, sie in sein Haus zu holen, doch das Mädchen habe geschrien und sei davongelaufen, zurück ins Haus ihrer Eltern.«
»Ich nehme an, dieser Jenkins war klug genug, ihr nicht zu folgen?«
»Ja. Sein Heldenmut reichte nur bis in den eigenen Vorgarten. Er rannte ins Haus zurück und rief die Polizei. Zufällig war ein Streifenwagen in der Nähe, also sind sie hergekommen, um die Sachlage zu überprüfen. Die beiden Beamten«, er liest die Namen von seinem Notizblock ab, »Sims und Butler, steigen aus und werfen einen Blick ins Haus – die Vordertür stand sperrangelweit offen. Sie versuchen, das Mädchen zum Rauskommen zu bewegen. Sie reagiert nicht. Sims und Butler sprechen die Sache kurz durch und beschließen, ins Haus zu gehen, um das Mädchen zu holen. Nicht ungefährlich, aber sie sind keine Anfänger, und sie machen sich Sorgen um das Mädchen.«
»Verständlich«, sage ich. »Sind Sims und Butler immer noch hier?«
»Ja.«
»Erzähl weiter.«
»Sie betreten das Haus und finden ein verdammtes Blutbad vor.«
»Warst du drin?«, unterbreche ich ihn.
»Nein. Niemand war im Haus, seit das Mädchen die Waffe in der Hand hat. Jedenfalls, Sims und Butler gehen rein, und es ist offensichtlich, dass irgendwas passiert sein muss, und erst vor kurzer Zeit. Zu unserem Glück hatten Sims und Butler schon früher mit Mordschauplätzen zu tun, also verlieren sie nicht den Kopf. Sie machen einen großen Bogen um alles, das nach Beweis aussieht.«
»Gut.«
»Ja. Sie hören Geräusche im ersten Stock und rufen nach dem Mädchen. Keine Antwort. Sie gehen die Treppe rauf und finden sie im Elternschlafzimmer, zusammen mit drei Leichen. Sie hat eine Waffe.« Alan schaut auf seine Notizen. »Eine Neunmillimeter, vermuten Sims und Butler. Von nun an ändert sich die Situation. Die beiden glauben, das Mädchen wäre vielleicht verantwortlich für das Blutbad. Sie richten ihre Revolver auf sie und sagen ihr, sie solle ihre Waffe fallen lassen. Stattdessen setzt sie sich die Mündung an den Kopf.«
»Und das ändert noch einmal alles.«
»Richtig. Sie weint und schreit die Beamten an: ›Ich will mit Smoky Barrett reden, oder ich bring mich um.‹ Genau diese Worte. Sims und Butler versuchen das Mädchen zu beruhigen, doch als sie die Waffe auf sie richtet, geben sie auf. Sie melden den Vorfall und informieren uns …« Er breitet die Arme aus und deutet auf die überwältigende Präsenz von Gesetzesbeamten ringsum. »Und da sind wir.« Er nickt in Richtung des
Weitere Kostenlose Bücher