Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
einen nach dem anderen … ergibt das einen Sinn?«
»Nein«, sagt Barry. »Sie hätten sich gewehrt. Wie hat er das gemacht?«
»Ockhams Rasiermesser«, sage ich. »Die einfachste Antwort: Sie haben sich nicht gewehrt.«
Barry runzelt verblüfft die Stirn; dann klärt sich seine Miene, und er nickt. »Richtig«, sagt er. »Sie waren außer Gefecht. Vielleicht betäubt.« Er schreibt eine weitere Notiz in seinen Block. »Ich lasse das Labor bei der Autopsie danach suchen.«
»Wenn das stimmt«, sage ich, »wenn sie wirklich betäubt wurden, musste er drei Körper tragen, einschließlich dem Opfer, das er unten im Haus umgebracht hat.« Ich sehe Barry an. »Was würden Sie sagen, wie groß war Mr. Kingsley? Eins fünfundachtzig?«
»Eher eins neunzig«, sagt Barry. »Und fünfundachtzig bis neunzig Kilo schwer.«
Ich stoße einen leisen Pfiff aus. »Er hätte Kingsley in die Badewanne wuchten müssen, als dieser betäubt war …« Ich schüttle den Kopf. »Unser Freund ist entweder groß oder stark oder beides.«
»Immerhin«, sagt Barry. »Wir suchen schon mal nicht nach einem kleinen, schmächtigen Burschen.«
»Es könnten natürlich auch zwei gewesen sein«, sagt Callie und sieht mich an. »Wir hatten es schon häufiger mit Pärchen oder Teams zu tun.«
Sie hat recht. Gemeinschaftlich begangene Morde sind nicht ungewöhnlich. Mein Team und ich haben schon mehr als ein perverses Kaffeekränzchen gejagt.
»Keine sichtbaren Hinweise auf sexuelle Misshandlungen«, bemerkt Barry. »Aber das bedeutet noch nicht viel. Wir können nichts mit Bestimmtheit sagen, bevor die Gerichtsmedizin sich die Leichen nicht ganz genau angeschaut hat.«
»Sie sollen zuerst den Jungen untersuchen«, sage ich.
Barry sieht mich mit erhobener Augenbraue an.
»Er wurde nicht ausgeweidet.« Ich deute auf die Leiche von Michael Kingsley. »Und er ist sauber. Ich würde sagen, der Killer hat ihn gewaschen, post mortem. Es sieht so aus, als hätte er ihm auch die Haare gekämmt. Vielleicht war es kein Sexualmord – aber hier ging irgendetwas vor. Der Täter war nicht so wütend auf Michael. Aber warum?«
»Gute Frage«, sagt Barry und schreibt eifrig mit.
Ich sehe mich im Zimmer um, betrachte die Blutspuren an den Wänden und der Decke. An manchen Stellen sehen sie aus wie Spritzer, als hätte ein Künstler rote Farbe aus einer Dose auf eine leere Leinwand geschleudert. Doch ich erkenne Feinheiten. Schnörkel und Symbole. Streifen. Das Offensichtlichste aber ist: Das Blut ist überall.
»Das Blut ist der Schlüssel zu ihm«, murmle ich. »Und zu dem Ausweiden. Es gibt keinerlei Hinweise auf Folterung, bei keinem der Opfer, und der Killer hat sie ausbluten lassen, bevor er sie aufgeschnitten hat. Ihr Schmerz war ihm nicht so wichtig. Er wollte, was in ihnen war. Insbesondere ihr Blut.«
»Warum?«, fragt Barry.
»Kann ich noch nicht sagen. Es gibt zu viele mögliche Muster. Blut ist Leben … man kann Blut trinken, man kann es benutzen, um die Zukunft vorherzusagen. Suchen Sie sich aus, was Sie wollen. Aber es ist wichtig.« Ich schüttle den Kopf. »Eigenartig.«
»Was?«
»Alles, was ich bisher gesehen habe, deutet auf einen desorganisierten Täter. Die Verstümmelungen, die Malereien mit Blut. Desorganisierte Täter sind chaotisch. Sie können nichtvorausplanen und verfangen sich immer wieder im Augenblick. Sie verlieren die Kontrolle und …«
»Und?«
»Wie kommt es, dass der Junge nicht aufgeschlitzt wurde, und wieso ist Sarah noch am Leben? Es passt nicht zusammen.«
Barry sieht mich nachdenklich an. Zuckt die Schultern.
»Gehen wir in ihr Zimmer«, sagt er. »Vielleicht finden wir dort ein paar Antworten.«
KAPITEL 11
»Wow!«, sagt Callie.
Sie hat zwei Gründe für diesen Ausruf.
Erstens – und sehr offensichtlich – die Worte an der nackten Wand neben dem Bett.
»Ist das Blut?«, fragt Barry.
»Ja«, bestätigt Callie.
Die Lettern sind groß. Die Schwünge sind wütend, jeder ein Ausdruck von Hass und Wut.
DIESER ORT = SCHMERZ
»Was zur Hölle soll das bedeuten?«, fragt Barry.
»Ich weiß es nicht«, lautet meine Antwort. »Aber es scheint ihm wichtig zu sein.«
Genau wie das Blut und die ausgenommenen Eingeweide.
»Interessant, dass er es in Sarahs Schlafzimmer geschrieben hat, findest du nicht auch?«, fragt Callie.
»Ja. Und es ist so verdammt aufschlussreich«, brummt Barry. »Warum können diese Psychos nie etwas Nützliches oder Sinnvolles schreiben? ›Hi, ich heiße John Smith, wohne in
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